Blindgänger

Warum liegen im Dortmunder Westfalenpark so viele Weltkriegs-Bomben?

Im Westfalenpark werden aktuell auffällig viele Blindgänger geborgen. Was ist los in Dortmund? Ein Experte klärt über die Arbeiten auf.

Dortmund – Blindgängerfunde sind in Dortmund nichts Ungewöhnliches. Noch immer heißt es regelmäßig auf Twitter etwa: #dobombe. Im Zweiten Weltkrieg musste Dortmund ein heftiges Bombardement über sich ergehen lassen. An vielen Stellen stand kein Stein mehr auf dem anderen. Dennoch haben die vielen Blindgängerfunde im Westfalenpark aktuell einen speziellen Grund, wie RUHR24 erfuhr.

Auffällig viele Blindgängerfunde im Westfalenpark Dortmund – das ist der Grund

Noch immer erinnern viele Relikte an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges in Dortmund. Unter der Stadt etwa schlummern tiefe Gänge eines Bunkersystems, welches vielen Dortmundern das Leben gerettet hat. Auch Bombenfunde sind auf die Kriegsgeschehnisse zurückzuführen. Oft überdauern die Blindgänger viele Jahrzehnte im Boden, bis sie gefunden werden.

Das kann gefährliche Folgen haben. Werden nämlich die Zünder der Bomben bei Bauvorhaben berührt, könnten sie im schlimmsten Fall in die Luft gehen. Um das zu verhindern, finden im Westfalenpark Dortmund aktuell spezielle Sondierungsarbeiten statt, wie der Leiter des gärtnerischen Betriebes Westfalenpark, Thomas Lolling im Interview mit RUHR24 verrät.

Im Westfalenpark kommen in diesem Jahr viele Bauprojekte ins Rollen. Unter anderem soll das Wassermanagement im Park nachhaltiger werden und den Westfalenpark fit für die nächsten 50 Jahre machen. Der Park könnte in Zukunft durch den Klimawandel richtig mediterran werden. Einigen Bäumen wird das zum Verhängnis, sie müssen abgeholzt werden, was auch mit Bodenarbeiten verbunden ist.

Stadt Dortmund will Blindgängerfunde dezimieren – IGA spielt eine Rolle

Darüber hinaus ist Dortmund einer der drei Hauptstandorte für die Internationale Gartenausstellung Metropole Ruhr (IGA) im Jahr 2027. Auch hierfür wird es Umgestaltungsarbeiten im Westfalenpark Dortmund geben. Damit die Arbeiten nicht ständig von Blindgängerfunden gestoppt werden, habe man sich entschieden, den Westfalenpark einmal ordentlich zu analysieren.

Dafür greife man auf alte Aufzeichnungen aus Kriegszeiten zurück. Wo wurden damals Bomben abgeworfen? Wo sind spezielle Verdachtspunkte? Nach einer Untersuchungsphase ging es dann an die Entschärfungen. Deshalb wurden in der letzten Zeit auffällig viele Blindgänger im Westfalenpark gefunden. Anwohner waren zumeist nicht betroffen, Teile des Parks sogar weiterhin geöffnet.

Grund für Blindgängerfunde: Westfalenpark Dortmund war Einflugschneise für Hoesch-Werke

Doch warum wurden über dem Westfalenpark denn überhaupt so viele Bomben von den Alliierten abgelassen? Zunächst muss festgehalten werden, dass es den Park zum Zeitpunkt des Zweiten Weltkrieges noch überhaupt nicht gab. Er wurde erst 1959 zur Bundesgartenschau eröffnet (mehr Dortmund-News bei RUHR24).

Im Westfalenpark Dortmund wurden in der letzten Zeit auffällig viele Bomben geborgen.

Allerdings war das Stück Land, welches heute den Westfalenpark beheimatet, zu Kriegszeiten die Einflugschneise zu den Hoesch-Werken in Dortmund. Das bedeutende Stahlwerk galt als attraktives Angriffsziel, um die Dortmunder handlungsunfähig zu machen. Schließlich wurden in den Werken Munition und Kriegswerkzeug für die Nazis gefertigt. Die Bomben fielen also vermutlich relativ willkürlich auf die heutige Fläche des Westfalenparks.

Eine Rolle bei den vielen Blindgängerfunden dürfte auch die Tatsache spielen, dass das Areal in erster Linie aus aufgeschüttetem Boden besteht. Laut Lolling habe man zu Beginn der aktuellen Sondierungsarbeiten im Westfalenpark damit gerechnet, dass etwa jeder zweite Verdachtspunkt ein Treffer sein könnte. Bisher habe man etwa dreiviertel der Stellen untersucht und einige Blindgänger gefunden.

Sondierungen im Westfalenpark Dortmund sollen Bombenfunde ausmerzen

Die Arbeiten finden laut dem Leiter des gärtnerischen Betriebes Westfalenpark, Thomas Lolling, extra in der Nebensaison statt. So sollen nicht so viele Besucher beeinträchtigt werden, aber auch die Tier- und Pflanzenwelt entlastet werden, welche ab dem Frühling wieder zu leben beginne.

Trotzdem würden die Bombenfunde für die Bodenstruktur und somit für viele Pflanzen im Westfalenpark Dortmund einen erheblichen Stress bedeuten. Für die Sondierungsarbeiten finden Probebohrungen statt. Muss dann ein Blindgänger geborgen werden, werden die Erdarbeiten intensiviert.

Rubriklistenbild: © biky/Rene Traut/Imago; Collage: RUHR24

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