Snacks aus dem Ofen
Pizza rund um die Uhr – Dortmund kann sich auf Pizza-Automaten freuen
Pizza für alle, egal zu welcher Uhrzeit und das in 4 Minuten. Das Konzept klingt verlockend. Auch das Ruhrgebiet soll neue Pizza-Automaten bekommen.
Dortmund – Roland Eickel ist 38 Jahre alt und eingefleischter Sauerländer – Und das zeigt der auch stolz. Eigentlich verkauft er Merch aus seiner Region, zum Beispiel Pullis und Schnaps. Wie kommt man dann von hier auf Pizza-Automaten? Kurz gesagt stieß er durch ein Netzwerk auf die heiße Idee und ist sofort Feuer und Flamme für die kleinen Pizzaöfen.
200 Snack-Automaten für Sauerland und Ruhrgebiet – Roland träumt den Pizza-Traum
„Eigentlich kommt die Idee aus Bayern. Hier gibt es ein Konzept, bei welchem Pizza-Automaten gemeinsam mit E-Ladestationen aufgestellt werden. Von wegen: Lade dein Auto und in der Zwischenzeit kannst du dir ne Pizza ziehen. Daraus entstand irgendwann die Idee, Pizza-Automaten im großen Stil in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufzustellen“, erklärt Roland Eickel im Interview mit RUHR24.
Insgesamt sollen 2,5 Tausend Automaten der Geschäftsgruppe „Flaven Five“ im gesamten Verbreitungsgebiet aufgestellt werden. Roland Eickel übernimmt diese Aufgabe für das Sauerland und das Ruhrgebiet. 50 Automaten sind am Ende für das Sauerland und 150 für das Ruhrgebiet angedacht.
Bisher stehen im Sauerland bereits zwei Automaten, einer in Arnsberg und einer in Ense-Höingen an Autowaschanlagen. Der Traum befindet sich also noch in der Verwirklichungsphase. Das Konzept soll bei allen Automaten am Ende gleich sein: 24/7 Pizza für jedermann. Besonders abgelegenere Ortsteile sollen so mit Snacks versorgt werden.
Pizza in nur 4 Minuten – NRW bekommt neue Pizza-Automaten
Dabei handelt es sich nicht um irgendeine TK-Pizza, wie Roland Eickel gegenüber RUHR24 erklärt: „Unsere Pizzen sind nach einer eigenen Rezeptur hergestellt und von Hand belegt. Sie werden vorgebacken und dann gefrostet“. Beliefert wird NRW von einer Zentralküche in Deutschland. In Arnsberg werden die Pizzen dann abgepackt und bereit gemacht für die Automaten.
„96 Pizzen passen in einen Automaten. Jede ist etwa 2-3 Tage haltbar. Unsere Fahrer fahren regelmäßig vorbei, um aufzufüllen und zu überprüfen.“ Der Kunde bekommt davon natürlich nicht viel mit. Für ihn steht wohl mehr im Vordergrund: Welche Sorten gibt es überhaupt? „Wir haben aktuell 8 Klassiker von Tonno über Salami bis zur Margarita“, erklärt Eickel. Auch zwei Pizzabrote sind im Angebot.
Und wie lang muss der Kunde warten? Tatsächlich nur 4 Minuten! Zwei Pizzen können sogar gleichzeitig backen. Mit Preisen zwischen 7,90 und 9,90 Euro liegen die Pizzen mit etwa 30 Zentimetern irgendwo zwischen hochwertiger TK und Imbiss. Das Bezahlen geht ausschließlich bargeldlos.
Neue Pizza-Automaten für Dortmund und das Sauerland sind bargeldlos
„Das haben wir bewusst gemacht, weil es einfacher im Handling ist. Wir können leichter abrechnen und die Automaten sind weniger attraktiv für Vandalismus oder Störungen“ meint Roland Eickel. Man kann sich sogar eine Pizza reservieren – per App (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).
Steht der Kunde also vor dem Automaten, wählt er per Touch seine liebste Sorte aus, bezahlt und dann? „Die Pizzakartons haben einen QR-Code. Der Automat weiß also genau, welche Sorte die richtige ist und ob die Pizza haltbar ist und so weiter. Der Snack wird dann mithilfe von einem Aluminium-Blech und dem Karton weitestgehend kontaktlos in den Ofen befördert“.
Das ist ein großes Plus für den Hygienestandard im Automaten, sorgt aber auch für mehr Müll. Darauf kommen wir zu einem späteren Zeitpunkt zurück. „Die Pizza liegt also im Ofen und wird vier Minuten gebacken. Das klappt so gut, weil der Ofen schnell auf 300 Grad Plus hochgeheizt werden kann“.
Dauerhaft im Heizmodus: Sind die neuen Pizza-Automaten für NRW Energie-Schleudern?
Gut für die Kunden, schlecht für die Energiebilanz, könnte man meinen. Um die Pizza so schnell und gut zubereiten zu können, wird der Ofen nämlich zu Stoßzeiten dauerhaft auf 150 Grad gehalten. Doch Eickel lenkt ein: „Wir versuchen per Fernwartung genau festzustellen, wann viele Leute Pizza wollen. Außerhalb der Rushhour wird der Ofen runtergekühlt - dann müssen Kunden vielleicht etwas länger warten“.
Die Pizza wird übrigens vorrangig im unteren Ofen gebacken, „für die Barrierefreiheit“, wie Eickel erklärt. Wo Pizza gegessen wird, kommt auch Müll zustande. Das fertige Produkt wird nämlich mit Karton und Aluminium-Blech ausgespuckt. Auch ein Holzmesser zum Schneiden ist dabei. Aber es gibt eine smarte Lösung:
Geld aus Müll: Pizza-Automaten-Chef spendet an Karnevals-Verein im Sauerland
„Bei den Automaten werden Container aufgestellt. Der Müll wird getrennt und recycelt. Das Geld, was hier draus entsteht, wird dem Hüsterner Karnevalsverein gespendet. Die konnten sich davon jetzt schon einen Bulli kaufen“. Doch was ist mit den alten Pizzen und dem Automaten, falls es mal ein Problem gibt?
„Abgelaufene Pizzen werden automatisch vom System aussortiert. Falls es mal ein Problem etwa bei der Kühlung gibt, sehen wir das per App. Steigen die Temperaturen im Inneren auf 8 Grad, sperrt sich der Automat von allein. Für Kunden besteht so zu keinem Zeitpunkt ein Problem“. Abgesehen davon, dass es dann keine Pizza gibt natürlich.
Gänzlich neu sind die Pizza-Automaten in Deutschland nicht. Dass das Konzept bei früheren Anbietern allerdings nicht geklappt hat, liege daran, dass das Angebot nie flächendeckend war, meint Eickel. Das soll sich nun ändern.
Vom Sauerland ins Ruhrgebiet: Dortmund steht weit vorn auf der Pizza-Automaten-Liste
Aktuell profitiert vor allem das Sauerland von den Automaten. Als nächste neue Standorte sind etwa Winterberg und Warstein geplant. Doch wann profitieren auch die Menschen im Ruhrgebiet, speziell in Dortmund von dem Konzept? „2023 wollen wir auch im Ruhrgebiet angreifen. Dortmund, Bochum, Essen sind erstmal geplant. Allein in Dortmund können wir uns am Ende bis zu 7 Automaten vorstellen“.
„Wir sind aber auch noch auf der Suche nach Pachtflächen“, erklärt Roland Eickel. „Im Ruhrgebiet wird unser Konzept etwas anders laufen als im Sauerland. Hier klappen ja viele den Bürgersteig abends hoch. Im Ruhrgebiet ist das anders. Da kriegt man auch jetzt schon Essen 24/7“.
Deshalb werde man in Dortmund eher auf Industriegebiete oder stark befahrene Straßen setzen, wo viele Menschen zusammen kommen, so Eickel weiter. Die Märkische Straße ist zum Beispiel angedacht. Dabei sei es aber auch wichtig, nicht zu abgelegen aufzustellen, damit sich das Geschäft lohnt. Lebensmittelverschwendung wolle man möglichst vermeiden. „Wir fahren lieber einmal mehr, als Pizzen wegzuschmeißen“.
Neue Pizza-Automaten in NRW sollen keine Konkurrenz zum Lieblingsitaliener sein
Kritik kommt von Imbissbesitzern und Fans von lokalen Gastronomien. Viele haben Sorge, dass die Automaten eine Konkurrenz seien könnten und Kunden wegschnappen. Darauf hat Roland Eickel eine klare Antwort: „Wir sind keine Konkurrenz zum Lieblingsitaliener“, meint er. „Unser Anspruch ist es auch gar nicht, die beste Pizza Deutschlands zu backen“.
„Wer in einem Automaten eine Konkurrenz zum eigenen Produkt sieht, sollte sowieso mal nachdenken“, so Eickel mit einem Augenzwinkern. „Wir greifen damit höchsten Fast-Food-Ketten an“, meint er. Entscheidend sei vielmehr, dass man „40 Arbeitsplätze schaffen und die Menschen rund um die Uhr schnell mit satt-machendem Essen versorgen“ wolle.
In Frankreich gäbe es das Konzept schon lange und dazu auch sehr erfolgreich. In Zukunft soll der Traum von den 200 Pizza-Automaten zunächst Realität werden. Dann will Eickel kreativer werden und auch mal gesündere Pizzen mit etwa Dinkel testen. Aktuell hapere es weniger an den Ideen, sondern mehr daran, Handwerker zu bekommen.
Rubriklistenbild: © Roland Eickel/Collage: RUHR24