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Sozialer Pflichtdienst in Deutschland – Dortmunder Experte wird deutlich

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Von: Kathrin Ostroga

Brauchen wir einen Sozialen Pflichtdienst? Die Debatte ist im Juni wieder neu entflammt. RUHR24 hat sich mit einem Sprecher vom Klinikum Dortmund unterhalten.

Dortmund – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine Debatte über einen möglichen Sozialen Pflichtdienst ausgelöst. Junge Menschen sollten sich eine Zeitlang für die Gesellschaft engagieren, das müsse nicht bei der Bundeswehr passieren. Auch in Dortmund gäbe es zahlreiche Möglichkeiten für einen solchen Dienst.

Land:Deutschland
Bundespräsident:Frank-Walter Steinmeier
Thema:Sozialer Pflichtdienst

Dortmund: Sozialer Pflichtdienst statt Wehrpflicht

Seit 2011 ist die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt, mit ihr der Zivildienst. Vor dem Hintergrund des Angriffskrieges in der Ukraine und der Coronapandemie stellt sich die Frage, ob es wieder einen Pflichtdienst braucht, um mehr Menschen zu haben, die einen Beitrag für die Gesellschaft leisten.

Dortmund: Wie sinnvoll ist ein Soziales Pflichtjahr? Das spricht dafür:

Der Vorsitzende der Geschäftsleitung vom Klinikum Dortmund, Marcus Polle, hat sich für RUHR24 mit der Frage auseinandergesetzt, wie sinnvoll ein Soziales Pflichtjahr wäre. Er meint:

„Wir haben in den beiden letzten Jahren mit der Pandemie gesehen, dass die Möglichkeiten von jungen Erwachsenen doch sehr unterschiedlich sind. Diese Unterschiede könnten durch ein gemeinsames Soziales Jahr aus- und angeglichen werden, indem alle zusammenkommen und gemeinsam einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Dies ist dabei nur ein erster Aspekt.“

Dortmund: Stress und Engpässe in der Pflege – So würde ein Soziales Pflichtjahr helfen

„Ein Soziales Jahr darf kein Lückenfüller sein“, meint Marcus Polle aus der Geschäftsleitung des Klinikums Dortmund. „Wir haben in den Krankenhäusern durch den Ersatzdienst oder das Freiwillige Soziale Jahr Bereiche unterstützen können, was hilfreich und notwendig war. Ein verpflichtendes Soziales Jahr kann ein Baustein in der Gesundheitsversorgung sein, sofern dieser Baustein allerdings nicht da ist, muss der Gesetzgeber diesen Baustein anders besetzen und die Finanzierung sicherstellen.“

Klinikum Dortmund
Marcus Polle ist Vorsitzender der Geschäftsleitung vom Klinikum Dortmund. © Anja Cord/Imago

Auf die Frage hin, wie ein Soziales Pflichtjahr aussehen müsste, damit es funktioniert, meint Marcus Polle auf Anfrage von RUHR24: „Der soziale Pflichtdienst muss für alle gelten, und für uns Krankenhäuser kalkulierbar sein. Nur so kann der soziale Pflichtdienst zu einem konkreten Baustein in der Gesundheitsversorgung werden.“

Aus Sicht von Marcus Polle spricht nichts gegen ein Soziales Pflichtjahr. Schließlich müssten nicht nur Krankenhäuser sich um die Aushilfen kümmern: „Es gibt unterschiedliche Aufgabenfelder in Deutschland. Der Bedarf in Deutschland ist sicher groß und vorhanden.“

NRW: Sozialer Pflichtdienst - das spricht dagegen

Nicht alle sind dem Sozialen Pflichtdienst gegenüber so positiv eingestellt. Ein Sprecher der Diakonie betont zum Beispiel gegenüber dem Deutschlandfunk, dass ein solcher Sozialer Pflichtdienst eine große politische Hürde nehmen müsste, um eingeführt zu werden – konkret: Eine zweidrittel Mehrheit im Bundestag.

Zudem wäre eine solche Menge an Sozialdienstlern teuer und würde viel Zeit kosten, um sie zum Beispiel einzuarbeiten. Was bei dem Personalmangel in der Pflege zur Herausforderung würde (mehr News aus NRW bei RUHR24).

Freiweilliges Soziales Jahr
Momentan gibt es in Deutschland keinen Zivildienst. Dafür machen viele junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr (Symbolbild). © Karl-Heinz Hick/Imago

NRW: Bundesfreiwilligendienst ersetzt momentan eine Pflicht

Aktuell setzt die Bundesregierung auf freiwilliges Engagement. Der Bundesfreiwilligendienst kann in einem sozialen, aber auch ökologischen oder sportlichen Bereich absolviert werden. Er wird mit einer Aufwandsentschädigung vergütet und geht in der Regel mindestens ein halbes Jahr.

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