Erschreckende Entwicklung
Zahl gefährdeter Kinder in Dortmund massiv gestiegen – hier gibt es Hilfe
Immer mehr Kinder in Dortmund werden vernachlässigt und missbraucht. Das zeigt eine aktuelle Statistik des Landes. Die Zahlen sind erschreckend hoch.
Dortmund – Hunderte Kinder in Dortmund wachsen in einem Umfeld auf, in dem ihre körperliche und psychische Gesundheit massiv gefährdet ist. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts NRW für 2021 hervor. Demnach haben sich die Fälle akuter Kindeswohlgefährdung in Dortmund seit 2018 verdoppelt.
Stadt: | Dortmund |
Thema: | Kindeswohlgefährdung 2021 |
Behörde: | Jugendamt |
Kindeswohlgefährdung in Dortmund: 2021 gab es fast 500 Fälle „akuter Gefährdung“
Das Problem: In jedem sechsten der fast 3.000 Verfahren in Dortmund fanden Mitarbeiter des Jugendamts schwere Missstände in den Familien. Fast 500-mal sahen sie das Kindeswohl als „akut gefährdet“ an. Immerhin: In rund einem Drittel der Fälle (1.244) sah das Jugendamt nur Hilfebedarf, aber keine Gefährdung. In einem weiteren Drittel (1.089 Fälle) war alles in Ordnung.
Sieht das Jugendamt eine „akute Kindeswohlgefährdung“, hat das in der Regel massive Folgen für die Familie, schreibt die Stadt Dortmund auf ihrer Internetseite: „Die Jugendhilfedienste sind bei einer akuten Gefährdungslage verpflichtet, Kinder und Jugendliche in Obhut zu nehmen und mit ihnen ihre Nöte und Ängste zu besprechen, um mit ihnen nach geeigneten Hilfen zu suchen.“ Ein Missbrauchsfall in Dortmund sorgte 2021 für Aufsehen.
Damit hat sich seit 2018 sowohl die Zahl der Verfahren als auch die Zahl der akuten Gefährdungen verdoppelt. Erschütternd ist dabei, dass die Zahl der Fälle akuter Kindesgefährdung in Dortmund etwa doppelt so hoch ist, wie im NRW-Durchschnitt: Pro 100.000 Einwohner gibt es in Dortmund 82 Fälle, in NRW nur 41.
Kindeswohlgefährdung in NRW: Zahl der Verfahren gestiegen
NRW-weit ist die Zahl der Verfahren wegen Kindeswohlgefährdungen ebenfalls gestiegen. In rund 55.000 Fällen haben die Jugendämter in NRW 2021 das Kindeswohl überprüft. In insgesamt einem Viertel der Fälle war das Kindeswohl akut (7.400) oder latent gefährdet (6.500).
Die häufigsten Gründe für Kindeswohlgefährdung in NRW:
- Vernachlässigung: 7.461 Fälle
- Psychische Misshandlung: 4.832 Fälle
- Körperliche Misshandlung: 4.164 Fälle
- Sexuelle Gewalt: 906 Fälle
Laut „IT NRW“ sind die Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder im Vergleich zum Vorjahr zwar um 1,7 Prozent gesunken. Seit 2017 ist die Zahl dieser Verfahren jedoch um mehr als 80 Prozent gestiegen (alle News aus NRW auf RUHR24 lesen).
Kindeswohlgefährdung in NRW: An wen kann man sich im Notfall wenden?
In vielen Fällen melden Polizei und Gerichte sowie Schulen und Kitas sich bei den Jugendämtern in NRW, wenn sie den Verdacht haben, dass das Wohl eines Kindes in Gefahr sein könnte. Wer sich als Privatperson Sorgen um einen Minderjährigen macht, sollte zunächst Ruhe bewahren, rät der Kinderschutzbund NRW auf seiner Internetseite.
Denn sobald jemand dem Jugendamt den Namen eines Betroffenen nennt, müssen die Mitarbeiter dort tätig werden. „Übereiltes Handeln oder große Aufregung sind selten hilfreich für das Kind. Es sei denn, es liegt eine akute Notlage vor“, warnt der Kinderschutzbund.
Es gelte, weitere Gewalt oder Missbrauch vom Kind abzuwenden. Gewalttätige Erwachsene sollten daher nicht konfrontiert werden. Im Notfall solle man sich jedoch sofort an das Jugendamt oder die Polizei wenden.
Hilfe bei Kindeswohlgefährdung in Dortmund
In Dortmund ist das Jugendamt für das Kindeswohl zuständig.
Kinder und Jugendliche oder besorgte Menschen können sich zudem an das Kinderschutzzentrum Dortmund wenden.
Bei sexualisierter Gewalt, auch beim Sport, gibt es mehrere Fachstellen in Dortmund, die anonym weiterhelfen.
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