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Kind (2) verlässt Kita in Dortmund unbemerkt durch offenen Zaun – Zufall verhindert Unglück

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Von: Daniele Giustolisi

Martha Turowska-Jürck (hier ein älteres Foto) ist froh, dass ihrem kleinen Sohn nichts Schlimmes passiert ist.
Martha Turowska-Jürck (hier ein älteres Foto) ist froh, dass ihrem kleinen Sohn nichts Schlimmes passiert ist. © Privat

Ein Kind (2) aus Dortmund ist am Donnerstag allein aus einer Kita spaziert. Nur durch einen kuriosen Zufall kam es dabei nicht zu einem Unglück.

Dortmund – Eigentlich hatte Marta Turowski-Jürck (37) ihren zweijährigen Sohn am Donnerstag (27. August) für nur zwei Stunden in der Kita im Dortmunder Kreuzviertel abgegeben - zur Eingewöhnung. Doch der Tag endete für die Dortmunderin in einem Schock. Ihr Kind lief unbemerkt aus der Kita auf die Straße und entkam nur durch einen Zufall einer Katastrophe.

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Dortmund: Kind läuft unbemerkt aus Kita

Seit dem 4. August ist der Sohnemann in besagter Kita angemeldet, die von einem katholischen Träger betrieben wird. Auch das zweite Kind von Turowski-Jürck (4) ist in dieser Einrichtung untergebracht. "Am Donnerstag war der erste Tag, an dem mein Sohn nicht geweint hat. Die letzten Wochen lief es schlecht, er wollte sich nicht trennen", erzählt die 37-Jährige.

Gegen 9 Uhr brachte Turowski-Jürck ihren Sohn also am Donnerstag in die Kita. Es war der erste Tag, an dem ihr Kind in dieser Woche in die Kita ging, da er zuvor krank war.

Kita in Dortmund lässt Kind unbemerkt ausbüxen

Die Mutter und die Verantwortlichen der Kita hatten abgemacht, dass der zweijährige Sohn zwei Stunden - von 9 bis 11 Uhr - in der Kita bleibt.

Um kurz nach 11, Turowski-Jürck ist ein wenig zu spät, sieht die zweifache Mutter in der Nähe der großen Kreuzung Hohe Straße / Kreuzstraße zwei Polizisten mit einem kleinen Kind. " 'Ach wie süß', habe ich mir nur gedacht", erzählt Turowski-Jürck im Gespräch mit RUHR24. Doch dann realisiert sie, dass das Kind ihr eigenes Kind ist. "Ich dachte, mein Herz bleibt stehen", erzählt sie.

Mutter aus Dortmund findet zufällig entlaufenes Kind

Besorgt eilt die Mutter zu ihrem Kind, schließt es in die Arme. Die Polizisten erklären ihr, dass eine ältere Dame ihren Sohn gegen 10.45 Uhr alleine auf der Kreuzstraße entdeckt, ihm zur Beruhigung einen Lolly und danach sofort den Notruf gewählt habe. Nun sucht die Mutter nach der Helferin, um sich bei ihr zu bedanken.

Der Sohn von Marta Turowska-Jürck nahm Kurs auf die viel befahrene Hohe Straße.
Der Sohn von Marta Turowski-Jürck nahm Kurs auf die viel befahrene Hohe Straße. © Daniele Giustolisi/RUHR24

Wütend geht Turowski-Jürck im Beisein der Polizei zur Kita, stellt Erzieher und Kita-Leitung zur Rede. "Doch die hatten gar nicht mitbekommen, dass mein Kind verschwunden war", sagt die Mutter wütend. Mindestens eine halbe Stunde, so die Berechnungen von Marta Turowski-Jürck, muss ihr Kind nicht in der Kita gewesen sein. "Ich habe danach geschwankt, ob ich brechen oder einfach nur weinen soll", sagt sie.

Kita aus Dortmund wusste von Allergie des Kindes

Besonders brisant: Das zweieinhalbjährige Kind von Marta Turowski-Jürck ist zu 40 Prozent behindert, leidet an einer besonders schweren Allergie und müsste daher besonders streng beaufsichtigt werden. Die Kita sei darüber informiert worden, sagt Turowski-Jürck.

Inzwischen ist klar, wie das Kind der Dortmunderin aus der Kita "flüchten" konnte. Ein Zaun zu einem Kirchenhof habe offengestanden, weil die Kinder am Vormittag mit Rollautos gespielt hätten. Von dort aus habe sich der Ausgebüxte dann auf den Weg in Richtung der viel befahrenen Kreuzung gemacht, die etwa 400 Meter entfernt ist.

Inwiefern die Erzieher ihre Aufsichtspflicht verletzt haben, muss nun geklärt werden. So gibt es bereits Gerichtsurteile, die besagen, dass es in Ordnung sei, Vier- bis Fünfjährige für ein paar Minuten unbeobachtet spielen zu lassen. Das Jugendamt der Stadt Dortmund ist informiert.

Dortmund: Kita-Leitung entschuldigt sich bei besorgter Mutter

Inzwischen hat sich die Kita-Leitung schriftlich bei der Dortmunder Mutter gemeldet und für den Vorfall entschuldigt. Was passiert ist, sei selbstverständlich keine Absicht gewesen. Demnächst soll es auch ein persönliches Gespräch mit den Eltern des entlaufenen Kindes geben. 

Auch gegenüber RUHR24.de hat sich der Träger der Kita zu Wort gemeldet. Er gibt an, den Sachverhalt schnellstmöglich aufklären zu wollen. "Leider hatten wir aufgrund der Aktualität noch nicht die Möglichkeit, alle beteiligten Personen persönlich anzuhören", teilt eine Sprecherin mit. Man wolle den Sachverhalt nun "bestmöglich rekonstruieren" und befinde sich in der Klärungsphase.

Weil das Vertrauen in die Kita gebrochen ist, will Marta Turowski-Jürck ihre beiden Kinder nicht mehr in diese Einrichtung bringen. Der Träger befindet sich bereits auf der Suche nach zwei Plätzen in einer anderen Kita

Doch der Dortmunderin reicht das nicht. Sie fordert, dass Kinder in Kitas nicht einfach nur "verwahrt" werden, sondern dass aus diesem Fall Konsequenzen gezogen werden.

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