Aktion gegen Kohleabbau

Dortmunder in Lützerath: „Wenn das Dorf fällt, wird es schwierig“

Bilder aus Lützerath ähneln aktuell fast schon kriegsähnlichen Zuständen. Ein Aktivist aus Dortmund ist vor Ort – „damit das Dorf nicht fällt“.

Dortmund – Die Räumung des Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen schreitet voran. Viele Häuser sind bereits frei gemacht – einzelne sind noch besetzt. Genauso wie ein in der Erde von Lützerath verborgenes Tunnelsystem. Malik Pätzold von Fridays for Future (FFF) Dortmund ist ab Samstag (14. Januar) wieder selbst vor Ort. Gegenüber RUHR24 erklärt er, warum die Kohle unter Lützerath bleiben muss, wo sie ist.

„Die Aktivisten beleben das Dorf“: Dortmunder demonstrieren am Wochenende in Lützerath

„Vor Ort ist es ein ganz komisches Gefühl. Das Dorf ist natürlich verlassen, aber die Aktivisten beleben es. Für sie ist es inzwischen fast schon eine Heimat geworden. Auf der anderen Seite lauert da dieser große Tagebruch“, beschreibt Malik Pätzold von Fridays for Future Dortmund die Stimmung in Lützerath. Das Dorf soll weichen, damit RWE die Braunkohle abbauen kann. Seit Mittwoch (13. Januar) wird es von der Polizei geräumt.

„Um Lützerath herum finden immer wieder Demos statt. Auch wir sind morgen wieder vor Ort“, erklärt der Zwanzig-jährige, der aktuell wieder in Dortmund ist. Geplant ist eine angemeldete Großdemo, zu der möglichst viele Leute kommen sollen. Deshalb soll es auch friedlich bleiben. „Klar kann es Störaktionen geben, aber die gehen nicht an die Öffentlichkeit“, so Pätzold.

Dabei steht im Vordergrund, dass die breite Masse sicher an der Demonstration teilnehmen kann. „Unsere Aktionen von Fridays for Future sind gewaltfrei und sollen es auch bleiben. Wir planen keine krasse Radikalisierung“. Damit distanziert sich die Klimaschutz-Bewegung von Organisationen wie Extinction Rebellion, die auch vor illegalen Aktionen nicht haltmachen.

„Wir bleiben friedlich und gewaltfrei“: Fridays for Future Dortmund in Lützerath vor Ort

„Für uns ist da eine Sitzblockade, wie sie Luisa Neubauer sie mitgemacht hat, eigentlich schon das krasseste Mittel“, betont Pätzold. Natürlich sei es dabei Auslegungssache, wie krass so etwas empfunden werde. Dass Fridays for Future friedlich bleiben wolle, solle dabei nicht heißen, dass sie locker lassen.

„Wir bleiben dabei, dass konsequenter Klimaschutz nicht wählbar ist. Wir müssen auf die Straße gehen und weiter Druck machen – auch mal unangenehm sein. Noch kann die Politik sich auch für einen früheren Kohleausstieg als 2030 entscheiden“. Die Regierung hatte 2022 entschieden, dass die Kohle unter Lützerath noch abgebaut wird, dafür aber 2030 Schluss ist in Deutschland.

In Lützerath schreitet die Räumung voran.

Auch die Grünen gaben ihr Ja-Wort. Das passt vielen Klimaschützern nicht. „Uns gibt Hoffnung, dass bei den Grünen nicht alle überzeugt sind. Besonders die Grüne-Jugend ist da anders eingestellt. Trotzdem müssen wir den konsequenten Klimaschutz weiter einfordern“, meint Malik Pätzold von FFF Dortmund im Gespräch mit RUHR24.

Dortmunder Klimaaktivist reist nach Lützerath – Dortmund ist an schmutzigem Geschäft beteiligt

Doch, warum ist es einem Dortmunder überhaupt so wichtig, was rund 100 Kilometer weiter in Lützerath passiert? „Die Kohle unter dem Dorf darf nicht verbrannt werden. Passiert das und fällt das Dorf, wird es schwierig. Dann würden wir die Klimaziele sicher verfehlen“. Lützerath ist also aktuell Garant dafür, dass RWE nicht an die Kohle kommt – ein Mittel zum Zweck.

In Lützerath besetzen Klimaaktivisten Häuser, um den Abriss des Dorfes zu verhindern.

Dabei würde es ohnehin lange dauern, bis RWE an die Kohle gelangt. Sie liegt sehr tief und es müsste sehr viel Erde abgetragen werden. Doch das scheint es dem Energie-Riesen wert zu sein. Und genau dieses „schmutzige Geschäft“ wollen die Aktivisten nicht akzeptieren (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).

„Für uns aus Dortmund ist es außerdem wichtig zu sagen, dass die Stadt Dortmund RWE-Aktien besitzt. Das heißt, bei dem Abbau in Lützerath verdient Dortmund mit. Das finden wir komisch, wo Klimaschutz doch so wichtig sei“. Morgen geht es dann von Dortmund aus zur Großdemo nach Lützerath – auch für Malik Plätzold – weil „noch nichts verloren“ sei.

Klimawandel und Lützerath – warum die Aktivisten vor Ort sind

Der menschengemachte Klimawandel schreitet auch in Deutschland weiter voran und mit ihm Extremwetterereignisse, wie die Flutkatastrophe 2021. Damit die Folgen der Erderhitzung in einem für den Menschen aushaltbaren Zustand bleiben, ist es wichtig CO₂ einzusparen. Wird die Kohle verbrannt, die durch den Abbau in Lützerath gewonnen werden soll, werden klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen.

Das wollen die Aktivisten verhindern. In Deutschland wird aktuell wieder mehr Kohle verbrannt, wegen der Energiekrise im Zuge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Der Kreml hatte Gaslieferungen nach Deutschland als Reaktion auf die Sanktionen eingestellt.

Rubriklistenbild: © Roberto Pfeil/DPA

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