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Ärger in Dortmunder Polizei-Wache: „Uns wird übertriebene Härte vorgeworfen“

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Von: Daniele Giustolisi

Die Zustände in der Nordstadt-Wache der Polizei Dortmund scheinen nicht die besten zu sein. Jetzt nimmt Polizeipräsident Lange Stellung zu Vorwürfen.

Dortmund – Glaubt man den Anschuldigungen, die Mitarbeiter der Polizei Dortmund jüngst gegenüber der Bild-Zeitung gemacht haben, dann steht es nicht gut um die Wache in der Nordstadt. Dabei wäre gerade in Dortmunds kriminellstem Stadtbezirk Ruhe nötig. Jetzt meldet sich Polizeipräsident erstaunlich offen zu Wort.

Polizisten der Dortmunder Nordstadt-Wache senden SOS-Ruf

Polizisten der Nordstadt-Wache hatten sich in dieser Woche vertraulich an das Boulevard-Blatt gewandt, in der Hoffnung, auf ihre Sorgen aufmerksam zu machen. Die Rede ist unter anderem von Überforderung aufgrund von zu wenig Personal. Man hetze nur noch von Einsatz zu Einsatz, so ein Mitarbeiter.

Zu kämpfen hätten die Beamten der Dortmunder-Nordstadt-Wache zudem mit einer „bewussten Kriminalisierung von Kollegen“. Würden Vorwürfe von Tätern gegen Polizisten laut, würden diese Beamten sofort fallen gelassen. Eine schwerwiegende Anschuldigung: Aus dem Präsidium habe es die Ansage gegeben, „möglichst wenig Migranten zu kontrollieren“.

Dortmunder Polizei-Chef kann Situation in der Nordstadt-Wache verstehen

Zu diesem schweren Vorwurf nimmt Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange in einer langen Pressemitteilung vom Dienstag (23. Mai) keine Stellung. Allerdings zeigt sich der Polizei-Chef verständnisvoll mit der aktuellen Lage. Nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen 16-Jährigen und den fünf in dieser Sache vor Gericht stehenden Polizisten sei es „nur verständlich, dass die derzeitige Situation auch Unsicherheit auslöst.“

Lange sei bewusst, dass den Beamtinnen und Beamten, die im Wachbereich Nord täglich ihren Dienst versehen, „viel abverlangt“ werde. Er sehe die Wache aktuell in einer „Zerreißprobe“. Während manche mehr Härte forderten, würden andere der Polizei in der Nordstadt übertriebene Härte vorwerfen. Für Lange gäbe es aber nicht nur das Eine oder das Andere, sondern eine Mischung aus Konsequenz und Dialog.

Indes scheint in der Nordstadt-Wache eine Art Resignation eingetreten zu sein. 41 von 61 Mitarbeitern, so zumindest die Angaben eines Polizisten gegenüber der Bild, wollen die Wachen verlassen, hätten innerlich bereits gekündigt oder einen Antrag auf Umsetzung geschrieben.

Dortmunder Polizei-Chef will Vor-Ort-Termin mit Geschäftsleuten in der Nordstadt

Zudem gibt es auch Beschwerden vonseiten der Nordstadt-Händler. Auch auf diese geht Lange in seiner Stellungnahme ein. Einige hatten gegenüber der Bild angemerkt, dass ihr Sicherheitsempfinden zuletzt abgenommen habe. Lange kündigte deswegen einen Ortstermin an, um mit Geschäftsleuten aus dem Umfeld des Borsigplatzes Unklarheiten aus der Welt zu räumen.

Polizeipräsident Dortmund
Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange reagiert auf Vorwürfe aus der Nordstadt-Wache. © Future Image/ Imago

Gleichzeitig lässt Lange Zahlen sprechen. Denn auf dem Papier scheint sich das subjektive Sicherheitsempfinden der Dortmunder Nordstadt-Bewohner offenbar nicht widerzuspiegeln. Zwischen 2014 und 2022 ist die Zahl der Straftaten insgesamt in der Nordstadt um mehr als 35 Prozent zurückgegangen – von 17.441 auf 11.173.

Zahl der Kriminalfälle in Dortmunder Nordstadt stark gestiegen

Aber: Von Januar bis April 2023 ist die Zahl der Kriminalfälle in der Nordstadt im Vergleich zum selben Zeitraum in 2022 um satte 20,6 Prozent gestiegen – von 3725 auf 4491 Fälle. Vor allem die Zahl der Betäubungsmittel-, Körperverletzungs- und Raubdelikte habe hier stark zugenommen, heißt es von der Polizei Dortmund (hier weitere Dortmund-News bei RUHR24 lesen).

Es bräuchte auf der Wache Nord also weiterhin „motivierte Beamtinnen und Beamte, die bürgernah und professionell ihre Arbeit verrichten“, meint Achim Stankowitz, Leiter der zuständigen Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz. Er, aber auch Lange, wolle in engem Dialog mit dem Revier an der Münsterstraße bleiben. „Damit wir gemeinsam Handlungssicherheit herstellen können“, so Lange.

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