Drucker macht es möglich
Dortmunder Professor erklärt: So geht künftig Weihnachtsessen ohne Reue
Die Digitalisierung könnte den Fleischmarkt revolutionieren. Echter Fleischgeschmack ohne Reue könnte schon bald frisch aus dem 3D-Drucker kommen.
Dortmund – Ob Bratwurst oder Schnitzel, die Deutschen lieben Fleisch und wollen es nur ungern vom Speiseplan streichen. Nachhaltig und tierfreundlich ist der Verzehr leider nicht. Deswegen verzichten einige Menschen darauf. Neue Techniken könnten laut einem Professor aus Dortmund schon bald, neben bereits bekannten Fleischersatzprodukten, für eine Revolution auf dem Fleischmarkt sorgen.
Dortmunder Professor erklärt, was es mit Fleischalternativen aus dem 3D-Drucker auf sich hat
Professor Dr.-Ing. Matthias Lütke Entrup ist Hochschullehrer an der International School of Management (ISM) in Dortmund. Er beschäftigt sich seit Jahren mit den Herausforderungen der Milch- und Fleischindustrie.
Für ihn steht fest, dass sich dort bald einiges ändern wird. Nachdem in NRW ein Haus aus dem 3D-Drucker gedruckt wurde, könnte da auch bald unser Fleisch rauskommen.
„Viele Vegetarier verzichten aus Tierwohlüberlegungen auf den Fleischverzehr und nicht, weil sie den Geschmack nicht mögen“, erklärte der ISM-Professor. Gerade für diese Leute sei das Fleisch aus dem Drucker sehr gut geeignet. Mit echtem Geschmack komme man hier nachhaltig und tierfreundlich auf seine Kosten.
Dortmunder Professor erklärt: So entsteht Fleisch aus dem 3D-Drucker: Echte Alternative oder geschmackliche Enttäuschung?
Ausgangsstoffe für den 3D-Druck sind entweder pflanzliche Stoffe wie Sojaprotein, Kichererbsen und Kokosfett oder Laborfleisch. Letzteres wird auch „cell-based meat“ genannt, da es aus tierischen Stammzellen hergestellt wird. Davon werden mehrere Schichten mit dem 3D-Drucker übereinander gedruckt, bis ein Stück Fleisch entsteht (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).
Das gedruckte Fleisch sei von natürlich gewachsenem Fleisch kaum noch zu unterscheiden. Auch den Geschmackstest habe es laut einem israelischen Start-up bestanden. Sie führten mit ihrem Unternehmen „Redefine Meat“ die weltweit größte Blindverkostung von 3D-gedrucktem Fleisch durch. Das Ergebnis: 90 Prozent der Tester dachten, es handle sich bei dem Drucker-Produkt um gewöhnliches Fleisch.
Sind Fleischalternativen für Tier und Umwelt wirklich besser? Professor aus Dortmund gibt eine Antwort
Das Fleisch aus dem Labor hat zwar den Vorteil, dass keine Tiere mehr gemästet und geschlachtet werden müssen, allerdings kann es auch nicht als nachhaltige Lösung gelten. „Während die Rindermast mit seiner hohen Methanproduktion eine große Belastung für das Klima darstellt, wird bei der neuen, synthetischen Fleischherstellung aufgrund des hohen Energiebedarfs zurzeit noch sehr viel CO2 produziert,“ erklärt der Dortmunder Professor.
Anders sehe das aber beim Fleisch aus dem 3D-Drucker aus. Damit könne man die Umweltbelastung deutlich reduzieren. Bis zu 91 Prozent der Treibhausgas-Emissionen und bis zu 96 Prozent des Wasserverbrauches lassen sich laut „Redefine Meat“ mit dem gedruckten Fleisch einsparen.
Gesundheitsschädlich: Auch Dortmunder essen zu viel Fleisch und wissen kaum etwas über die Konsequenzen
Ganze 60 Kilogramm Fleisch isst der Deutsche, laut Umweltbundesamt, im Durchschnitt pro Jahr. Doppelt so viel, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Gerade verarbeitetes und rotes Fleisch wie zum Beispiel Rind sind besonders ungesund. Aber dass der Konsum davon genauso schädlich ist, wie der von Zigaretten, ist fast keinem bewusst.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bereits im Jahr 2015 verarbeitetes Fleisch als „sicher krebserregend“ eingestuft. Rotes Fleisch stufte sie als „wahrscheinlich krebserregend“ ein.
Dortmunder Professor sieht in Fleischinnovation eine „Riesenchance“ für die Branche
Die Ansprüche steigen. Nachhaltigkeit und Tierwohl rücken, laut Professor Dr.-Ing. Matthias Lütke Entrup, immer weiter nach oben auf dem Einkaufszettel. „Gerade in Deutschland sind die Konsumentinnen und Konsumenten beim Fleisch sehr preissensibel.“
Gleichzeitig würden aber „die Forderungen nach nachhaltiger Produktion immer lauter.“ Eine günstige, aber nachhaltige Alternative könne daher unsere Vorstellung von „Fleisch“ für immer verändern.
Über 50 Rewe-Filialen haben auf den veganen Trend reagiert und die vegane Fleischtheke im September eingeführt. Dass die Nachfrage nach Fleischalternativen groß ist, zeigt auch die Mintel-Studie für globale Trends. Bereits im Jahr 2021 war Deutschland weltweit auf dem vierten Platz für neue vegane Lebensmittel. Ein Weihnachtsbraten aus dem 3D-Drucker ist damit alles andere als Science Fiction und könnte schon ganz bald Realität werden.
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