Antibiotikum Colistin betroffen
NRW: Entdeckungen in Abwasser von Schlachtbetrieben erregen Besorgnis
Abwasserproben an vier Schlachtbetrieben – unter anderem in Nordrhein-Westfalen – haben „besorgniserregende“ Ergebnisse geliefert.
Dortmund – Um herauszufinden, ob sich im Abwasser von Schlachtbetrieben antibiotikaresistente Keime befinden, hat Greenpeace Wasserproben untersuchen lassen. Auch an einem Betrieb in Nordrhein-Westfalen* wurden Proben genommen. Die Ergebnisse sind alarmierend, weiß RUHR24*.
Bundesland | Nordrhein-Westfalen |
Landeshauptstadt | Düsseldorf |
Regierungschef | Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) |
Regierende Parteien | CDU und FDP |
NRW: Antibiotikaresistente Keime in Abwasserproben von Schlachtbetrieben entdeckt
Untersucht wurden die Abwasserproben an der Universität Greifswald von der Mikrobiologin Katharina Schaufler. Der NDR-Sendung Panorama 3 liegen die Ergebnisse vor, welche die Wissenschaftlerin selbst als „besorgniserregend“ bezeichnet habe. 35 der 44 analysierten Proben hätten multiresistente Keime enthalten.
Solche Bakterien sind gefährlich, weil gleich mehrere Antibiotika nicht gegen sie wirken. Schaufler spricht gegenüber dem NDR von einer Gefahr für die gesamte moderne Medizin, sollten sich die Antibiotikaresistenzen weiter so verbreiten*. Wenn Resistenzen vorhanden sind, könne in Zukunft möglicherweise selbst eine einfache Blasenentzündung nicht mehr behandelt werden.
Abwasserproben in NRW: Keime mit Colistin-Resistenz sind besorgniserregend
Besonders besorgniserregend seien die Ergebnisse, der unter anderem in NRW genommenen Schlachtabwasserproben, mit Blick auf das Antibiotikum Colistin. Wie der NDR erklärt, wird Colistin von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Reservemittel eingestuft und soll nur dann eingesetzt werden, wenn Menschen an einem lebensbedrohlichen Infarkt erkrankt sind und andere Antibiotika nicht anschlagen.
In der Tiermedizin wird das Antibiotikum hingegen regelmäßig zur Behandlung von Infektionen eingesetzt. Das hat jetzt offenbar Folgen. Denn in den Abwasserproben seien Keime entdeckt worden, gegen die eben jenes Colistin nicht mehr wirkt. Die WHO ist wegen Resistenzen, die gegen genau dieses Medikament auftreten, besorgt.
Wissenschaftler und Umweltschützer fordern schon länger ein Verbot von Colistin in Tierställen. Die Fleischindustrie stemmt sich dagegen, da ohne den Einsatz mehr Tiere länger krank sein könnten oder sogar vermehrt sterben. Doch es gibt laut Schaufler auch andere Lösungen als ein striktes Verbot.
Resistente Bakterien in NRW-Schlachtabwasser: In Deutschland sterben jährlich über 2000 Menschen
Der Wissenschaftlerin zufolge müsse dafür gesorgt werden, dass überhaupt weniger Behandlungen von Tieren nötig seien. Das könne man durch robustere Rassen und eine bessere Haltung, etwa mit mehr Platz für die Tiere, erreichen. Entsprechende Gesetze müssten allerdings von der Politik auf den Weg gebracht werden.
Aber auch unabhängig von Colistin ist die Entwicklung mit Blick auf resistente Bakterien bedenklich. Dem Bericht zufolge sterben weltweit mehr als 1,2 Millionen Menschen pro Jahr an resistenten Bakterien. In Deutschland seien es über 2000. Solche Bakterien entstehen dort, wo viele Antibiotika eingesetzt werden. Das ist neben Krankenhäusern etwa in der Haltung von Tieren der Fall. *RUHR24 ist Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA.
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