Dortmund: Klinik-Mitarbeiterin demonstriert mit „Querdenkern“
Eine vermeintliche Mitarbeiterin des Klinikums in Dortmund hat mit „Querdenkern“ gegen die Impfpflicht demonstriert. Einen Tag später war der Beitrag in der „Tagesschau“ zu sehen.
Dortmund – Seit Monaten protestieren „Querdenker“ gegen die Corona-Maßnahmen* der Regierung. In einem Beitrag der „Tagesschau“ hat sich jetzt auch eine Frau bei einer Demo in Dortmund* kritisch zur Impfpflicht geäußert. Blöd nur: Sie arbeitet nach eigenen Angaben fürs Klinikum Dortmund, berichtet RUHR24*.
Stadt | Dortmund |
Bundesland | Nordrhein-Westfalen |
Oberbürgermeister | Thomas Westphal (SPD) |
Dortmund: Angebliche Klinik-Mitarbeiterin kritisiert Impfpflicht in der „Tagesschau“
Zu sehen war die Frau mit Maske über dem Mund und bunter Mütze in der „Tagesschau“ am Dienstag (4. Januar). Ein Kamerateam hatte die kleine Demo von „Querdenken 231“ in Dortmund begleitet und auf dem Friedensplatz Statements von einigen der 700 Teilnehmern eingeholt (alle News zu Coronavirus in Dortmund* auf RUHR24).
Wohl auf die Frage, warum sie mit ihrer Begleitung demonstrieren geht, sagte die Frau: „Da wir beide im Klinikum arbeiten, hier in Dortmund, und wir einfach nicht für die Impfpflicht sind. Wir wollen, dass das freiwillig ist.“ Ein vergleichsweise differenziertes Statement. Nur Sekunden zuvor hatte eine Mitdemonstrantin noch gesagt: „Ich bin dabei, weil ich gegen diese Corona-Diktatur bin.“

Auch andere Bürger und Politiker ringen in der Frage zu einer allgemeinen Corona-Impfpflicht aktuell noch mit sich. Denn sie hätte weitreichende Folgen und müsste gut geplant sein. Deutlich problematischer wird die Sache allerdings, wenn man sich als Mitarbeiter im Gesundheitssystems am Rande einer Demo äußert, bei der auch Corona-Leugner und Neonazis mitlaufen.
Klinikum Dortmund: Angestellte kritisiert Impfpflicht bei „Querdenken-Demo“
Denn das Statement der Frau fällt ja gewissermaßen auf ihren mutmaßlichen Arbeitgeber zurück. Zu Anfang der Corona-Pandemie hatte bereits ein Polizist aus Hannover bei einer „Querdenken“-Veranstaltung in Dortmund* seinen Job aufs Spiel gesetzt – und verloren.
Das Klinikum Dortmund ist eines der größten in Deutschland. Bei rund 4.600 Mitarbeitern ist es nicht unwahrscheinlich, dass mal einer aus der Reihe tanzt. Dass die Frau ihren Arbeitgeber aber ausgerechnet in der größten Nachrichtensendung Deutschlands nennt, ist mindestens unglücklich. Zumal die von ihr kritisierte Corona-Impfpflicht für Pflegepersonal in Nordrhein-Westfalen längst beschlossen wurde. Sie gilt ab dem 15. März 2022.
Klinikum Dortmund nimmt Stellung zu „Tagesschau“-Beitrag
Auf Anfrage von RUHR24 teilt das Klinikum am Donnerstag mit: „Bislang konnte hausintern nicht abschließend geklärt werden, ob es sich bei der im TV-Beitrag gezeigten Person tatsächlich um eine Mitarbeiterin des Klinikums Dortmund handelt.“ Die Äußerung der Frau hätten unmittelbar nach der Ausstrahlung insbesondere in den sozialen Netzwerken für Kritik gesorgt.
„Für uns ist es maßgeblich, dass die Arbeit im Klinikum allen gesetzlichen und rechtlichen Vorgaben entspricht“, sagt Marc Raschke, Pressesprecher des Klinikums Dortmund. Toleranz und Wertschätzung seien „unverhandelbar“. Zugleich verbiete das Klinikum Dortmund seinen Angestellten die Teilnahme an einer angemeldeten Demo nicht. Wer vor Ort interviewt werde, tue dies aber als Privatperson.
Telegram-Gruppe „Querdenken 231“ in Dortmund: Abgrenzung zu Neonazis gelingt nicht
Ist es also halb so schlimm, bei einer „Querdenker“-Demo in Dortmund* mitzulaufen? In dem Tagesschau-Beitrag heißt es dazu: „Rechtsextreme, Impfgegner, Esoteriker. Mal friedlich, mal aggressiv. Doch alle eint die Ablehnung der Corona-Politik.“ Um ihr Bild in der Öffentlichkeit wissen auch die Organisatoren der Demos. Doch die Abgrenzung nach Rechts darf allenfalls als halbherzig gelten.
Mittlerweile wird zwar auch in der Dortmunder Telegram-Gruppe dazu aufgerufen, „No-Nazis“-Plakate zu den Demos mitzubringen. Das ist bislang jedoch größtenteils Kosmetik, wie ein neuer Beitrag in der Telegram-Gruppe der „Querdenker“ vom Mittwoch (5. Januar) zeigt. Dort schreibt jemand: „In Dortmund läuft die Creme de la Creme der Naziszene mit uns. Das ist nicht hinnehmbar.“
Die Polizei bestätigte diesen Eindruck am Mittwoch: „Personen dieser rechten Szene waren gestern in einer kleinen Zahl ebenfalls anwesend.“ Ein Mann wurde außerdem festgenommen, weil er keine Maske aufsetzen wollte und sich der Kontrolle widersetzte. Er sei wegen rechten Gedankenguts bekannt. Bei ihm fanden die Beamten ein Messer, eine Rasierklinge, Pfefferspray und Drogen. *RUHR24 ist Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA.