Strukturwandel

Dortmunder Phoenix See und Riesen-Loch in Lützerath haben viel gemeinsam

Ähnlich wie in Dortmund muss das Rheinische Revier Pläne für den Strukturwandel schmieden. Lützerath könnte wie Phoenix-Ost geflutet werden.

Dortmund – Wo nun Menschen inlineskaten, segeln und spazieren gehen, wurde einst hart gearbeitet. Wie die meisten Dortmunder wissen dürften, stand viele Jahre lang das Stahlwerk Phoenix-Ost auf dem heutigen Gelände des Phoenix Sees. Jetzt dienen Projekte wie der Phoenix See auch als Vorbild für Lützerath, wenn auch in deutlich kleinerem Maßstab.

Strukturwandel in NRW: Phoenix See in Dortmund als Vorbild für Lützerath?

Die Zeiten der harten Maloche unter Tage oder am Hochofen sind im Ruhrgebiet überwiegend vorbei. Als Vorzeigeprojekt für den Strukturwandel im Pott wird gerne der Phoenix See in Dortmund hochgehalten. Wo früher Stahl produziert wurde, gibt es heute ein Naherholungsgebiet. 2011 wurde der See in Dortmund-Hörde feierlich eröffnet.

Szenenwechsel. In Lützerath im Rheinland war in den vergangenen Wochen und Monaten ganz schön was los. Klimaaktivisten hatten das Dorf besetzt, weil RWE die Braunkohle unter Lützerath abbaggern will. Hier sollen im Boden 110 Millionen Tonnen Braunkohle lagern.

Die Bundesregierung hatte dem Abbau zugestimmt – unter der Voraussetzung, dass Deutschland bis 2030 aus der Kohleindustrie aussteigt. Das hatte schwere Proteste nach sich gezogen. Auch Demonstranten von Fridays for Future Dortmund waren nach Lützerath gereist, um für den Klimaschutz zu demonstrieren. Das Argument: Wenn RWE all diese Kohle aus Deutschland verheizt, können wir die Klimaziele nicht mehr erreichen und die Erderwärmung schreitet weiter voran.

Das haben der Phoenix See in Dortmund und der Tagebau Lützerath gemeinsam

Das Dorf wurde dennoch geräumt und in den nächsten Wochen will RWE anfangen nach der Kohle zu graben. Da die Braunkohle unter Lützerath sehr tief liegt, ist anzunehmen, dass das Loch durch den Tagebau noch viel größer wird. Neben den Klimaschutz-Bedenken tut sich auch die Frage auf: Was passiert am Ende mit dieser Mondlandschaft?

Hier kommt wieder der Phoenix See in Dortmund ins Spiel. Der Tagebau Garzweiler soll nämlich wie die ehemalige Fläche Phoenix Ost am Ende geflutet werden. Dafür spielt Lützerath tatsächlich eine wichtige Rolle. Um die Abbruchkante zu sichern, werden die Flächen wohl dringend benötigt. Ob das allerdings der entscheidendste Grund war, um das Dorf abzureißen, lässt sich anzweifeln.

Lützerath könnte eines Tages wie Phoenix-Ost in Dortmund geflutet werden.

Die durch Kohleabbau entstanden Löcher werden jedenfalls häufig mit Wasser verfüllt. Eine andere Nutzung ist schwierig, weil der Boden nicht fest genug ist. Auch am Grund des Phoenix Sees schlummern neben der alten Stahlwerk-Fläche noch alte Schächte.

Lützerath soll größte Seenlandschaft in NRW werden – Parallelen zu Dortmund

Wie die Riff-Reporter berichten, ist für das Rheinische Revier anders als in Dortmund eine ganze Seenlandschaft geplant. Der größte See soll aus dem Tagebau Hambach entstehen, gefolgt von Garzweiler und dem Indesee. So würde womöglich die größte Seenlandschaft in NRW entstehen.

Doch woher soll das ganze Wasser kommen? Geplant ist wohl eine Zulieferung durch den Rhein. Bis die Seen allerdings gefüllt sind, könnte das 40 Jahre oder länger dauern – und das in Zeiten des Klimawandels mit Rekord-Dürren, wie im letzten August. Um die Klimakrise zu bremsen, können wir alle etwas tun. Es gilt etwa, die größten Stromfresser im Haushalt zu identifizieren.

Riesen-Loch in Lützerath und der Phoenix See in Dortmund: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Fassen wir also zusammen: Wie die Fläche von Phoenix-Ost in Dortmund, könnte der Tagebau bei Lützerath eines Tages geflutet werden. Wie beim Phoenix See würde im Rheinischen Revier damit ein großes Stück Strukturwandel passieren. Wo früher hart gearbeitet wurde, kann dann am Wasser spaziert werden. Bis dahin dauert es allerdings noch viele Jahre.

Der Tagebau Garzweiler bei Lützerath könnte mal eine große Seenlandschaft werden.

Und hier liegt ein großer Unterschied zu Dortmund. Das Projekt Lützerath hat quasi noch gar nicht stattgefunden. Gerade erst sind die letzten Aktivisten weg, schon gibt es erste Pläne, wie es nach der Kohle weiter gehen soll. In Dortmund hat man dagegen eine alte Industriefläche versucht, möglichst attraktiv zu machen (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).

Auch die Dimensionen sind natürlich andere. Der Phoenix See in Dortmund umfasst etwa 24 Hektar. Allein die Fläche Lützerath umfasst etwa 2300 Hektar. Nicht umsonst soll es sich einmal um die größte Seenlandschaft in NRW handeln.

Rubriklistenbild: © Reichwein/Imago; Stefan Ziese/Zoonar.com/Imago; Collage: Wagner/RUHR24

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