Energiekrise

47 Ruhrpott-Halden sollen bald Strom für Hunderttausende Menschen produzieren

Das Ruhrgebiet wandelt sich. Schon bald könnten die letzten Zeugen der Bergbauindustrie Energie für die Zukunft liefern.

NRW – Sie sind Landmarken, Überbleibsel des Bergbaus in NRW und zugleich Touristenmagnete: Die Rede ist von Halden. Sie prägen mittlerweile das Landschaftsbild, nicht nur um Ruhrgebiet. Während früher Halden für Abraum genutzt wurden, sollen sie in Zukunft die Probleme der heutigen Zeit lösen. RUHR24 weiß, was es damit auf sich hat.

BundeslandNRW
RegionRuhrgebiet
ThemaHalden produzieren grünen Strom

Energiekrise und fehlendes Gas: Lösung könnte mitten im Ruhrgebiet liegen

Kein Thema wird derzeit mehr diskutiert, als das Sparen von Energie und wie sich Deutschland unabhängiger vom Gas-Lieferanten Russland machen könnte. Während jeder einzelne Bürger versucht, die Gas-Kosten so niedrig wie möglich zu halten, schauen sich andere um, welche Energieträger in Zukunft das Land durch harte Zeiten tragen könnten.

Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat seinen Blick auf die Überbleibsel der Bergbauzeit gerichtet. Zugegeben: Die restliche Kohle aus den Halden zu ziehen, wäre nicht nur ein immenser Kraftakt, sondern wahrscheinlich auch wenig lohnenswert. Die Alternative heißt dafür Solar- und Windenergie.

Der RVR habe laut eigenen Angaben 58 Halden in NRW dahingehend untersucht, ob diese das Potenzial zur Nutzung regenerativer Energien haben. Das Ergebnis: 47 Halden hätten die Voraussetzungen, mit Photovoltaik und Windkraft Energie zu erzeugen.

Halden im Ruhrgebiet könnten grünen Strom für eine Großstadt produzieren

Was bedeutet das konkret? Müssen sich die Menschen in NRW darauf gefasst machen, dass künftig die Halden zu Stromkraftwerken umgebaut werden? Der RVR schreibt dazu, dass weitere Standortuntersuchungen fällig seien und mit den einzelnen Kommunen geklärt werden müsse, inwiefern eine kurz-, mittel- oder langfristige Umsetzung möglich sei.

Falls jedoch der „Idealfall“ eintritt und alle 47 Halden mit Solar- und Windkraftanlagen ausgestattet werden, könnte damit pro Jahr 788 Gigawattstunden Strom produziert werden. „Das heißt, 175.000 Haushalte könnten mit Energie versorgt und 377.000 Tonnen CO2 gleichzeitig eingespart werden,“ erklärt Nina Frense, Beigeordnete für Umwelt und Grüne Infrastruktur beim RVR.

175.000 Haushalte würden umgerechnet einer Bevölkerung von 348.000 Menschen entsprechen, also etwas weniger, als die gesamte Stadt Bochum hat.

Die Halde Hoheward in Herten. Foto: dpa

Halden in NRW sind Naherholungsgebiete und Touristenmagnete – und künftig auch Kraftwerke?

Welche Halden unter den 47 genannten möglichen Kandidaten sind, wird nicht weiter genannt. Aber um einige zu nennen, die in Betracht kämen, ist hier eine kleine Aufzählung:

  • Halde Gotthelf (Dortmund-Hombruch)
  • Halde Schwerin (Castrop-Rauxel)
  • Halde Hoheward (Recklinghausen/ Herten)
  • Halde Hoppenbruch (Herten)
  • Halde Mont-Cenis (Herne)
  • Halde Königsgrube (Bochum)
  • Halde Rheinelbe (Gelsenkirchen)
  • Schurenbachhalde (Essen)
  • Halde Mottbruch (Gladbeck)
  • Halde Haniel (Bottrop)

Acht der 58 Halden produzieren schon heute mit Windenergie rund 128 Gigawattstunden pro Jahr, eine davon ist beispielsweise die Halde Hoppenbruch in Herten.

Wind- und PV-Anlagen auf den Ruhrgebietshalden? Keine Zukunftsmusik mehr

Falls weitere Untersuchungen an den Halden grünes Licht geben, könnten innerhalb eines Jahres schon die ersten Photovoltaik-Anlagen stehen – Windkraftanlagen benötigen laut RVR rund drei bis fünf Jahre. Welche Halden jedoch welchen Energieträger bekommen, bedürfe einer Einzelfallprüfung.

Halde Schleswig

Vom Bergbau-Abraum, zum Naherholungsgebiet und Touristenmagnet, hin zu Energieträger der Zukunft: Das Ruhrgebiet wandelt sich.

Rubriklistenbild: © Jochen Tack/ imago

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