Kommentar
Von Dortmund im Kleinflugzeug nach Sylt: „Dekadent und absolut unnötig“
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Im Sommer von Dortmund in zwei Stunden nach Sylt – über die Wolken hinweg. Klingt romantisch, die Realität sieht aber ganz anders aus.
Dortmund – Im Sommer sollen Flüge vom Dortmunder Airport nach Sylt angeboten werden. In nur zwei Stunden fliegt man ganz bequem vom Ruhrgebiet aus auf die Nordseeinsel. Klingt für die einen verlockend, für mich klingt das dekadent und in Zeiten des Klimawandels absolut unpassend. Ein Kommentar.
Von Dortmund mit dem Flieger nach Sylt – muss das sein?
Es sieht romantisch aus: Mit einem kleinen Flugzeug der Marke Cessna sollen in der Sommersaison Touristen mehrmals wöchentlich vom Dortmunder Flughafen aus nach Sylt gebracht werden. Doch die CO₂-Bilanz liegt weit entfernt von romantisch. Nur neun Passagiere sollen in der Maschine Platz finden. Eine handverlesene Gruppe an Syltfans also, die ganz bequem auf die Insel gebracht wird.
Doch zu welchem Preis? Unser eins bemüht sich weniger Fleisch zu essen, nachhaltig einzukaufen und vielleicht auch mal auf den Flug in den Sommerferien zu verzichten. Und nur weil sich neun Leute pro Flug zu bequem sind, in die Bahn oder zumindest ins Auto zu steigen, werden diese Bemühungen im Angesicht des Klimawandels zunichtegemacht. Das lässt sich anhand von Zahlen beweisen.
Die Strecke von Dortmund bis zum Hindenburgdamm vor Sylt beträgt etwa 550 Kilometer. Laut dem CO₂-Rechner von Quarks werden in einem mit zwei Personen besetzten Benziner so rund 55 kg CO₂ freigesetzt. Je mehr Leute mitfahren, desto geringer fällt die CO₂-Bilanz pro Kopf aus. In einem mit 5 Personen vollbesetzten Auto sind es nur noch 22 kg CO₂ pro Person. Das ist vergleichbar mit der ICE-Fahrt, die etwa 19,5 kg CO₂ freisetzt.
Mit dem Flugzeug von Dortmund nach Sylt – CO₂-Bilanz fällt ziemlich unromantisch aus
Kommen wir zu dem Vergleich mit dem Flugzeug. Von Dortmund bis Westerland sind es etwa 400 Kilometer Luftlinie. Laut dem Flugrechner von „My Climate“ werden hierbei pro Kopf in einem Linienflugzeug 132 Kilogramm CO₂ ausgestoßen. Das deckt sich mit den Angaben zum Verbrauch der Cessna Grand Caravan von „Syltair“.
Jetzt ist eine Cessna ein deutlich kleineres Flugzeug und neun Passagiere die Maximalbesetzung. Ist das Flugzeug nicht voll besetzt, fällt die Pro-Kopf-Bilanz deshalb noch höher aus (mehr Dortmund-News bei RUHR24).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Flug nach Sylt mehr als das Doppelte an CO₂ verursacht, als die Fahrt im Auto. Für solche Reisen zu werben, können wir uns im Jahr 2023 schlichtweg nicht mehr leisten. Wem der ICE zu unbequem ist, sollte zumindest sein Auto benutzen. Wenn es schon das Flugzeug sein muss, dann vielleicht nur für eine Strecke, bei der es sich lohnt – und mit genug Mitreisenden an Board.
Hinweis: Dieser Kommentar entspricht der Meinung der Autorin und muss nicht zwingend die Ansicht der gesamten Redaktion widerspiegeln.
Rubriklistenbild: © Kevin Hackert/Ingo Kutsche/Imago; Collage: RUHR24