Fiese Attacke
Dortmund: Mob drängt Mädchen an Schule in die Ecke – Politik reagiert
„Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ heißt es auf der Website der Robert-Koch-Realschule Dortmund. Ein aktueller Vorfall beweist das Gegenteil.
Update, (11. Juni), 12.21 Uhr: Nach der FDP, melden sich jetzt auch die Grünen aus Dortmund zu der queerfeindlichen Mobbing-Attacke zu Wort. In einer Mitteilung schreibt die Partei, dass noch sehr viel passieren muss, bis Schule ein sicherer Ort für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und andere queere Menschen (LSBTIQ*) ist. Das SCHLAU Projekt sollte eigentlich zur Aufklärung an Schulen beitragen, der Vorfall an einer Realschule zeige jetzt, dass man noch ganz am Anfang stehe.
Deshalb hat die Partei gemeinsam mit der CDU erstmals für Dortmund das Erstellen von einem Aktionsplans zur Bekämpfung von Queerfeindlichkeit ins Leben gerufen, der schon im Juli 2022 begonnen und bezuschusst werden soll.
Erstmeldung, (9. Juni), 7.46 Uhr: Es sind Szenen aus verschiedenen Videos, die fassungslos machen. An der Dortmunder Robert-Koch-Realschule wurden drei Mädchen gemobbt und verfolgt, offenbar weil sie eine Regenbogenfahne mit in die Schule gebracht haben. Der Fall sorgt aktuell für großes Aufsehen in den Medien, wie RUHR24 berichtet.
Schülerinnen bringen Regenbogenfahne mit – Reaktionen der anderen machen nachdenklich
Der aktuelle Monat Juni ist auch der sogenannte „Pride-month“. Menschen der LGBTQIA+-Community feiern die Liebe, ihre Sexualität und zeigen stolz Flagge für Solidarität und Toleranz. Es soll aber auch auf Missstände aufmerksam gemacht werden.
Eine dieser Flaggen, die Regenbogenfahne, hat an einer Realschule in Dortmund für queer-freindliche Szenen gesorgt. Videos zeigen, wie Mädchen mit der Fahne in der Hand in die Ecke gedrängt werden und Mitschüler sie ausbuhen.
Mehrere Medien wie die Ruhr Nachrichten, Bild und queer.de berichten auch darüber, dass die Kinder verfolgt, nass gespritzt und sogar geschlagen wurden. Auf das vorliegende Videomaterial und Screenshots der Schülerinnen reagiert jetzt die Bloggerin „Wikiriot“ (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).
Dortmund: Feministin nimmt Stellung zu queerfeindlichem Fall an Realschule
In einem Video auf ihrer Instagram-Page nimmt Wikiriot sich dem Fall an der Dortmunder Realschule an. Sie erzählt, dass sich eine Schülerin bei ihr zu dem Fall gemeldet habe. In dem ihr zugeschickten Videomaterial sieht man, wie andere Schüler die Mädchen mit der Regenbogenfahne auslachen und ausbuhen. Screenshots zeigen, wie eine Schülerin beschreibt, dass Lehrer die Szenen wohl gesehen, aber anscheinend nichts gemacht hätten.
Wikiriot fordert die Schule deshalb auf, den Slogan „Schule mit Courage“ in Schule „ohne Courage“ zu ändern. Das Video der Influencerin und Feministin haben bisher fast 10.000 Menschen geliket.
Regenbogen-Fahne entfacht Eklat an Dortmunder Realschule: So reagiert die Schulleitung
In verschiedenen Stellungnahmen, zum Beispiel gegenüber den Ruhr Nachrichten, bedauert Leiter Wolfgang Siebeck den Fall an seiner Schule. Die Bilder würden fassungslos machen und man „bedauere den Fall zutiefst“. Der Forderung von Wikiriot, den Slogan „Schule mit Courage“ zu entfernen, haben sich mittlerweile viele Menschen angeschlossen. Siebeck will bisher allerdings an dem Slogan festhalten, weil alles andere unfair für diejenigen an der Schule wäre, die sich für Toleranz einsetzen.
Die Schule will den Fall jetzt aufarbeiten. Auf der Homepage der Robert-Koch-Realschule ist bisher augenscheinlich keine öffentliche Stellungnahme zu dem queer-feindlichen Fall zu finden.
Queerfeindlicher Fall an Dortmunder Schule: So reagiert die Politik
Aus der Politik werden erste Stimmen laut, die den Fall scharf kritisieren. Der Fraktionsvorsitzende der FDP in Dortmund, Michael Kauch, fordert die Stadt Dortmund auf, bei der Aufklärung zu queeren Themen mehr beizutragen. „Queerfeindliche Attacken sind in keiner Weise hinzunehmen. Von der Stadt Dortmund als Schulträgerin erwarte ich ein klares Statement“, schreibt er in einer Mitteilung.
Wikiriot nimmt Stellung zu queerfeindlichem Fall an Dortmunder Schule – Reaktionen auf Instagram
Wikiriot sieht den Fall der Robert-Koch-Realschule in Dortmund als Lupe auf die Gesellschaft in Deutschland, die immer noch kein Safe Place für queere Menschen sei. In den Kommentaren rufen User dazu auf, Mails an die Schule und Ministerien zu schreiben. Wikiriot bietet sogar an, dafür eine Vorlage zu liefern.
In einem anderen Posting stellt die Influencerin das Siegel „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ gänzlich in Frage. Weil sie gerade von sehr vielen queer-feindlichen Fällen an Schulen hören würde, frage sie sich, wie Schulen das Siegel überhaupt bekommen und ob jemand kontrolliert, dass es auch eingehalten wird.
Die Influencerin Wikiriot berichtet regelmäßig über queer-feindliche Angelegenheiten in ganz Deutschland. Auf ihrem Kanal diskutiert sie mit ihrer Community über die Fälle und macht so auf Missstände aufmerksam. In Dortmund gibt es verschiedene Anlaufstellen, wie „Sunrise“, für betroffene Jugendliche. Das Land NRW plant in der Zwischenzeit Millionen in die Digitalisierung von Schulen zu investieren.
Rubriklistenbild: © K.Neudert/Panthermedia/Imago; ANP/Imago; Collage: Sabrina Wagner/RUHR24