Renommierter Sachverständiger
Waffenexperte wird zum MP5-Einsatz gegen Messerangreifer in Dortmund deutlich
Lars Winkelsdorf, Journalist und Waffensachverständiger, hat zum Einsatz der MP5 in Dortmund gegen den 16-jährigen Messerangreifer deutliche Worte gefunden.
Dortmund – Nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten mit einer MP5 auf einen 16-jährigen Messerangreifer in Dortmund sind Diskussionen entbrannt, die so schnell nicht enden werden, wie RUHR24 berichtet. Viele haben sich mit ihren Meinungen zu Wort gemeldet. Doch was sagt ein ausgewiesener Waffenexperte dazu?
Stadt | Dortmund |
Waffenexperte | Lars Winkelsdorf (Hamburg) |
Thema | Tödliche Schüsse auf Messerangreifer mit einer MP5 |
Der Einsatz einer MP5 in solchen Situationen wie in Dortmund ist nicht zu kritisieren
Auf Twitter wurde die Debatte um den tödlichen Einsatz aufbrausend geführt. Jetzt liefert Journalist und Waffensachverständiger Lars Winkelsdorf Hintergrundinformationen zu dem Einsatz der Polizei in Dortmund. Wichtig sei ihm, dass sich alle Seiten zunächst mit Beurteilungen zurückhalten, bis alle Informationen vorliegen (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).
Unter dem Strich ist der Waffenexperte der Meinung, dass der Einsatz einer MP5 in einer solchen Situation nicht zu kritisieren sei. Dafür gibt es Gründe: Er vergleicht in seinem Thread die Munition der Standarddienstwaffe der Polizei, eine Walther P99 mit Kaliber 9 Millimeter, und die MP5 von Heckler & Koch. Beide Waffen hätten dieselben Patronen – 9mm.
Zwar sei die MP5 deutlich größer als eine Pistole, habe 15 bis 30 Schuss pro Magazin und man könne je nach Version Feuerstöße abgeben. Die Schüsse haben laut Winkelmann auch einen Hauch mehr Energie (5 bis 10 Prozent).
Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch, dass die Verletzungswirkung zwischen Pistole und MP5 nahezu identisch sei. Dementsprechend könne man beim Einsatz der MP5 in Dortmund nicht von einer fehlenden Verhältnismäßigkeit sprechen.
Pistole einem Messer auf kurze Distanz unterlegen – Polizeieinsatz in Dortmund sorgt für Diskussionen
Der Waffenexperte äußerte sich zudem auch zum Einsatz eines Messers und der besonderen Gefahrensituation, die so entstanden ist. Ein Messer sei unter sieben Metern Entfernung einer Schusswaffe klar überlegen. Die Chance auf das eigene Überleben sei nur mit einem sofortigen und schnellen Schuss zu gewährleisten.
Polizisten müssen auf ihre Eigensicherung achten. Das sei taktisch etabliert und eine unvermeidbare Entscheidung. Den Ausdruck „nur ein Messer“ gebe es in der echten Welt nicht, schreibt Winkelmann.
Nach den tödlichen Schüssen von #Dortmund und der Debatte über die verwendete Maschinenpistole hier einfach mal ein paar Hintergrundinformationen:
— Lars Winkelsdorf (@winkelsdorf) August 9, 2022
Grundsätzlich verwendet die Polizei in Deutschland seit Ende der 70er/ Anfang der 80er Jahre Dienstpistolen im Kaliber 9mm Luger 1/x
Fakt sei aber auch, dass normale Polizisten, wie die beim Einsatz in Dortmund, in solchen Situationen im Grenzbereich agieren. Ihre Mittel in der Abwehr solch tödlicher Messerangriffe seien begrenzt. Das Problem: Nicht überall stünden Spezialkräfte sofort zur Verfügung.
Gegenüber RUHR24 hat sich ein Insider ebenfalls zu den Schüssen auf den 16-jährigen Messerangreifer in der Dortmunder Nordstadt geäußert. Diese seien unerlässlich gewesen. Neben der MP5 sind zudem die ausgeschalteten Bodycams ein Thema, dass aktuell gar vom Landtag in Düsseldorf diskutiert wird.
Rubriklistenbild: © Future Image/Imago, Markus Wüllner/Video-Line TV; Collage: RUHR24