Gefährliche Raupen
Eichenprozessionsspinner 2022 wieder in NRW: Raupe wird mit Kanone beschossen
In NRW wird der Eichenprozessionsspinner jetzt mit Wasser-Kanonen beschossen. Für den Menschen kann er gefährlich werden.
Dortmund – Statt auf die sprichwörtlichen Spatzen, schießt Straßen NRW* ab sofort mit Kanonen auf Insekten. Denn die auch für Menschen gefährliche Raupe des Eichenprozessionsspinners breitet sich bald wieder aus. Ein kleiner Nützling soll das verhindern, berichtet RUHR24*.
Insekt: | Eichenprozessionsspinner |
Saison: | April bis August |
Bundesland: | NRW |
Eichenprozessionsspinner in NRW: Gefährliche Raupe hat sich explosionsartig ausgebreitet
Bis 2007 war der Eichenprozessionsspinner nur im Westen von NRW, an der Grenze zu den Niederlanden, verbreitet. Seitdem hat er einen wahren Siegeszug durch das Bundesland hingelegt. Benannt ist das Insekt nach seinem Verhalten, bei dem es ähnlich einer Prozession in langen Reihen über die Äste kriecht (alle News aus NRW* auf RUHR24 lesen).
Dabei ist der spätere Schmetterling an sich ungefährlich, ein Teil der früheren Raupe allerdings nicht: „Die Brennhaare können bis zu einem halben Kilometer weit fliegen und stellen bis zu drei Jahre lang eine Gesundheitsgefahr dar, wenn sie nicht fachgerecht entfernt werden“, teilt Straßen NRW mit.
Die Raupe sorgt mittlerweile auch bei Menschen in Dortmund*, Düsseldorf und Münster für Hautreizungen und allergische Reaktionen. Denn im dritten Larvenstadium enthalten die mit Widerhaken besetzten Haare laut Naturschutzbund Deutschland (Nabu) das Eiweißgift Thaumetopoein.
Eichenprozessionsspinner wird im Ruhrgebiet mit Sprühkanonen bekämpft
Um die Raupen gar nicht erst so weit kommen zu lassen, rücken im Ruhrgebiet bereits Ende April speziell ausgerüstete Fahrzeuge der Straßenmeistereien aus. Dabei fahren sie vor allem Bäume an, die bereits im Jahr zuvor von den Raupen des Falters befallen waren.
In diesen Städten im Ruhrgebiet wird der Eichenprozessionsspinner bekämpft:
- Dortmund
- Marl
- Unna
Die Wagen sind mit speziellen Sprühkanonen ausgestattet. Über Düsen an Teleskoparmen spritzen Mitarbeiter damit eine Flüssigkeit direkt in die Baumkronen der Eichen. Darin enthalten ist neben kleinen Würmern, den sogenannte Nematoden, auch ein Gel, mit dem sie an den Raupen kleben bleiben.
Was sind Nematoden
Nematoden sind bis zu einem Millimeter große Fadenwürmer, die größtenteils im Boden leben. Ihr bekanntester Vertreter ist der Modellorganismus C. elegans.
Gegen den Eichenprozessionspinner wird der Nematode Steinrnema feltiae eingesetzt.
Eichenprozessionsspinner in NRW wird mit winzigen Würmern bekämpft
Die winzigen Würmer dringen dann in die Larven des Eichenprozessionsspinners ein und sorgen mit einem Bakterium dafür, dass diese zersetzt werden. Diese umweltfreundliche Schädlingsbekämpfung wird auch von Gärtnern eingesetzt. Mit Nematoden lassen sich zu Hause etwa Trauermücken aus der Blumenerde entfernen*.
Der Kniff an der Sache: Für den Menschen sowie andere Tiere wie Bienen und Vögel sind die Nematoden völlig ungefährlich, heißt es von Straßen NRW. Weil sie tagsüber schnell austrocknen, wird die Kanone gegen den Eichenprozessionsspinner nur nachts eingesetzt.
Und der Plan geht offenbar auf: „Der frühe Einsatz eines Biozids und der Nematoden in den vergangenen Jahren hat dazu geführt, dass im Sommer deutlich weniger Nester aufwendig entfernt werden mussten.“ 2021 waren sogar Bäume an den Autobahnen in NRW befallen*.
Eichenprozessionsspinner: Welche Symptome lösen die Brennhaare der Raupe aus?
Doch auch mit dieser Methode werden auch 2022 nicht alle Raupen des Eichenprozessionsspinners unschädlich gemacht werden können. Sollte man die Raupen in einer Eiche entdecken, empfiehlt Wald und Holz NRW unbedingt Abstand zu halten.
Wenn man mit den Brennhaaren der Raupe des Eichenprozessionspinners in Kontakt gekommen ist:
- Raupenhaare entfernen
- Kleidung wechseln
- Haare waschen
Auch Salben, Mittel gegen Allergien (Antihistaminika) und Wirkstoffe gegen Asthma (Broncholytika) können dann nötig sein. Bei schweren Symptomen nach Kontakt mit den Brennhaaren sollte man einen Arzt aufsuchen.
Die Hoffnung ist, dass der Einsatz des Wurmwassers den Eichenprozessionsspinner in NRW wieder zurückdrängt. Laut Nabu sei dieses „natürliche Phänomen“ bereits häufiger aufgetreten – und auch ohne den Eingriff des Menschen wieder zurückgegangen. *RUHR24 ist Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA.
Rubriklistenbild: © Agrarmotive/Imago, Straßen NRW; Collage: RUHR24