Nazis verbreiten Angst in Dortmunder Innenstadt-Quartier
Rechte Bedrohungen im Dortmunder Unionviertel? Ein Mann spricht im WDR über Angriffe, Hassparolen und Angst in der westlichen Innenstadt – zurecht?
Dortmund – Zwei aneinander grenzende Stadtteile und mutmaßlich zwei Extreme: Berichten Medien über Dortmund-Dorstfeld, fällt häufig der Begriff „Nazi-Kiez“. Das Unionviertel hingegen gilt eher als alternativ, jetzt allerdings laut WDR als „rechtsextreme Drohkulisse“. Eine Nazi-Gruppe soll Menschen in der westlichen Innenstadt angegriffen, bedroht und verängstigt haben. Die Polizei hat sich bei RUHR24 dazu geäußert. Zunächst aber ein Überblick.
Unionviertel in Dortmund: „In der Öffentlichkeit zu sprechen, macht einen zur Zielscheibe“
„So wie ich früher durch den Stadtteil gelaufen bin, ohne mich umzuschauen, das mache ich nicht mehr“, sagt Paul, ein Bewohner des Unionviertels, dem WDR. Der junge Dortmunder Antifaschist sprach am Samstag (1. April) auf einer Demonstration an der Haltestelle Unionstraße („gegen Rechte Gewalt“) und machte sich damit nach eigenen Angaben zur Zielscheibe von Nazis. Viele Demonstranten hätten Angst gehabt, sich öffentlich zu äußern.
Laut Paul sei es seit Winter 2022 vermehrt zu rechten Übergriffen auf „links-aussehende“ Personen und Angriffen auf vermeintlich alternative Einrichtungen in der westlichen Innenstadt gekommen. RUHR24 berichtete im November 2022 über zwei Angriffe auf die Kneipe „Missin‘ Link“ im Dortmunder Unionviertel. Aber auch heute sieht die Polizei „keine politisch-motivierte Straftat in Bezug zum Rechtsextremismus“.
Neonazi-Aufkleber und Hassbotschaften in westlicher Innenstadt in Dortmund
In dem Bericht geht es auch um die Zunahme von rechten Schmierereien im Bereich der Möllerbrücke. Nach Angaben des jungen Dortmunders würden Nazis vermehrt Sticker mit Hassbotschaften aufkleben. Im November 2022 wurde auch RUHR24 ein Bild eines Aufklebers an einer Haustür im Dortmunder Unionviertel zugesendet. Darauf zu sehen ist eine durchgestrichene LGBTQ+ Flagge und das Wort „STOPPEN“ abgebildet.
Ein Anwohner des betroffenen Hauses sagte damals: „Mir haben sie letztens den Anhänger zerschnitten, nur weil irgendjemand dort Antifa draufgekritzelt hat.“ Beide Vorfälle passen zu den Beschreibungen des Dortmunder Antifaschisten. Ein rechter Hintergrund ist jedoch nicht bestätigt. RUHR24 hat die Polizei Dortmund zu den Übergriffen und Bedrohungen befragt.

Zwei bekannte Dortmunder Neonazis sollen westliche Innenstadt bedrohen
Laut dem WDR-Bericht sollen zwei bekannte Dortmunder Neonazis und der „türkisch-stämmige Serkan B.“ für die Bedrohungen in der westlichen Innenstadt verantwortlich sein. Die drei Verdächtigen sollen unter anderem Jugendliche dazu zwingen, rechte Aufkleber zu stickern. Diese und andere Bedrohungen und Gewalttaten kann die Polizei Dortmund bisher nicht bestätigen.
Auf Anfrage von RUHR24 sagt ein Dortmunder Polizeisprecher: „Wir kennen das bisher nur aus den Medien, aber niemand spricht mit uns. Es liegen derzeit keine Strafanzeigen aus diesem Bereich vor. Wir bitten aber Betroffene und Zeugen von Bedrohungen und Gewalttaten aus dem rechtsextremistischen Spektrum, sich zu äußern.“ (Mehr News aus Dortmund bei RUHR24).
Dortmunder Polizei: „Auch die Kassiererin, die in den Lauf einer Pistole blickt, hat den Mut auszusagen“
Er könne gefühlsmäßig zwar verstehen, dass Menschen Angst hätten sich zu äußern, jedoch hätte es auch keine Konsequenzen, wenn niemand Anzeige erstattet. „Wir haben tagtäglich mit Menschen zu tun, die Gewaltdelikte erleben.“
Auch eine Kassiererin, die in den Lauf einer Pistole blickt, hat den Mut auszusagen“, sagt der Polizeisprecher und fügt hinzu: „Das ist enorm wichtig, weil Aussagen zu Anklagen, Verurteilungen oder Widerruf von Bewährungsstrafen führen können.“
Über Serkan B. und die bekannten Dortmunder Neonazis könne die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen keine weiteren Aussagen machen. Jedoch sei Serkan B. bei der Polizei als Intensivtäter bekannt.
Erhöht die Polizei die Präsenz im Dortmunder Unionviertel?
Zu der Frage, ob die Polizeipräsenz im Unionviertel erhöht wird, verweist die Polizei auf ein Zitat von Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange: „Auch in Kenntnis deutlich gesunkener Straftaten in diesem Bereich habe ich die Soko Rechts auf unbestimmte Zeit verlängert, damit wir die Täter jederzeit einem hohen Strafverfolgungsdruck aussetzen können.“
Über operative Einzelheiten könne sich die Polizei jedoch nicht äußern. Ob es wirklich vermehrt zu rechten Übergriffen im Dortmunder Unionviertel gekommen ist, könne wegen der fehlenden Anzeigen nicht gesagt werden.
Insgesamt erkenne die Dortmunder Polizei aber keine neue Quantität und Qualität im organisierten Rechtsextremismus. Daraus dürften auch die Bewohner des Dortmunder Unionviertels zumindest etwas Hoffnung schöpfen.