Autofahrer stöhnen

Tankrabatt: NRW-Experten erklären, warum die Preise nicht sinken

Der Tankrabatt in Deutschland ist ein Fiasko für Autofahrer. Zwei Experten aus NRW erklären, welche Methode charmanter, aber wohl auch komplizierter gewesen wäre

Dortmund/Köln – Der Tankrabatt ist im Frühling so etwas wie der Heilsbringer für Autofahrer in Deutschland gewesen. Endlich wieder günstiger tanken. Von wegen. Die Realität im Juni 2022 sieht anders aus. An den Zapfsäulen merkt der Verbraucher rein gar nichts. Zwei Experten aus NRW verraten im Gespräch mit RUHR24, was in Sachen Tankrabatt hätte anders laufen können und warum die Entlastung nicht beim Verbraucher ankommt.

BundeslandNRW
InstitutionenADAC NRW, IWI Köln
ThemaTankrabatt in Deutschland

Tankrabatt gescheitert: Experten aus NRW erklären die Hintergründe

100 Euro Tankgutschein pro Monat im Juni, Juli und August für jeden Autofahrer in Deutschland. Warum hat die Bundesregierung das nicht so gemacht? RUHR24 hat bei Christian Rusche vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IWI Köln) und Roman Suthold vom ADAC NRW nachgefragt. Das – und da waren sich beide Experten durchaus einig – wäre definitiv eine charmantere Variante gewesen, Autofahrer und Autofahrerinnen zu entlasten.

Christian Rusche und Roman Suthold

Dr. Christian Rusche arbeitet für das Institut der Deutschen Wirtschaft. Er ist „Senior Economist für Industrieökonomik und Wettbewerb“.

Prof. Dr.-Ing. Roman Suthold arbeitet als Leiter im Fachbereich für Verkehr und Umwelt beim ADAC in Köln. Zudem ist er Honorarprofessor an verschiedenen Hochschulen.

Warum sich die Bundesregierung rund um Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Linder (FDP) für einen Tankrabatt entschieden hat, bei dem es schon im Vorfeld arge Bedenken gegeben hat, ist unklar. Wahrscheinlich, so die Experten aus NRW, wäre zwar die Variante „Tankgutschein“ besser, aber auch komplizierter gewesen.

Kompliziert, weil es wegen der Verteilung des Geldes aufgrund der Bürokratie scheitern könnte, glaubt Christian Rusche vom IWI Köln. Sind Daten vorhanden, geht man über das Kraftfahrt-Bundesamt, über die Steuernummer, wird das Geld dann gerecht verteilt? „Vielleicht ist es an der Bürokratie gescheitert“, so Rusche.

Auch Roman Suthold vom ADAC NRW glaubt, dass der aktuelle Tankrabatt einfacher in der Organisation gewesen sein könnte. „Einfacher, aber nicht effektiv, wie man jetzt sieht“, sagt Suthold. Der ADAC-Experte sagt gegenüber RUHR24, dass es eigentlich einen Preis von 1,57 Euro für den Liter Superbenzin hätte geben können.

NRW-Experten erklären Tankrabatt: Mineralölkonzerne missbrauchen Deutschland zur Gewinnmaximierung

Zwar habe man am 1. Juni etwas gespürt. Doch der Tankrabatt sei letztendlich verpufft. Ausnahmslos jeder Autofahrer macht aktuell seinem Unmut über den verkorksten Tankrabatt in Deutschland Luft. Aktuell (Stand: 14. Juni, 12 Uhr) bezahlt man für den Liter Superbenzin in Dortmund einen Preis von 1,96 Euro bis 2,10 Euro. Der Liter Diesel kostet 1,99 Euro bis 2,11 Euro. Tankrabatt – Fehlanzeige!

Nichts zu sehen vom Tankrabatt: Hier eine Tankstelle in Pulheim, NRW.

Doch woran liegt es genau, dass der Tankrabatt aktuell in sich zusammenfällt und möglicherweise, wie wa.de berichtet, sogar vor dem Aus steht? Die Vermutung liege nahe, dass die vier bis fünf Mineralölkonzerne, die den Weltmarkt beherrschen, Deutschland zur Gewinnmaximierung missbrauchen.

NRW-Experten über Tankrabatt: Autofahrer haben keine andere Wahl – Mineralölkonzerne schon

In der Theorie können Player wie Aral und Shell auch woanders verkaufen und Deutschland links liegen lassen, so IWI-Köln-Experte Rusche. Fakt ist aber, dass der Autofahrer eines Verbrenners auf Sprit angewiesen ist. Und den gibt es bei den Tankstellen. Es gebe, so ADAC-Experte Suthold eine Art „Oligopol“.

Oligopol

Ein Oligopol ist eine Form eines Monopols. Einige große Unternehmen beherrschen dabei den Markt.

Das Wort stammt aus dem Altgriechischen von oligoi (deutsch: wenige) und polein (verkaufen).

Die Ampelregierung aus SPD, FDP und Grünen diskutiert derweil, wie es mit dem Tankrabatt weitergeht. Während Finanzminister Lindner und Wirtschaftsminister Habeck über Themen wie Besteuerung sogenannter Übergewinne und Verschärfung des Kartellrechts diskutieren, hat SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken gar ein Sonntags-Fahrverbot oder ein Tempolimit ins Spiel gebracht.

Rubriklistenbild: © Piero Nigro/Imago

Mehr zum Thema