1. ruhr24
  2. Dortmund

Dortmunder Teeny-Gang terrorisiert Bürger: Polizeipräsident spricht Machtwort

Erstellt:

Von: Florian Forth

Ärger in Dortmund-Scharnhorst: Mehrere Jugendliche begehen immer wieder Straftaten in dem Stadtteil. Die Polizei Dortmund plant eine harte Strafe.

Update, Freitag (19. Mai), 13 Uhr: Dortmund – Die Gewaltserie in Dortmund-Scharnhorst hört auch nach der Warnung des Polizeipräsidenten nicht auf. Jetzt soll der erst 14-jährige Intensivtäter erneut zugeschlagen haben. Doch eine neue Entwicklung macht Hoffnung.

Chaos in Dortmund-Scharnhorst: Intensivtäter (14) schlägt auf Jungen ein – und stellt sich der Polizei

Nur einen Tag nach der eindringlichen Warnung von Polizeipräsident Lange geht die Serie der Jugendgewalt in Dortmund-Scharnhorst weiter. Erneut im Mittelpunkt: Ein erst 14-jähriger Schüler, den die Polizei bereits als Intensivtäter führt.

Er soll am Donnerstag (18. Mai) zwischen Droote und Gleiwitzstraße auf einen gleichaltrigen Jungen eingetreten haben. Anschließend nahm er ihm Jacke und Schuhe ab und flüchtete. Wie die Polizei Dortmund berichtet, soll es dabei angeblich um Schulden gegangen sein.

Kurz darauf verprügeln ganz in der Nähe teils vermummte Angreifer zwei junge Männer (18 und 19) und erbeuten Bargeld und eine Kappe. In beiden Fällen sicherten die Beamten Spuren und ermittelten.

Währenddessen passiert die mögliche Wendung: Der 14-Jährige taucht mit seiner Mutter auf der Polizeiwache in Scharnhorst auf. Er habe gehört, dass er gesucht werde. Weil er als Tatverdächtiger der Raubüberfälle gilt, wurden ihm Fingerabdrücke abgenommen, Name und Adresse notiert. Zudem wurde sein Smartphone beschlagnahmt. „Schließlich rief er seinen Rechtsanwalt an“, berichtet die Polizei.

Polizei Dortmund Scharnhorst Gleiwitzstraße
Die Polizei Dortmund kontrolliert an der Gleiwitzstraße in Scharnhorst. © Polizei Dortmund

Jugend-Gang sorgt für Chaos in Dortmund-Scharnhorst: mehrere Verletzte

Erstmeldung, Donnerstag (18. Mai), 17.50 Uhr: „Um etwas zu klären“ war eine Gruppe Jugendlicher am Samstag (13. Mai) mit der Stadtbahn in den Nordosten von Dortmund gefahren. An der Haltestelle „Scharnhorst Zentrum“ angekommen, gingen sie mit Schlagstock auf Pfefferspray auf eine weitere Person los. Das berichtet die Polizei Dortmund am Mittwoch (17. Mai). Sie will jetzt weitere Straftaten verhindern und die Jugendlichen aus dem Stadtteil verdrängen – zur Not mit drastischen Mitteln.

Denn die Prügelei am Samstag in Scharnhorst ist nicht die erste dieser Art. Schon Ende April berichtete die Polizei Dortmund von zwei Pfefferspray-Attacken. Bei der ersten verletzte eine Gruppe von rund sechs Jugendlichen (13 bis 14 Jahre) einen Mann (50) in einer Stadtbahn der Linie U42 nach Grevel. Sie waren zuvor in Streit geraten (alle Polizei-News aus Dortmund auf RUHR24 lesen).

Bei der zweiten Tat an der Bushaltestelle „Scharnhorst Zentrum“ wurden drei junge Männer (19, 20 und 22) von einer ähnlichen Gruppe ausgeraubt. Dem 20-Jährigen schlugen sie ins Gesicht und attackierten ihn mit Reizgas. Als er flüchten wollte, verfolgten sie ihn. Auch der 22-jährige Begleiter wurde geschlagen und musste verletzt ins Krankenhaus gebracht werden.

20 Jugendliche terrorisieren Dortmund-Scharnhorst: Intensivtäter ist erst 14 Jahre alt

Auch bei der jüngsten Attacke fällt einer immer wieder auf: ein 14-Jähriger, etwa 1,70 Meter groß, dunkle Locken. Bei der Polizei Dortmund gilt der Halbstarke mittlerweile als „Intensivtäter“. Die Kripo ermittelt gegen ihn wegen mehrerer Straftaten, er droht in eine kriminelle Karriere abzurutschen. Doch die Hürden, ihn von der Straße zu holen, sind hoch.

Insgesamt sprechen die Ermittler aber von nicht weniger als 20 Jugendlichen im Alter von 13 bis 17, die immer wieder in Dortmund-Scharnhorst Probleme machen. „Nicht alle wohnen in Scharnhorst und nicht alle Jugendlichen, die dort von der Polizei angetroffen werden, begehen Straftaten. Manche sind eher Mitläufer“, heißt es von den Ermittlern. Auch Mädchen sollen zu der Gruppe gehören.

Polizei Dortmund will mit „großem Platzverweis“ gegen Jugendkriminalität vorgehen

Die Polizei Dortmund kontrolliert bereits länger verstärkt in Scharnhorst. Verteilt Platzverweise. Schließt Kneipen, die gegen das Jugendschutzgesetz verstoßen. Im Fokus: Die Gleiwitzstraße umgeben von Plattenbau sowie die Bus- und Bahn-Haltestellen im Zentrum des Stadtteils (weitere Nachrichten aus Dortmund auf RUHR24).

15.01.2021 Polizei in Dortmund Gregor Lange
Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange: „Schöpfen alle Mittel aus.“ © Revierfoto/Imago

Doch so schnell sie auch vor Ort sein mögen, wenn die Situation mal wieder eskaliert: Auch vor den Beamten haben die Jugendlichen meist keinen Respekt. Bei Festnahmen wehren sie sich nach Kräften, „was konsequent zu weiteren Strafanzeigen führt“, so die Polizei. Laut Polizeipräsident Gregor Lange schöpft seine Behörde im Kampf gegen die Jugendkriminalität mittlerweile „alle uns zur Verfügung stehenden Mittel aus“.

Ein letztes Ass haben die Behörden aber noch im Ärmel: Mit einem sogenannten befristeten Bereichsbetretungsverbot könnte rasch Ruhe einkehren. Diese Karte kann die Polizei jedoch erst spielen, wenn durch Gespräche, Platzverweise und Strafanzeigen keine Besserung eingetreten ist.

Dieser „große Platzverweis“ würde der Gang verbieten, bestimmte Bereiche in Scharnhorst zu betreten. Er gilt bis zu drei Monate lang und wurde bereits gegen sechs Jugendliche in Aplerbeck eingesetzt. „Sie halten sich weitestgehend an diese Anweisung“, sagt die Polizei. Tauchen die Jugendlichen trotzdem auf, drohen Strafen von 200 bis 400 Euro.

Gewalt unter Jugendlichen in Dortmund: Polizei nimmt Eltern in die Pflicht

Gewalt unter Jugendlichen ist in Dortmund keine neue Entwicklung. Erst 2022 hatte die Polizei Dortmund eine bewaffnete Kinder-Gang in Marten hochgenommen. Für bundesweite Schlagzeilen sorgte 2018 eine tödliche Messer-Attacke auf eine 15-Jährige in Dortmund-Hörde. Ein Jahr später wurde eine 17-Jährige wegen der Tat zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt.

Damit die Situation in Dortmund-Scharnhorst nicht weiter eskaliert, sind aber offenbar nicht nur Polizeieinsätze nötig. Bereits vor Jahren hatten Anwohner mehr Jugendtreffs in Scharnhorst gefordert. Polizeichef Lange nimmt zudem die Eltern in die Pflicht: „Für langfristig wirkende Erfolge im Umgang mit Jugendkriminalität müssen an erster Stelle aber auch erzieherische Probleme gelöst werden.“

Auch interessant