Energiekrise in NRW

Dortmund droht harter Winter: „Komfortverzicht“ für Sportvereine wird nötig

Die Energiekosten steigen. Auch Dortmunder Sportvereine leiden darunter und müssen im Winter handeln. Das werden auch die Mitglieder zu spüren bekommen.

Dortmund – Die Energiekrise macht nicht nur privaten Haushalten zu schaffen. Auch größere Einrichtungen wie Sportvereine leiden derzeit unter steigenden Preisen. Daher müssen Maßnahmen ergriffen werden, um Energie – und damit auch bares Geld – zu sparen und über den Winter zu kommen. Diverse Vereine aus dem Ruhrgebiet haben bereits Pläne geschmiedet.

ThemaEnergiekrise 2022
BetroffeneSportvereine
Gesamtzahl laut DOSB90.000 Vereine in Deutschland

Sportvereine haben Energiesparmaßnahmen oft nicht in der eigenen Hand

Vorteile haben dabei alle Sportvereine, die in eigenen Hallen spielen oder trainieren. Sie haben selbst in der Hand, welche Maßnahmen sie umsetzen. Aber nur vergleichsweise wenig Vereine haben dieses Glück. Die meisten Sportstätten gehören den Kommunen.

Die Sportvereine sind in dem Fall nur Nutzer und Mieter. Sie entscheiden dann nicht selbst, welche Energiesparmaßnahmen in den Gebäuden umgesetzt werden. Wie die Maßnahmen in Dortmund aussehen werden, ist noch unklar.

Sportvereine sollen im Winter bis zu 20 Prozent Energie sparen

Das bestätigt auch Jan Weckelmann vom TSC Eintracht Dortmund. Er ist für den Verein unter anderem als Klimaschutz-Beauftragter tätig. „Ob wir mit Einschränkungen bei der Nutzung von städtischen Sportanlagen rechnen müssen, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen“, sagt Weckelmann gegenüber RUHR24.

Die Empfehlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) lautet, dass Vereine bis zu 20 Prozent Energie sparen sollen. Bei städtischen Sportstätten sei dies kaum umsetzbar. Der TSC ist aber auch Eigentümer vieler eigener Sportanlagen. Dazu zählen unter anderem auch zwei Dreifachsporthallen, vier Gymnastikhallen und auch ein Fitnessstudio.

Sportler müssen in Dortmund auf Komfort beim Training verzichten

Im Vergleich zu 2019 habe man bei Eintracht Dortmund auch schon 20 Prozent Energie sparen können. Weitere 20 Prozent, wie vom DOSB empfohlen, seien für den Verein nur schwer umsetzbar. Diese Zahl sei „nur noch mit Komfortverzicht möglich“, so Jan Weckelmann zu RUHR24.

Technisch sei der Verein schon sehr breit aufgestellt. Durch ein neues Blockheizkraftwerk und einer neu installierten Photovoltaik-Anlage, habe man bereits weit im Voraus aufgerüstet. Seit 2009 spare der TSC dank eines Energie- und Umweltprojekt bereits eine große Menge Energie. Jetzt helfen nur noch kurzfristige Maßnahmen, die aber eben einen Komfortverzicht für die Mitglieder bedeuten werden.

Eintracht Dortmund will Temperaturen im Winter senken

„Wir haben in den letzten Wochen bereits eine Umfrage unter unseren Mitgliedern durchgeführt, welche Maßnahmen sie akzeptieren würden“, sagt Jan Weckelmann. Pläne habe der Verein auch schon entwickelt, wie kurzfristig Energie gespart werden kann, um durch den bevorstehenden Winter zu kommen.

Unter anderem sollen die Sporthallen weniger beheizt werden. „Wir planen, die Temperatur von 19 Grad auf 17 Grad zu senken“, kündigt Weckelmann gegenüber RUHR24 an. Außerdem sollen die Flure nicht mehr beheizt werden. Dunkler wird es im kommenden Winter auch, die Lichter in den Anlagen will der Verein dimmen.

TSC Eintracht Dortmund verliert Mitglieder wegen niedriger Wassertemperatur

Eine weitere Maßnahme wird für die Sportler besonders spürbar: Der Verein plant, die Wassertemperatur zu senken. Das betrifft sowohl die Duschen in den Vereinsanlagen, als auch das Wasser im Hallenbad. Jan Weckelmann bestätigt, dass man im Hallenbad die Temperatur schon um 7 Grad gesenkt habe – von 32 auf 25 Grad. Das habe den Verein bereits 70 Mitglieder gekostet.

Auch die Mitglieder, die das Fitnessstudio nutzen wollen, müssen sich auf Änderungen einstellen. Wie Weckelmann ankündigt, sollen die Saunazeiten eingeschränkt werden. Darüber hinaus könnte auch die Winterpause im Sportzentrum des TSC Eintracht länger ausfallen, als gewohnt: „Zum Jahreswechsel könnten wir unser Sportzentrum länger schließen.“

Das Wasser in Hallenbädern wird in Zukunft kälter sein. (Symbolbild)

ASC 09 Dortmund schließt Vereinsheim im Winter komplett

Ein anderer Dortmunder Verein, der ASC 09 Dortmund, befindet sich laut Aussage von Frank Fligge, zweiter Vorsitzender des Vereins, ohnehin in einer „Sondersituation“. Gegenüber RUHR24 kündigte er an, dass der Verein das Klubheim im Waldstadion von Oktober bis März komplett schließen wird. Grund sei eine „umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahme“.

Gefördert werde diese Maßnahme mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Moderne Sportstätten 2022“ vom Land NRW. Die Umsetzung sei schon länger für den kommenden Herbst und Winter geplant gewesen, sagt Fligge. Aussagen zu weiteren Energiesparmaßnahmen könne er nicht machen.

Energiekrise beschert Eintracht Dortmund enormen Kostenanstieg

Natürlich bekommen nicht nur die Mitglieder der Sportvereine die Energiekrise zu spüren. Auch die Vereine selbst leiden unter der aktuellen Situation, vor allem finanziell. Wie in jeder Branche steigen derzeit die Preise. Das bedeutet enorme Mehrkosten für die Sportvereine.

Das bestätigt auch Jan Weckelmann vom TSC Eintracht gegenüber RUHR24. Im Jahr 2021 hätten die Kosten für Strom und Gas noch bei rund 120.00 Euro gelegen. Weckelmann erwartet für die kommende Rechnung eine enorme Steigerung: „Für das nächste Jahr rechnen wir mit einer Verdreifachung dieser Kosten.“

Sportvereine aus dem Ruhrgebiet fordern Unterstützung von Politik

Viele Sportvereine können die Krisensituation aber auf Dauer nicht alleine bewältigen. Daher wünscht sich auch Weckelmann Unterstützung aus der Politik. Man sei derzeit in Gesprächen. Der TSC Eintracht fordere eine Kooperation von Vereinen und Politik. Die Vereine selbst sollen 20 Prozent Energie sparen und dabei auch auf eigene finanzielle Rücklagen zurückgreifen.

Die Voraussetzungen dafür sind bei jedem Verein unterschiedlich. Der TSC Eintracht vertritt daher einen klaren Standpunkt. „Wir fordern von der Politik eine Beteiligung von 40 Prozent der Mehrkosten für Energie, da die Sportvereine ohne extreme Angebotseinschränkungen sonst in finanzielle Schwierigkeiten geraten würden“, befürchtet Jan Weckelmann.

Mitglieder müssen wegen Energiekrise mehr an Sportvereine zahlen

Wenn die Vereine höhere Kosten tragen müssen, dürften über kurz oder lang auch die Preise für die Sportler steigen. „Auch eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge bleibt nicht aus“, kündigt Weckelmann an. Die Mitglieder des TSC Eintracht seien aber für Erhöhungen sensibilisiert. Der Verein koppele die Beiträge schon seit langer Zeit an die Inflation.

Auch der DOSB reagierte bereits auf die aktuelle Situation und hat neben der Empfehlung Energie zu sparen eine Umfrage unter Sportvereinen veranlasst. So will der Verband Zahlen sammeln und die Politik auf die Situation der Sportvereine in der Energiekrise aufmerksam machen (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).

Rubriklistenbild: © Thorsten Gutschalk/Imago

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