Ernster Hintergrund
Dortmund soll Sauerland als Fahrrad-Mekka ablösen: „Kulturgut“
Ein nicht ganz ernst gemeinter Antrag der Satire-Partei „Die Partei“ geistert durch den Dortmunder Stadtrat. Dabei geht es um ein ernstes Thema.
Dortmund – Radfahrer sollen es in Dortmund besser haben. Deshalb hat die Stadt im vergangenen Sommer einen neuen Radweg in der City eröffnet und will das Fahrradfahren so in Zukunft attraktiver machen. Doch eine Partei ist mit der Verkehrssituation für Radfahrer in Dortmund längst nicht zufrieden – und stellt nun einen gewagten wie ulkigen Antrag an den Ausschuss für Mobilität, Infrastruktur und Grün.
Die Partei | Satirische Kleinpartei |
Gründer | Martin Sonneborn |
Gründung | 2. August 2004 |
Dortmunder fremdeln laut Umfrage mit ihren Radwegen
Die Dortmunder und ihre Radwege – diese Beziehung war bislang alles andere als einfach. Laut „VelocityRuhr“ hätte die Bevölkerung in einer Umfrage von 2018 kaum etwas schlechter bewertet „als den Ausbau und Zustand der Radwege in Dortmund“. Auch 2020 schnitt Dortmund im Fahrradklima-Test des ADFC nur mit der Note 4,4 ab.
Zwar soll der Radverkehr gegenüber Autofahrern in Dortmund mehr Rechte bekommen und insgesamt gestärkt werden, erklärt die Stadt. Der Satire-Partei „Die Partei“ reichen diese Maßnahmen aber scheinbar nicht aus. Die Idee der Parteispitze: Wenn die Radwege schon schlecht sind, kann man sie doch einfach nutzen.
„Die Partei“ Dortmund stellt kuriosen Parkour-Antrag im Stadtrat – Beratung am 25. Oktober
Gemäß dieser Leitlinie will „Die Partei“ Dortmund zum „größten Mountainbike-Parcours Deutschlands“ erklären lassen. Dazu hat die Satire-Partei einen Antrag im Ausschuss für Mobilität eingereicht, der aber aller Voraussicht nach keine reale Chance hat, bei der Beratung am Dienstag (25. Oktober) durchzukommen.
Damit rechnen sicherlich auch nicht einmal die kühnsten Optimisten der „Partei“ Dortmund. Mit ihrer gewohnt sarkastischen Art und Weise, Politik zu machen, wollen sie wohl vielmehr auf die Missstände aufmerksam machen, die zuletzt auch einem Promi aufgefallen sind und mit denen Radfahrer in Dortmund alltäglich zu kämpfen haben.
Dortmund soll größer Bike-Parkour Deutschlands werden – Satirepartei verweist auf Gefahren im Straßenverkehr
Der Spaß-Antrag soll Aufmerksamkeit erzeugen, legt aber zugleich den Finger in die Wunde. Man wolle dem Sauerland den Titel des größten Bike-Parcours Deutschland streitig machen – einfach, indem man die „katastrophal-schauerlichen Holperwege“ in Dortmund als anerkannten Biker-Parkour vermarktet.
Geht es nach den drei Partei-Vertretern im Dortmunder Stadtrat um den Fraktionsvorsitzenden Olaf Schlösser, dann könne das Sauerland gegenüber der verwahrlosten Dortmunder Parkour-Landschaft einpacken. Auch wenn die Stadt jüngst einen Fahrradweg in Dortmund eröffnet und 200 Parkplätze dafür geopfert hat, seien die Radwege hier schließlich „mindestens ebenso abenteuerlich und anspruchsvoll“.
Schlechte Radwege in Dortmund sollen laut „Die Partei“ von Mountainbikern genutzt werden
Wenn der Antrag durchkommt, müsse man sich auch keine Mühe geben, die Radwege als solche instand zu halten. Der Verfall der Wege und die Gefahr, der sich Fahrradfahrer im Dortmunder Straßenverkehr ausgesetzt sehen, könnten für einen zusätzlichen Adrenalinkick sorgen und den neuen Parkour weiter aufwerten.
Als Beispiel für die desolaten Zustände der Fahrradwege in Dortmund verweist „Die Partei“ auf die neuentstandene Veloroute an der Kreuzung Kurfürstenstraße in der Nähe der Hauptpost. Dass Autofahrer Fahrradwege gerne als Parkplätze nutzen und damit für eine zusätzliche Gefahr für Fahrradfahrer sorgen, sei für einen Fahrrad-Parkour nur förderlich.
„Die Partei“ Dortmund plädiert dafür, Radwege „in guter Dortmunder Sitte“ kaputt zu lassen
So kämen Mountainbiker und Adrenalinjunkies vollends auf ihre Kosten, ist sich „Die Partei“ sicher. Der Vorteil: Dortmund müsste als anerkannter Mountainbike-Parkour „die bereits kaputten Farbkleckse a.k.a. Radschnellwege“ gar nicht erst reparieren.
Vielmehr könne man die Radwege „in guter Dortmunder Sitte“ sich selbst überlassen und den Parkour damit noch attraktiver machen. Die roten Flecken würden so „zum Sportplatz und Kulturgut erhoben“.
Wird Dortmund zum Mountainbike-Mekka? Partei will WM nach Dortmund holen
Für den Fall, dass es der Partei gelingt, die anderen Parteien im Dortmunder Stadtrat zu überzeugen und den Beschluss zu verabschieden, hat Dortmunds selbsternannte „Stimme der Vernunft“ noch ein echtes Bonbon parat.
Dann stehe auch der „Bewerbung als Austragungsort der Mountainbike-Weltmeisterschaft 2025“ nichts mehr im Wege.
Schließlich seien dann Wahlen, „und da kommt sowas gut an“. Man darf also gespannt sein, ob es am Donnerstag zu einer „Kampfabstimmung“ im Ausschuss kommen wird oder ob sich die anderen Parteien als regelrechte Mountainbike-Gegner erweisen und gegen den schwer durchdachten Vorschlag stimmen werden.
Rubriklistenbild: © Sebastian Peter/VeloCityRuhr