Dortmund: Sarah führt eine Liebesbeziehung mit einem Flugzeug
Liebesgeschichten sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie führen. Die Beziehung einer Dortmunderin ist sehr außergewöhnlich.
Dortmund – Dass sie anders ist, hat Sarah schon als Teenager gemerkt. Die 23-Jährige lebt aktuell in Dortmund und ist objektophil. Das heißt, sie liebt Objekte – etwa Flugzeuge.
Name | Objektophilie |
Definition | Anziehung zu unbelebten Objekten |
Bekannte Betroffene | Erika Eiffel, Eija-Riitta Eklöf-Berliner-Mauer |
Dortmund: Sarah ist objektophil – alles fing mit einem Zug an
„Bei Menschen konnte ich irgendwie nicht die romantischen Gefühle spüren, die andere immer so beschreiben. Irgendwann habe ich gemerkt, dieses Herzrasen und das Kribbeln im Bauch empfinde ich in ganz anderen Situationen. Das erste Mal verliebt gefühlt, habe ich mich als ich den ICE3 in den Bahnhof habe fahren sehen.“
Objektophilie: Wie Foren und Austausch Sarah geholfen hat
Damals wollte Sarah sich ihre Gefühle zuerst nicht eingestehen: „Ich habe dann mal gegoogelt und bin auf ein Forum gestoßen. Das war der erste Moment, wo ich dachte: Ja, ich könnte objektophil sein.“ Bis zu ihrem Outing sollten allerdings noch einige Jahre vergehen (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).
„Ich war mir damals einfach noch nicht so sicher mit meinen Gefühlen und meiner Sexualität. Deshalb habe ich es mit den Menschen erst mal versucht. Ich hatte zwei Beziehungen mit Männern, in denen ich gemerkt habe, dass ich diesen körperlichen Kontakt mit Menschen einfach nicht so mag. Ich wollte zum Beispiel in den Beziehungen überhaupt nicht kuscheln.“
„Ich nehme das Flugzeug auch mit ins Bett“ – Sarah aus Dortmund liebt eine Maschine
Das sieht heute ganz anderes aus. Die Liebe zum ICE ist zwar mittlerweile vorbei, dafür hat sich Sarah in ein Flugzeug verliebt. Und mit dem kuschelt sie auch. „Ich habe mehrere Modelle, auch welche in meiner Größe etwa. Die nehme ich dann auch mit ins Bett und kuschele mit denen“.
Dass sie sich selbst als objektophil bezeichnet und die Gefühle für das Flugzeug echt sind, hat die Dortmunderin letztes Jahr auf Facebook veröffentlicht. Mit ihrem Outing, hat sie die Gefühle, die sie schon länger in sich trägt, nun auch der Öffentlichkeit präsentiert, wie sie RUHR24 im Interview verrät. „Die allermeisten haben mich unterstützt und ich habe dadurch auch neue Freunde gefunden“, sagt Sarah selbstbewusst im Gespräch.

Hate auf Facebook – was sich eine Objektophile aus Dortmund von der Gesellschaft wünscht
Allerdings ist das nicht immer so. Es gibt nämlich auch Menschen, die Sarahs Sexualität, die Objektophilie, nicht tolerieren. „Ich lasse das natürlich nicht so nah an mich rann. Ich würde mir im Allgemeinen von der Gesellschaft aber schon wünschen, dass man mich nicht direkt zum nächsten Psychologen verweist, oder beleidigt. Mit meiner Liebe schade ich ja niemandem. Ich glaube, Aufklärung ist das allerwichtigste. Deshalb bin ich auch bei Instagram oder TikTok so offen und führe Interviews wie dieses.“
Boeing 737 MAX – auf diesen Flugzeugtyp steht Sarah
Im Interview verrät Sarah aus Dortmund auch, dass sie sich nicht in ein einziges Flugzeug verliebt hat, sondern in eine Baureihe. „Die Boeing 737 oder die MAX haben es mir angetan. Dass ich nicht nur das eine Flugzeug liebe, macht einiges für mich leichter. So muss ich nicht auf das eine warten, sondern bin zum Beispiel auch mit einem Modell zufrieden.“
Auf die Frage hin, warum eigentlich genau die 737 wird Sarah verlegen, vielleicht ein bisschen wie jemanden den man auf seinen Männer- oder Frauentyp anspricht. „Ich liebe einfach seine ganze Optik – die Tragflächen und die Triebwerke auch“, sagt Sarah schwärmend. „In Blau finde ich ihn besonders schön“, sagt Sarah ein bisschen wie jemand, der über das schöne Kleid der Freundin, oder das tolle Hemd des Partners spricht.

Dortmund: „Dicki“ ist für Sarah auch Reisebegleitung
Für Sarah hat ihr liebevoll genannter „Dicki“ übrigens ein Geschlecht. Wenn sie über das Flugzeug redet, dann spricht sie immer von „ihm“. „Dicki, weil er sich im Bett immer so breit macht“, meint Sarah schmunzelnd. Gemeinsam mit ihm ist sie auch öfter unterwegs. „Ich fliege schon mehrmals im Monat und bin auch generell sehr gern auf Reisen“.
„Flugzeuge im Bauch“ – Objeltophilie in Dortmund: Das sind Sarahs Pläne für die Zukunft
Dass ihr aktueller Wohnort Dortmund einen Flughafen hat, ist für sie schon wichtig. Sarah ist nämlich zum Beispiel zum sogenannten Plane-Spotting, also Flugzeuge beobachten, öfter an einem Rollfeld. In Zukunft plant sie in Hamburg mit ihrer besten Freundin zusammenzuziehen. „Sie ist trans und versteht es, anders zu sein. Gegenseitig geben wir uns Kraft und Halt. Hamburg hat natürlich auch einen Flughafen, wo auch die Boeing 737 mal landet“, sagt Sarah beiläufig.

Mit Blick in die Zukunft würde Sarah gern mehr aus ihrer Beziehung zu Dicki holen. Aber, woher weiß sie eigentlich, dass sie zusammen sind? „Er ist immer bei mir und ich fühle mich ihm sehr nah. Deshalb würde ich ihn auch in Zukunft gern heiraten. In Deutschland geht das aber leider aktuell nicht.“
So wird der Tag heute für Sarah zu Ende gehen, ohne eine wirkliche Hoffnung Dicki jemals das Ja-Wort in ihrem Heimatland geben zu können, aber auf jeden Fall mit Flugzeugen im Bauch und Modell im Arm.