Energiekrise

Leuchtreklame auf Dortmunder Westenhellweg leuchtet trotz Bundesverordnung weiter

Es muss Energie gespart werden, auch in Dortmund. Doch die Leuchtreklame in der Stadt leuchtet weiter. Oberbürgermeister Thomas Westphal erklärt, warum.

Dortmund – Die Energiekrise zwingt viele Menschen zum Sparen. Auch die Stadt Dortmund arbeitet an Maßnahmen, um den Energieverbrauch schnellstmöglich zu reduzieren. Stadt bei den Werbetafeln will die Stadtspitze eher bei der Außenbeleuchtung sparen.

StadtDortmund
OberbürgermeisterThomas Westphal, SPD
ThemaEnergiekrise 2022

Dortmunder Oberbürgermeister Westphal verteidigt leuchtende Werbetafeln

Dazu gehören auch leuchtende, bunte Werbetafeln. In Dortmund sind diese überall zu finden, gerade in der Innenstadt. Die Werbeträger sind den Großteil des Tages in Betrieb und verbrauchen somit teilweise unnötig Strom. Trotzdem sollen sie auch weiterhin leuchten.

Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal hat die leuchtenden Werbetafeln in einer Pressekonferenz am Dienstag (13. September) verteidigt: „Außenbeleuchtung abschalten bringt verhältnismäßig wenig“, sagte der SPD-Politiker. Mit diesem Schritt ließen sich seinen Angaben zufolge pro Jahr nur 0,1 Gigawattstunden an Energie sparen – ein Bruchteil des Gesamtverbrauchs.

Umsetzung von Leuchtreklame-Verbot in Dortmund gestaltet sich schwierig

Die neue Energieeinsparverordnung der Bundesregierung gilt seit dem 1. September. Darin ist vorgeschrieben, dass bunte Leuchtreklame zwischen 22 Uhr und 16 Uhr am Folgetag ausgeschaltet sein muss. Zunächst war in dem Beschluss von 6 Uhr die Rede, das wurde jedoch ausgeweitet.

Die Umsetzung gestaltet sich in Dortmund jedoch offenbar schwierig. Auch eine andere Energieinitiative soll dafür sorgen, dass der Westenhellweg in Zukunft anders erscheint.

Es gibt einige rechtliche Punkte, die beim Thema Werbetafeln zu beachten sind. Diverse Verordnungen regeln auch hier den Betrieb. „Bei allen Werbeanlagen kommt es darauf an, ob sie nur als solche dienen. Es gibt Ausnahmevorschriften, wenn sie der Verkehrssicherung dienen“, erklärt Norbert Dahmen, Rechtsdezernent der Stadt Dortmund.

Rechtliche Unklarheiten erschweren Abschaltung von Werbetafeln in Dortmund

Ein Beispiel: „Wenn die Werbeanlagen in Eingangsbereichen von Geschäften ausgeschaltet sind und es stürzt jemand, dann wird die Verkehrssicherungspflicht verletzt“, so Dahmen weiter. Für die Betreiber der Werbetafeln sei eine Abschaltung daher nicht so leicht. Laut Oberbürgermeister Westphal handle es sich zudem um eine Verordnung, welche keine Strafen vorsieht.

Am Westenhellweg in Dortmund leuchten abends zahlreiche Anzeigen und Werbetafeln.

„Es handelt sich um eine Empfehlung, weil wir eine Krise bewältigen wollen“, stellt Thomas Westphal klar. Den dauerhaften Betrieb der Reklametafeln rechtfertigt die Stadt außerdem damit, dass diese nicht nur der Werbung dienen. „Wir haben intelligente Werbetafeln in der Innenstadt. Wir haben die Möglichkeit, über unsere Feuerwehr-Leitstelle Alarmmeldungen darauf zu projizieren“, so Norbert Dahmen.

Werbetafeln machen nur einen winzigen Teil des Stromverbrauchs in Dortmund aus

„Es gibt eine Regelung in der Verordnung, die sagt, wenn es erforderlich ist, dürfen Werbetafeln an bleiben. Juristisch gesehen ist es sinnvoll, aber nicht erforderlich. Hier haben wir noch eine Lücke“, versucht der Ordnungsdezernent die Sachlage zu klären. Ob – und wenn ja, welche – Werbetafeln in Zukunft abgeschaltet werden, ist also völlig unklar. An vielen bekannten Gebäuden hat die Stadt Dortmund als Energiesparmaßnahme aber bereits die Lichter ausgeschaltet.

Auch Arnulf Rybicki, Baudezernent der Stadt Dortmund, sagt: „Die gesamte Außenbeleuchtung abzuschalten bringt fast nichts. Wir beziehen insgesamt für Straßen- und Gebäudebeleuchtung 60 Gigawattstunden Strom pro Jahr.“ Davon würde aber nur ein winziger Teil leuchtende Werbetafeln betreffen.

Stadt Dortmund setzt auf Weiterentwicklung der Straßenbeleuchtung

Im Gegensatz dazu brächte die Umrüstung von Straßenlaternen Einsparungen, die sich sehen lassen können, so Rybicki. Die Stadt Dortmund hat bereits mit der Installation eines neuen Straßenbeleuchtungssystems begonnen. Die Entwicklung solle ab sofort aber noch schneller gehen. In den Jahren 2023 und 2024 sollen 6.000 zusätzliche Laternen mit LEDs ausgestattet werden. Bisher waren nur 2.000 zusätzliche Lampen geplant.

Mit der Weiterentwicklung der Straßenlaternen sollen in Zukunft pro Jahr zwei Gigawattstunden Strom eingespart werden. Schon das wäre eine Maßnahme mit Wirkung, so Thomas Westphal. Auch das Sparen von Wärme in den Schulen biete laut ihm deutlich mehr Einsparpotential, als das Abschalten von Werbetafeln.

Auf den Hinweis eines Journalisten in der Pressekonferenz, dass beispielsweise in Paderborn die Leuchtreklame ausgeschaltet sei, antwortet Thomas Westphal süffisant. „Wenn man in Paderborn zwei Werbetafeln ausschaltet, ist es dunkel. In Dortmund merkt es keiner“, zweifelt der Oberbürgermeister an der Sinnhaftigkeit der Aktion (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).

Rubriklistenbild: © Cord/Imago; Olaf Döring/Imago; Collage: RUHR24

Mehr zum Thema