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„Gitterkäfig“ soll Obdachlose am Dortmunder Hauptbahnhof vertreiben

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Von: Julia Bremken

Die Deutsche Bahn geht am Hauptbahnhof Dortmund mit Gittern gegen Obdachlose vor. Kritiker sind schockiert. Das Unternehmen nennt Sicherheitsgründe.

Dortmund – Die Stadt schätzt, dass zwischen 500 und 600 Leute in Dortmund obdachlos sind. Trotz einer Vielzahl an Übernachtungsstellen und dem Versprechen: „Niemand muss draußen schlafen, wenn er dringend Hilfe benötigt“, steht die Stadt aktuell in der Kritik. Laut der Bürgerinitiative „Schlafen statt Strafen“ wurden Obdachlose am Dortmunder Hbf vertrieben und ein Gitterkäfig angebracht, der den Zugang endgültig verhindert.

Dortmunder Obdachlose müssen Schlafplatz am Hauptbahnhof räumen: Bürgerinitiative kritisiert das „unnötig harte Vorgehen“

In der Woche um den 23. März wurde am Hauptbahnhof Dortmund „das Nachtlager mehrerer Menschen unter der Treppe des linken Außenaufgangs zu den Gleisen 2-6 ohne Vorwarnung geräumt“, so die Bürgerinitiative in einer Pressemitteilung.

Dabei sei es unter anderem zu einer „Zerstörung des Eigentums der Betroffenen“ gekommen. Die EDG habe unter Aufsicht der Bundespolizei „alle Habseligkeiten, die die Betroffenen nicht tragen konnten, direkt entsorgt“.

Für Anna Flaake, Sprecherin der Initiative, steht fest, dass es „nicht um diese speziellen Menschen ging, sondern allgemein obdachlose Menschen vom Bereich um den Bahnhof verdrängt werden sollen“. Bereits Anfang des Jahres fand in Dortmund ein Protestcamp gegen die Diskriminierung von Obdachlosen statt.

„Gitterkäfig“ gegen Obdachlose am Dortmunder Hauptbahnhof

Auf Nachfrage von RUHR24 erklärte ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB), dass der Zaun unter der Treppe am Dortmunder Hauptbahnhof eine dauerhafte Lösung sein soll. Es ginge hierbei aber nicht um die Vertreibung der Obdachlosen, sondern um den Komfort der Reisenden (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).

Es sei in der Vergangenheit zu vermehrten Kundenbeschwerden bei der Deutschen Bahn gekommen. Einer der Obdachlosen berichtet der Initiative, dass sie „den Schlafplatz so sauber wie möglich gehalten haben“. Doch laut der DB nutzten diese den Bereich als Toilette und der Geruch der Fäkalien störte die Reisenden.

Die Zäune seien daher eine gute Lösung, denn Reisende am Dortmunder Hauptbahnhof „sollen sich dort willkommen, gut aufgehoben und sicher fühlen“, erklärte die Deutsche Bahn gegenüber RUHR24.

Dortmunder Hauptbahnhof: „Eine weitere Stufe der Eskalation“, um Obdachlose zu vertreiben

Für Anna Flaake, von der Initiative „Schlafen statt Strafen“, ist dieser Zaun „eine weitere Stufe der Eskalation im Vorgehen von DB, Polizei und Stadt Dortmund, mit dem Ziel, obdachlose Menschen aus dem öffentlichen Raum der Innenstadt zu vertreiben“. Denn man nehme den Menschen „einfach nur einen halbwegs geschützten Platz zum Schlafen“ (alle News zu Politik in Dortmund auf RUHR24 lesen).

Neben verschiedenen Übernachtungsstellen hat die Stadt Dortmund auch Wohnungen angemietet, um obdachlosen Menschen zu helfen. Auch die Deutsche Bahn engagiere sich „mit ihrem langjährigen Partner, der Bahnhofsmission, für Menschen in schwierigen Lebenslagen und hilft Menschen ohne festen Wohnsitz“.

Ein Obdachloser liegt in der Dortmunder Innenstadt auf dem Boden
Die Stadt Dortmund wird dafür kritisiert, den Obdachlosen in der Stadt nicht genug zu helfen. © Jan Huebner / Imago

In den kalten Wintermonaten duldet die Deutsche Bahn ebenfalls den Aufenthalt der Wohnungslosen innerhalb des Bahnhofes. Dennoch müssen bestimmte Bereiche wie Durchgänge, Treppen oder Fluchtwege freigehalten werden, erklärte der Bahnsprecher. Ist dies nicht der Fall, kann das Ordnungsamt einen Platzverweis erteilen.

Ordnungsamt erteilt Platzverweis am Dortmunder Hauptbahnhof: Aber zu Recht?

Das Gelände des Hauptbahnhofes gehört der Deutschen Bahn. Deshalb kam es scheinbar bei der Bürgerinitiative und den Wohnungslosen zur Verwirrung, als das Ordnungsamt einen Platzverweis erteilte (alle News zu Verkehr in Dortmund auf RUHR24 lesen).

„Das kommunale Ordnungsamt dürfte hier eigentlich gar nicht ohne Weiteres tätig sein“, heißt es in der Pressemitteilung von „Schlafen statt Strafen“. Der Sprecher der Deutschen Bahn erklärte im Gespräch mit RUHR24, dass das Ordnungsamt aber sehr wohl am Dortmunder Hauptbahnhof tätig werden dürfe.

Der Grund dafür ist die sogenannte „Ordnungspartnerschaft“. Dabei handelt es sich um eine Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Bahn und der Stadt Dortmund. In einigen Städten ist dies der Fall, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung durch mehr Kooperation und Kommunikation besser umsetzten zu können.

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