Stadt in der Kritik
„Absolut schockierend“: Stadt Dortmund reagiert auf Kritik an „Jagd und Hund“
Mit einem offenen Brief schießen Tierschützer gegen Dortmunds Oberbürgermeister Westphal. Es geht um die umstrittene Messe „Jagd und Hund“.
Dortmund – Ab dem 24. Januar läuft in den Westfalenhallen die umstrittene Messe „Jagd und Hund“. Umstritten ist sie, weil es nicht nur um den Jagdsport an sich geht, sondern auch um Trophäen von seltenen Tieren. Auf der Messe werden die entsprechenden Jagdreisen in ferne Länder vertrieben. Tierschutzverbände schlagen deshalb Alarm und richten sich in einem offenen Brief an Dortmunds Oberbürgermeister Westphal (SPD).
Umweltverbände schießen gegen die Stadt Dortmund: Messe Jagd und Hund solle Reisen verbieten
Über 80 Aussteller würden für die kritisierten Trophäenreisen bei der „Jagd und Hund“ werben, klagen die Tierschutzverbände in einer Pressemitteilung. Damit werde eine Plattform geboten, für das Jagen – auch von seltenen Tierarten wie Eisbären oder Elefanten (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).
„Die Tatsache, dass das Jagen von Trophäen seltener und gefährdeter Tierarten immer noch legal ist, ist absolut schockierend! Bitte stoppen Sie den Verkauf organisierter Trophäenjagdreisen im Rahmen der ‚Jagd & Hund‘-Messe in Dortmund. Unterstützen Sie damit den Tier- und Artenschutz!“, meint Dr. Jane Goodall, UN-Friedensbotschafterin.
„Wir reden hier nicht über eine Jagd auf Wildschweine“ – Linke Dortmund äußern sich zur Jagd und Hund
Ebenfalls die Fraktion Linke+ aus Dortmund spricht sich gegen die Messe aus. „Wir reden hier nicht von der geregelten Jagd auf Wildschweine. Wir reden von Elefantenbullen, deren Bestand gefährdet ist. Oder von Nashörnern, die ebenfalls vom Aussterben bedroht sind. Wir reden hier vom Töten aus Spaß“, erklärt Michael Badura stellvertretender Vorsitzender der Fraktion und Mitglied im Rat der Stadt Dortmund.
Schon länger würden Linke+ und Grüne versuchen, die Trophäenreisen aus dem Angebot der Messe „Jagd und Hund“ zu streichen. „Seit Jahren kontert die Westfalenhalle, dass an allen Messeständen nur legale und keine gesetzwidrigen Angebote verkauft würden“, heißt es in einer Pressemitteilung von Linke+. Allerdings gehe es hier nicht nur um Gesetzmäßigkeiten, die in Afrika anders sind als in Deutschland, sondern auch um Ethik und Moral.
Dortmunder Oberbürgermeister verspricht 2020 Ethikkommission bei Jagd und Hund
Nun kann man sich fragen: Was hat die Stadt Dortmund mit den Jagdreisen und der Messe zu tun? Im Wahljahr 2020 hatte Oberbürgermeister Westphal laut der Tierschützer versprochen, eine Ethikkommission zu dem Thema einzusetzen, falls er die Wahl gewinne. Seitdem sei nichts mehr passiert. Es wird gefordert, das nachzuholen und den Verkauf der Throphäenreisen in Dortmund zu verbieten.
Konkret heißt es in einer Pressemitteilung von Pro Wildlife: „Im Wahlkampf 2020 versprach der heutige Oberbürgermeister Westphal im Fall seiner Amtsübernahme die Einsetzung einer Ethikkommission, die das Thema Trophäenjagd und die entsprechende Vermarktung auf der Messe objektiv beleuchten sollte. Diese Ethikkommission ist bis heute nicht eingesetzt“.
Stadt Dortmund äußert sich zu Vorwürfen von Tierschützern: „Die Ethikkommission kommt“
Die Stadt Dortmund hat sich mittlerweile auf Anfrage von RUHR24 zu den Vorwürfen geäußert. Per Mail heißt es von einem Pressesprecher:
„Die Ethikkommission des Oberbürgermeisters ist breit angelegt und hat einen weitergehenden Auftrag. Sie wird ethische Fragen der Stadtgesellschaft diskutieren und so dem Rat der Stadt Dortmund eine Entscheidungsgrundlage anbieten“.
Weiter heißt es: „Das jetzt im Rahmen der Messe Jagd und Hund angesprochene Thema wird nur ein Teil der kommenden Arbeit der Kommission sein. Ihre Arbeit wird die Ethikkommission noch im ersten Halbjahr des laufenden Jahres aufnehmen“.
Tierschützer schreiben offenen Brief an die Stadt Dortmund – umstrittene Messe ist der Grund
Dennoch wenden sich die Tierschützer und Umweltverbände nun in einem offenen Brief an Dortmunds Oberbürgermeister Westphal:
„Im Namen der 30 unterzeichnenden Tier- und Artenschutzorganisationen wende ich mich heute erneut an Sie mit der Bitte, die Vermarktung und den Verkauf von Trophäenjagdreisen in den Westfalenhallen auf Europas größter Jagdmesse ‚Jagd und Hund‘ endlich zu unterbinden und dieser tier- und artenschutzwidrigen Form der Jagd keine Plattform mehr zu bieten“, heißt es in dem Brief, den unter anderem auch der Deutsche Tierschutzbund unterzeichnet hat.
Ein Problem bei der „Jagd und Hund“ sei auch, dass zum Teil Jagdmethoden angepriesen würden, die in Deutschland nicht legal sind. Wie die sogenannte Bogenjagd. Sie ist in Deutschland seit 1976 verboten, weil die Tiere leiden, wenn sie nicht direkt tödlich verletzt werden. Was bei einem Pfeil schnell passieren könne.
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