Nordstadt

Dortmunds Polizeipräsident reagiert auf Anklage nach Todesschüssen

Fünf Dortmunder Polizisten sind nach den tödlichen Schüssen auf Mouhamed D. (16) angeklagt worden. Polizeipräsident Lange fordert faire Aufarbeitung.

Dortmund – Etwas mehr als ein halbes Jahr ist nach den tödlichen Polizeischüssen in der Dortmunder Nordstadt vergangen. Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile Anklage gegen fünf Beamte der Polizei in Dortmund erhoben. Gegen den Schützen steht der Vorwurf des Totschlags im Raum. Nun reagiert Polizeipräsident Gregor Lange auf die neuesten Entwicklungen.

Dortmunder Polizisten angeklagt: Polizeipräsident Lange äußert sich zu Todesschüssen

Am 8. August 2022 ist die Polizei Dortmund zu einer Jugendhilfeeinrichtung gerufen worden. Dort habe der senegalesische Jugendliche Mouhamed D. zunächst gedroht, sich mit einem Messer umbringen zu wollen. Die Polizisten waren da, um dies zu verhindern.

Doch dann eskalierte der Einsatz völlig: Der 16-Jährige wurde zunächst mit Pfefferspray besprüht und dann mit zwei Elektro-Tasern beschossen. Anschließend feuerte ein Beamter aus seiner Maschinenpistole mehrere Projektile ab. Der junge Mann starb kurz darauf im Krankenhaus.

Nun müssen sich fünf der eingesetzten Dortmunder Beamten vor Gericht verantworten. Polizeipräsident Gregor Lange reagiert darauf: „Es ist unser ureigenes Interesse, dass der Tod dieses jungen Mannes – und damit auch die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Maßnahmen in diesem Einsatz – lückenlos aufgeklärt wird.“

Schüsse auf Mouhamed D. in Dortmund – Beamter nach Einsatz suspendiert

Auch wenn Lange einen Beamten unmittelbar nach dein Einsatz suspendiert und vier weitere in andere Bereiche versetzt hatte, nimmt er seine Kolleginnen und Kollegen in Schutz: „Fakt ist aber auch: Bis zum Ausgang dieses Gerichtsverfahrens gilt auch bei Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten die Unschuldsvermutung – genauso wie bei allen anderen Bürgerinnen und Bürgern.“

Er forderte eine umfassende und faire Aufarbeitung der Ereignisse vom 8. August 2022. Lange spricht von einem beschädigten Vertrauen, welches nach dem Einsatz vor allem bei „Menschen mit Zuwanderungsgeschichte“ zu erkennen sei. Dieses Vertrauen müsse erst wieder hergestellt werden (mehr Polizei-News aus Dortmund bei RUHR24).

Todesschüsse in Dortmunder Nordstadt – Polizisten werden unterrichtet

Helfen sollen dabei unter anderem einige Programme, die bereits vor den Todesschüssen in der Nordstadt ins Leben gerufen worden sind. Die Polizei wirke beispielsweise seit 2012 beim Runden Tisch für Vielfalt, Toleranz und Demokratie in Dortmund mit. Seit 2017 bilden sich die Beamten laut Angaben intern fort – unter anderem mit dem Multikulturellen Forum.

Zuletzt hatte der Dortmunder Polizeipräsident auch angekündigt, eine Art „Sonderunterricht“ einzuführen. Darin wird der Umgang mit psychisch kranken Menschen thematisiert und geübt.

Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange reagiert auf die tödlichen Schüsse.

Dortmunds Polizeipräsident appelliert an seine Kollegen

Abschließend appelliert Gregor Lange noch einmal an seine Kolleginnen und Kollegen: „Ich erwarte von allen meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass sie sich jederzeit im Rahmen unserer Gesetze und Vorgaben bewegen und aktiv für die Ziele und Werte unserer Verfassung eintreten. Wer den Diensteid ablegt, übernimmt für immer Verantwortung für die Gleichheit, die Freiheit, die Menschenwürde und für die uneingeschränkte Treue zu unserer Verfassung.“

Wann die Todesschüsse vor einem Gericht thematisiert werden, steht noch nicht fest. Am Dienstag (14. Februar) äußerte sich die Staatsanwaltschaft Dortmund noch nicht zu der Anklageerhebung.

Rubriklistenbild: ©  biky/Future Image/Imago; Collage: RUHR24

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