Dortmunder Polizei-Schüsse: Psychiater entließ 16-Jährigen kurz vor Tod
Wie stand es um die psychischen Gesundheit des in Dortmund erschossenen Mouhamed D.? Ein Bericht zeigt, er wurde als nicht suizidgefährdet angesehen.
Dortmund – Vor über einem Monat wurde der 16-jähriger Senegalese Mouhamed D. in Dortmund bei einem Polizeieinsatz erschossen. Ein vertraulicher Bericht an den NRW-Landtag gibt neue Aufschlüsse über den psychischen Zustand des Jugendlichen. Demnach soll er wegen Suizidgedanken am Tag davor in einer Klinik gewesen, aber entlassen worden sein.
Vorfall | Tödlicher Polizeieinsatz |
Datum | Montag, 8. August 2022 |
Ort | Holsteiner Straße, Dortmund |
Gestorben | Mouhamed D. (16-Jähriger unbegleiteter senegalesischer Flüchtling) |
Einsatz der Polizei kam erst wegen Suizidversuch zustande
Der Einsatz, bei dem der Jugendliche erschossen wurde, wurde zunächst als Einschreiten bei einem Suizidversuch eingeordnet. Am 8. August wurde die Polizei zum Innenhof einer Jugendhilfeeinrichtung im Dortmunder Norden gerufen.
Dort hielt sich der 16-Jährige ein Messer mit einer 15 bis 20 Zentimeter langen Klinge an den Bauch. Betreuer hatten daraufhin die Polizei alarmiert (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).
Am Vortag in der Nacht zum 7. August gegen 0.30 Uhr hatte sich der Jugendliche bei einer Polizeiwache gemeldet und gesagt, er wolle sich eventuell etwas antun. Daraufhin ließen die Beamten ihn mit dem Rettungswagen in eine Klinik für Jugendpsychiatrie bringen.
In Dortmund erschossener 16-Jähriger wird in Jugendpsychatrie untersucht
Am nächsten Morgen (7. August) hat der Senegalese dann aber glaubhaft gemacht, dass er doch keinen Suizid begehen wollte, so der vertrauliche Bericht. Mithilfe eines Französisch-Dolmetschers konnte eine „vertiefte“ Untersuchung stattfinden, bei der der 16-Jährige sich überzeugend von seinen Suizidgedanken distanzierte.
Kein Hinweis auf Suizid: Klinik konnte ihn nicht dabehalten
Deshalb gab es für die Klinik auch keine rechtlichen Voraussetzungen, um ihn zwangsweise bei sich zu behalten. So wurde der unbegleitete Flüchtling entlassen – mit dem Hinweis auf verschiedene Hilfsangebote.
Er äußerte laut Bericht außerdem den Wunsch, in den Senegal zurückzukehren. Auch dafür habe er Tipps mit auf seinen Weg bekommen.

16-Jähriger kommt bei Polizeieinsatz in Dortmund ums Leben
Am darauffolgenden Tag, dem 8. August, kam es dann zu besagtem Polizeieinsatz mit dem Messer. Der Einsatz von Pfefferspray und Tasern seitens der Polizei soll nicht gewirkt haben.
Nachdem der Jugendliche mit dem Messer in der Hand auf die Polizisten zugekommen sein soll, schoss ein Beamter (29) mit seiner Maschinenpistole. Fünf Kugeln trafen den 16-Jährigen. Er starb im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen insgesamt fünf von zwölf an dem Einsatz beteiligten Beamten. Mit DPA-Material