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NRW steuert auf Dürre-Desaster zu: Karte zeigt „Alarmstufe dunkelrot“

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Von: Florian Forth

NRW ist von extremer Dürre betroffen. Hitzewellen und zu wenig Regen haben den Boden ausgetrocknet. Mit drastischen Folgen für Pflanzen und Menschen.

Dortmund – Dürre, trockene und aufgeplatzte Böden, Ernteausfälle: Es sind Begriffe, die man eher aus den Nachrichten und von anderen Kontinenten kennt. Doch auch in Nordrhein-Westfalen ist es aktuell extrem trocken. Und das nicht zum ersten Mal. Das Problem dabei: das System verstärkt sich selbst. Mit massiven Folgen für den Menschen.

Bundesland:NRW
Krise:Klimawandel
Folgen:Dürre

Dürre in NRW: Sommerhitze und fehlender Regen sorgen für extreme Trockenheit

Aber was ist das überhaupt, eine Dürre? Der Deutsche Wetterdienst (DWD) definiert das Wetterphänomen so: „Unter Dürre versteht man einen Mangel an Wasser, der durch weniger Niederschlag und/oder eine höhere Verdunstung durch erhöhte Temperatur (oder Wind) als üblich verursacht wird.“

Dabei gibt es mehrere Schweregrade einer Dürre. Denn je nachdem, wie lange sie anhält, desto tiefgreifender sind ihre Folgen für die Natur und den Menschen. Das Spektrum reicht von einer meteorologischen Dürre („ein bis zwei Monate trockener als üblich“) bis hin zu einer sozio-ökonomischen Dürre („ab einem Jahr, Wassermangel bremst produzierende Wirtschaft“).

Während in Italien derzeit bereits das Trinkwasser rationiert werden muss und Flüsse austrocknen, ist die Situation in Deutschland noch nicht so dramatisch. Doch auch in NRW sind die Böden wegen ausbleibenden Regens und der Sommerhitze beinahe ausgetrocknet.

Dürre in Deutschland: Dürremonitor zeigt aktuell extreme bis außergewöhnliche Werte an

Wie stark die Dürre NRW aktuell trifft, zeigen Karten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig (Stand: 11. Juli 2022). Dort wird täglich anhand Tausender Messwerte der rund 2.500 Wetterstationen in Deutschland der Dürremonitor erstellt. Von einer Dürre sprechen die Forscher dann, wenn der Boden deutlich trockener ist, als anhand der Werte der Jahre 1951 bis 2015 erwartet wird.

Für Deutschland zeigt die Grafik für große Teile des Landes im Jahr 2022 eine extreme bis außergewöhnliche Dürre an. Betroffen sind vor allem der Schwarzwald in Baden-Württemberg, aber auch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.

Dürreindex aktuell für Deutschland zeigt schwere bis außergewöhnliche Dürre
Der Dürreindex zeigt für große Teile von Deutschland eine schwere (orange) bis außergewöhnliche (dunkelrot) Dürre an. © UFZ-Dürremonitor/Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

NRW: Karte zeigt Regionen, die aktuell von schwerer Dürre betroffen sind

Auch große Teile von NRW sind aktuell von schwerer Dürre betroffen. Im Münsterland und in Ostwestfalen-Lippe – beides Regionen mit viel Landwirtschaft – herrscht aktuell sogar eine außergewöhnliche Dürre. Das bedeutet, dass die Böden dort bis in 1,80 Meter Tiefe so trocken sind, dass Pflanzen so gut wie kein verfügbares Wasser mehr vorfinden.

Wie ungewöhnlich eine solche Dürre für NRW ist, zeigt die langjährige Statistik. Denn laut dem UFZ sind die aktuellen Messwerte in weniger als 2 Prozent der Jahre von 1951 bis 2015 erreicht worden (alle News aus NRW auf RUHR24 lesen).

In Teilen von NRW herrscht aktuell eine außergewöhnliche Dürre (dunkelrot).
In Teilen von NRW herrscht aktuell eine außergewöhnliche Dürre (dunkelrot). In Teilen des Ruhrgebiets ist es „nur“ ungeöhnlich trocken. © UFZ-Dürremonitor/Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Auch im Rest des Landes sind die Böden zu trocken. Im Ruhrgebiet etwa herrscht beim Gesamtboden laut der Experten des UFZ aktuell eine „moderate Dürre“. Sprich: Man kann die Jahre an zwei Händen abzählen, in denen es seit 1951 so trocken war. Kommunen im Ruhrgebiet investieren bereits Millionen, um die Folgen des Klimawandels abzumildern.

Dürre in NRW 2022: Pflanzen finden kaum noch Wasser im Boden

Die Dürre kann auch in NRW massive Folgen für Pflanzen, Nahrungsmittel und Energieversorgung haben, warnte die Umweltschutzorganisation WWF bereits 2019: „Dürren zerstören wichtige Ökosysteme und gefährden die Ernährungssicherheit. Sie befeuern soziale Unruhen und politische Konflikte“, sagte Philipp Wagnitz vom WWF Deutschland damals.

Dürre 2022 in NRW lässt Pflanzen vertrocknen
Die Pflanzen in NRW finden kaum noch verfügbares Wasser im Boden, bekommen Trockenstress (weiß: unter 50 Prozent) oder sterben ab (rot: 0 Prozent). © UFZ-Dürremonitor/Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Die Staatengemeinschaft müsse ihre Klimabeiträge deutlich erhöhen, um die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. „Sonst setzt sich die fatale Dürrespirale weltweit fort“, sagte der WWF-Süßwasserexperte. Denn weil die Pflanzen immer früher blühen, benötigen sie auch früher Wasser. Das kann bei zu wenig Regen zu längeren Trockenperioden im Sommer führen, warnt das NRW-Landesamt für Naturschutz (PDF).

Auch beim UFZ selbst schätzt man die Lage als ungewöhnlich ein. In einem Interview mit der Tagesschau Ende Juni sagte Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors, dass es in den vergangenen 250 Jahren höchstwahrscheinlich „keine vergleichbare Dürre-Situation in Mitteleuropa“ gegeben hätte. Allein Deutschland sei zudem bereits seit 2018 zu trocken.

Dürre in NRW endet erst mit überdurchschnittlich viel Regen – und wird wiederkommen

Auflösen lasse sich diese Trockenheit nur mit überdurchschnittlich viel Regen. Das könne Monate dauern, sagte Marx. Dennoch sei nicht davon auszugehen, dass sich einige Regionen in Deutschland langfristig auf Trockenheit einstellen müssen.

Auch im Ruhrgebiet, wie hier in Essen, sterben wegen der Dürre die ersten Bäume ab.
Auch im Ruhrgebiet, wie hier in Essen, sterben wegen der Dürre die ersten Bäume ab. © Gottfried Czepluch/Imago

Denn durch den Klimawandel steige, anders als etwa am Mittelmeer, der Niederschlag im Winter: „Das heißt: Diese Dürre wird irgendwann vorbeigehen. Ich kann nur leider nicht sagen, ob das jetzt im nächsten Winter oder dann im über- oder überübernächsten Winter passiert.“

Klar sei jedoch: Die Dürre wird wiederkommen, darauf gelte es sich einzustellen. Um dem entgegenzuwirken soll auch in NRW bald das Modell der Schwammstadt getestet werden. Diese sollen bei künftigen Hitzewellen in NRW das Mikroklima verbessern.

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