Gender-Pay-Gap
Warum verdienen Dortmunder Frauen weniger als Männer?
aktualisiert:
In Dortmund und NRW verdienen Frauen pro Stunde weniger als Männer. Das liege auch daran, dass viele Frauen bloß einen Minijob ausüben, sagt die NGG.
Dortmund – Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) weist darauf hin, dass Minijobs überwiegend von Frauen ausgeübt werden. Von mehr als 54.000 Minijob-Stellen in Dortmund seien 58 Prozent weiblich besetzt. In der Nahrungsmittelindustrie – wie Supermarkt-Stellen – liege der Anteil sogar bei 71 Prozent, wie RUHR24 erfuhr.
Frauen in Dortmund üben häufig keine Vollzeitstelle aus
Auch bei Teilzeitstellen liegen Frauen mit über 70 Prozent weit vorn. Nur etwa die Hälfte der Dortmunderinnen würden laut Bundesagentur für Arbeit aktuell einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Viele arbeiten außerdem weiter in typisch weiblichen Berufen im Gesundheitswesen, dem Einzelhandel und der Erziehung.
„Teilzeitarbeit bedeutet immer ein schmaleres Portemonnaie und auch eine kleinere Rente. Und Minijobs bedeuten Mini-Renten“, sagt Torsten Gebehart, Geschäftsführer der NGG Dortmund. Der Grund dafür, dass weniger Frauen in Vollzeitberufen arbeiten, ist auch die häufig noch klassische Rollenverteilung, welche die Frau als Mutter und nicht in einem Vollzeitberuf vorsieht.
Doch es kommt noch dicker. Denn Frauen verdienen laut NGG unter Berufung auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes auch noch weniger pro Stunde (6 bis 7 Prozent bei gleicher Qualifizierung). Laut IT.NRW bekommen Frauen im Schnitt pro Stunde 1,41 Euro weniger als Männer.
Gender-Gap liegt bei 1,40 Euro in NRW – Dortmunder Frauen verdienen weniger als Männer
Die Gewerkschaft empfiehlt insbesondere weiblichen Beschäftigten, sich darüber zu informieren, was die männlichen Kollegen verdienen. Das ginge etwa über den Betriebsrat. Allerdings sieht die NGG auch noch Verbesserungsbedarf seitens der Bundesregierung.
Das Entgelttransparenzgesetz solle angepasst werden, damit es auch für Unternehmen unter 200 Beschäftigten gelte. Dieses gibt Beschäftigten das Recht zu erfahren, was Kollegen in derselben Postion verdienen. „Eine Köchin im Restaurant oder eine Verkäuferin in der Bäckerei haben davon aktuell nichts“, so Torsten Gebehart. Lohn dürfe nicht vom Geschlecht oder dem Verhandlungsvermögen abhängen (mehr Dortmund-News bei RUHR24).
Zahl der beschäftigten Frauen in Dortmund steigt – Handwerk weiter männerdominiert
Bei allen negativen Nachrichten gibt es auch Grund zur Hoffnung: „Die Zahl der berufstätigen Frauen in Dortmund steigt sowohl absolut als auch anteilig zur Gesamtzahl der Erwerbstätigen. Sie könnte in beiden Fällen aber noch viel stärker steigen, wenn mehr Frauen bereit wären, ihre angestrebte Wochenarbeitszeit zu erhöhen und in noch ungewohnte spannende Branchen einzusteigen“, sagt Heike Bettermann, Chefin der Agentur für Arbeit Dortmund.
Hier dürfte aber eine Rolle spielen, ob etwa Hausarbeit, die Pflege der Eltern oder die Kindererziehung (Care-Arbeit) Zuhause gerecht aufgeteilt sind und somit auch Zeit für eine Vollzeitstelle bleibt.
Nachholbedarf gäbe es vor allem in technischen, informationstechnischen und naturwissenschaftlichen Berufe (MINT) sowie im Handwerk. Nur 15 Prozent der Jobs im Dortmunder Handwerk seien laut Agentur für Arbeit durch Frauen besetzt. Ein Positiv-Beispiel ist hier eine junge Schornsteinfegerin aus Bochum. Sie leitet einen eigenen Betrieb.
Rubriklistenbild: © Ralph Peters/Imago