Energie-Krise
NRW-Kohlekraftwerke gehen wegen Ukraine-Krieg auf Standby
Die NRW-Landesregierung will alte Kohlemeiler in die Reserve schicken. Windkraft als Alternative?
NRW – Die Folgen des Ukraine-Kriegs sind auch fast zwei Monate nach Kriegsausbruch in NRW spürbar. Zwar kehrt langsam aber sicher der Frühling zurück und damit höhere Temperaturen*, aber dennoch sind die Sorgenfalten vor dem kommenden Winter und der steigenden Heizkosten groß. RUHR24* weiß, dass die Landesregierung im Bedarfsfall auf alte Mittel zurückgreifen will.
Bundesland | NRW |
Landeshauptstadt | Düsseldorf |
Ministerpräsident | Hendrik Wüst (CDU) |
NRW: Kohlekraftwerke sollen bei Bedarf Energie produzieren – Atomkraftwerke länger im Betrieb?
Laut einem WDR-Bericht erwägt die NRW-Landesregierung, alte Kohlekraftwerke wegen des Ukraine-Kriegs länger in Bereitschaft zu halten. Meiler, die vor kurzem abgeschaltet wurden oder bald stillgelegt werden, sollen in die sogenannte „Kraftwerkreserve“ aufgenommen werden. Bedeutet: Falls Energieknappheit herrscht, könnten die Kraftwerke in die Stromproduktion wieder einsteigen.
Diese Flexibilität werde gebraucht, sagte Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Mittwoch nach Gesprächen mit Unternehmen und Gewerkschaften. Details zu einzelnen Kohlekraftwerken blieben vorerst offen. Entscheiden muss über eine längere Laufzeit der Bund und nicht das Land, schreibt der WDR.
Und die Atomkraftwerke? Können die länger am Netz bleiben? In NRW gibt es derzeit keine aktiven Atomkraftwerke, dafür aber ein paar Atomanlagen*. Energieminister Andreas Pinkwart (FDP) bedauere laut WDR, dass nicht auch Atomkraftwerke länger in Betrieb bleiben könnten. In Deutschland gibt es derzeit noch drei aktive Kraftwerke – in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen.
NRW: Laut Studie könnten mehr Windkraftanlagen gebaut werden – Energie-Embargo gegen Russland?
Die Teilnehmer aus Unternehmen, Gewerkschaft und Landespolitik machten klar, dass man ein Gas-Embargo gegen Russland weiter ablehne. Ein vollständiges Energie-Embargo hätte gravierende Folgen für Industrie und Wirtschaft und NRW*.
Deswegen sind alternative Energielieferanten noch stärker im Fokus. Allen voran die Windenergie. In Nordrhein-Westfalen* stehen laut einer neuen Studie bis 2030 genug Flächen zur Verfügung, um die Kapazität für die Windstrom-Erzeugung um mehr als auf das Doppelte auszubauen. Derzeit liegt die Kapazität bei 6,5 Gigawatt. Bis 2030 seien unter bestimmten Bedingungen bis zu 16,4 Gigawatt Windenergieleistung möglich, berichtete das Landesumweltamt (LANUV).
NRW setzt zukünftig auf Windenergie – wird der Abstand zu Wohnhäusern verringert?
Für den weiteren Ausbau der Windenergie in NRW seien laut DPA Anpassungen im Planungsrecht nötig, die etwa Windräder auf Kahlflächen in Wäldern* möglich machen.
Die Studie berücksichtigt auch den in NRW geltenden Mindestabstand von 1000 Metern zu den meisten Wohngebäuden, klar sei aber auch, dass mehr Fläche zur Verfügung stünde, wenn sich dieser Mindestabstand auf 720 Meter verringern würde.
NRW: Mehr Windanlagen sollen bis 2030 entstehen – fällt der Mindestabstand zu Wohngebäuden?
Kritik gibt es vom Nabu: „Der absolut notwendige Ausbau der Windenergie soll lediglich auf Kosten geschützter Freiflächen und wertvoller naturnaher Räume vorangetrieben werden“, sagte die Nabu-Landesvorsitzende Heide Naderer. Ein Windenergie-Ausbau auch an Waldstandorten komme für den Nabu nur als letzte Option infrage. Zuerst müssten alle Flächenpotenziale in bereits intensiv genutzten Landschaftsräumen voll ausgeschöpft werden.
Die Landesregierung müsse als wichtigste Stellschraube für den Ausbau die 1000-Meter-Abstandsregelung zur Wohnbebauung abschaffen. Doch daran will die aktuelle NRW-Landesregierung festhalten. „Wir haben mit unserer Regelung viel Akzeptanz. Hier gibt es deutlich weniger Klagen als in anderen Bundesländern, wir haben viele Genehmigungen“, verteidigt Pinkwart die Regelung im WDR. *RUHR24 ist Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA.
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