Der letzte kalte Winter

Winter 1962/63 – Als Dortmund einen Allzeit-Rekord aufstellte

Manch einer erinnert sich vielleicht noch: Vor 60 Jahren erlebt Dortmund einen eiskalten Winter. Ein Wetter-Rekord hat bis heute Bestand.

Dortmund – Für die Meteorologen ist der Winter am 1. März vorbei. Rückblickend lässt sich sagen, dass der Winter 2022/23 sehr mild ausgefallen ist – schon der Januar startete mit Rekordtemperaturen. Vor 60 Jahren aber, war die kalte Jahreszeit auch wirklich noch kalt – eiskalt. RUHR24 blickt zurück auf den Winter 1962/63.

Dortmund erlebt vor 60 Jahren Rekord-Winter – Dauerfrost vor Weihnachten

„Früher war der Winter noch wirklich Winter“: Diesen Satz hört oder liest man häufiger, wenn über das derzeitige Wetter debattiert wird. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) ist an der Aussage auch etwas dran. In den 60er-Jahren gab es mit rund 30 Schneetagen in Tieflagen deutlich mehr „Knirschen unterm Schuh“, als im vergangenen Jahrzehnt mit knapp 10 Schneetagen.

Für alle Winter-Nostalgiker reisen wir in die schneereichen 60er-Jahre zurück. Genauer gesagt: In den Winter 1962/63, denn dieser war ein Novum unter den Wintern der vergangenen Jahrzehnte – auch in Dortmund.

Der DWD schreibt, dass der Winter 62/63 auf einen relativ kühlen Sommer folgte. Im November hat es bereits erste, kürzere Frostphasen gegeben, der folgende Dezember 1962 legte noch eine Schippe drauf. Anfang des Monats – mitten in der gemütlichen Adventszeit – stellte sich Dauerfrost ein. Kalte Luft aus Osteuropa brachte in vielen Teilen Deutschlands zweistellige Minusgrade.

Rhein in NRW friert komplett zu – „Unfassbar niedriger Wert“

Mitte Dezember konnten die Menschen im Bundesgebiet sich kurz aufwärmen. Der Frost verschwand, ehe er mit voller Macht, kurz vor den Weihnachtsfeiertagen zurückkam. Ein Beispiel: Am Bodensee in Konstanz verzeichneten die Wetter-Experten Tageshöchstwerte von minus 10 Grad, nachts kühlte es auf bis zu minus 20 Grad ab.

Bis auf eine kürzere, wärmere Phase, blieb der Winter sehr kalt. So kalt, dass sogar der Bodensee im Februar komplett zugefroren war. Auch der Rhein bei Köln bildete eine dicke, geschlossene Eissicht. Und in Dortmund? Mussten die Menschen auch im Ruhrpott zittern? Ja, auch in Westfalen zeigte sich der Winter 1962/63 von seiner eisigen Seite.

Im Februar 1963 war der Bodensee zuletzt komplett zugefroren. „Seegfrörne“ wird das Wetterphänomen genannt, das Europas größtes Binnengewässer im Februar 1963 in eine riesige Schlittschuhbahn verwandelt hat.

Aus den Aufzeichnungen des DWD wird deutlich, dass der Winter 1962/1963 in NRW eine Mitteltemperatur von minus 4 Grad Celsius aufwies. „Das ist ein unfassbar niedriger Wert“, schreibt DWD-Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn auf Anfrage von RUHR24.

Extrem-Winter 1962/63 in Dortmund – 63 Schneetage im Ruhrgebiet

Ein weiteres Phänomen: Vor 60 Jahren erlebte das Ruhrgebiet einen Winter, der mit 50 Eistagen einen Rekord aufgestellt hat – dieser besteht bis heute. Als Eistage werden Tage mit Dauerfrost bezeichnet. „Im aktuellen Klimakontext wären etwa acht Eistage in einem Winter ‚normal‘“, sagt der Wetter-Experte.

Auch auf Schnee mussten die Menschen in Dortmund und im gesamten Ruhrgebiet nicht verzichten. 63 Schneetage gab es damals. Rund 20 Zentimeter lagen 1963 im Raum Dortmund.

Der letzte Winter, der annähernd an diese Werte herankam, war der Winter 1978/1979 mit 60 Stück im Ruhrgebiet. In der jüngeren Vergangenheit ragt da nur der Winter 2009/2010 mit rund 45 Schneetagen heraus. Zum Vergleich: Der aktuelle Winter im Ruhrgebiet hatte bis jetzt (Stand 23. Februar 2023) drei Schneetage im Gepäck.

Der Winter 1962/63 war laut DWD der kälteste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Diese Aufnahme zeigt allerdings nicht Dortmund.

Wetter 1962/63 in Dortmund – Rekordwinter stellt alle Jahreszeiten in den Schatten

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Winter 1962/63 der absolut kälteste seit Beginn flächendeckender Wetteraufzeichnungen 1881 war, stellt auch Kesseler-Lauterkorn fest. Auf den Plätzen dahinter landen die Winter 1939/1940 und 1946/1947 mit jeweils minus 3 Grad im Schnitt – also ein ganzes Grad mehr.

Der letzte „richtig“ kalte Winter in NRW in den letzten 30 Jahren war 1995/1996 mit minus 0,8 Grad Celsius. Als Einzelmonat ragt der Dezember 2010 mit minus 2,9 Grad im Mittel heraus.

Kann ein solcher Winter wieder über Dortmund hereinbrechen? Der Trend spricht eher dagegen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Bilderbuchwinter sinkt nach Ansicht der Wetter-Experten – die globale Erwärmung sorgt eher für mildere Winter in unseren Breitengraden. Dennoch seien einzelne Ausbrecher immer mal wieder drin

Rubriklistenbild: © Zuma/Imago

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