Heizenergie und Kosten

NRW und besonders das Ruhrgebiet heizen mehr, als der Rest Deutschlands

Die Kosten für eine warme Wohnung steigen in diesem Jahr deutlich. Dabei heizen die Menschen im Ruhrgebiet vergleichsweise viel. Eine Zahl überrascht.

Dortmund/Berlin – Der Winter 2022 wird wohl in jeder Hinsicht ein teurer werden. Neben gestiegenen Preisen für Lebensmittel sorgen sich viele Menschen um ihre Heizöl- und Gasrechnung. Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin zeigen: In manchen Regionen dürfte sie berechtigt sein, berichtet RUHR24.

Bundesland:Nordrhein-Westfalen
Heizenergiebedarf:140 kWh/m²
Jahr:2021

NRW verbraucht laut DIW mehr Heizenergie als andere Bundesländer

Berechnet hat den Heizenergiebedarf das DIW zusammen mit dem Energiedienstleister Ista aus Daten von rund 1,8 Millionen Wohnungen in ganz Deutschland. Auch die Größe der Wohnung, genutzte Energieträger sowie Unterschiede beim Wetter sind in die Daten eingeflossen.

Demnach haben Menschen in Nordrhein-Westfalen in den Jahren 2020 und 2021 deutlich mehr geheizt, als Bewohner anderer Regionen in Deutschland. Eine mögliche Erklärung könnte laut DIW sein, dass besonders in den Neuen Bundesländern viele Häuser nach der Wende saniert wurden und dort nun weniger Heizenergie verloren geht.

Menschen in Düsseldorf, Bochum und Dortmund verbrauchen viel Heizenergie

Auch innerhalb NRWs gibt es deutliche Unterschiede beim Verbrauch von Heizenergie. Denn laut der Studie haben die Menschen im Ruhrgebiet und dem Rheinland im Jahr 2021 deutlich mehr geheizt, als etwa in Münster oder dem Sauerland. Angegeben sind jeweils die Daten der Raumordnungsregionen.

So viel Heizenergie haben die Menschen in NRW 2021 verbraucht:

  • Düsseldorf: 146 kWh/m²
  • Bonn: 145 kWh/m²
  • Bochum/Hagen: 142 kWh/m²
  • Duisburg/Essen: 140 kWh/m²
  • Köln: 140 kWh/m²
  • Dortmund: 138 kWh/m²
  • Arnsberg: 130 kWh/m²
  • Deutschland: 129 kWh/m²

Damit liegen die am dichtesten besiedelten Regionen in NRW zum Teil deutlich über dem Bundesdurchschnitt, was den Verbrauch von Heizenergie angeht. In der Landeshauptstadt Düsseldorf etwa ist der Verbrauch so hoch wie sonst nirgendwo.

Doch auch im Ruhrgebiet wird viel geheizt: Bochum und Hagen, Duisburg und Essen sowie Dortmund liegen mit jeweils rund 140 kWh/m² im Jahr im oberen Drittel der Verbrauchstabelle. Zum Vergleich: Deutschlandweit werden im Schnitt nur 129 kWh/m² im Jahr verbraucht.

Dabei war Heizen schon 2021 recht teuer. In NRW haben die Menschen pro Quadratmeter rund 8,6 Euro für Heizenergie gezahlt. Teurer ist es nur im Saarland (9,1 Euro), in Bayern zahlte man im Durchschnitt lediglich 6,8 Euro.

Homeoffice sorgt nicht für starken Anstieg der Heizenergie in NRW und Deutschland

Ein Wert überrascht dann auch die Experten: „Dass sich in den vergangenen beiden Jahren der Heizbedarf in privaten Wohnungen überhaupt reduziert hat, ist vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie erstaunlich“, heißt es in der Auswertung des DIW.

Weil zahlreiche Menschen in Deutschland aus dem Homeoffice gearbeitet haben, hatte das Institut einen höheren Heizenergieverbrauch erwartet. Stattdessen lag der Wert eher auf dem des Vorjahres, sank sogar leicht.

Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin.

Hoher Verbrauch an Heizenergie lässt Deutschland die „Klimaziele deutlich verfehlen“

Neben den Kosten für die Bewohner hat das DIW allerdings auch im Blick, dass die Klimaziele in Deutschland nur mit einem deutlich geringeren Energieverbrauch erreicht werden können. Denn vor allem beim Heizen wird viel CO2 freigesetzt. Mit einer sauberen Heizung genügt es meist, Räume auf 20 Grad zu heizen.

Die Emissionen sollen bis 2030 um 68 Prozent gegenüber dem Ausstoß von 1990 gesenkt werden. Doch zuletzt stieg der Energieverbrauch eher an. Wohl auch, weil der Winter 2021 vergleichsweise kalt war. Die Prognose ist jedoch schlecht: „Die Klimaziele im Gebäudesektor werden nach dem prognostizierten Trend deutlich verfehlt“, schreibt das DIW.

Haben die hohen Energiepreise also überhaupt etwas Gutes? Immerhin sorgen ein paar Grad weniger in der Wohnung dafür, dass wir den Klimawandel nicht ganz so stark beschleunigen, wie zuletzt.

Wärmemonitor 2021 des DIW

Alle Informationen zum Heizenergieverbrauch in Deutschland und NRW gibt es im Wärmemonitor des DIW.

Rubriklistenbild: © Metodi Popov/Imago, Datawrapper; Collage: Florian Forh/RUHR24

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