„Soll übererfüllt“

Dortmund hält Flüchtlingsrekord in NRW – 231 Prozent

Weil sie sehr viele Flüchtlinge und Asylbewerber aufgenommen hat, fordert die Stadt Dortmund eine fairere Verteilung. Die Zahlen geben ihr Recht.

Dortmund – Wie andere Städte in Nordrhein-Westfalen hat auch Dortmund zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine infolge des russischen Angriffskrieges aufgenommen. Doch die Stadt will vorerst keine weiteren Schutzsuchenden mehr aufnehmen – sie fordert eine faire Verteilung.

Aufgenommene Ukrainer in Deutschlandrund 1.008.935 (Stand: 17. Oktober)
Aufgenommene Ukrainer in Dortmundrund 7.000 (Stand: 21. Oktober)
Erfüllungsquote Dortmund99,5 Prozent

Flüchtlinge aus der Ukraine: Stadt Dortmund hat besonders viele aufgenommen

In Deutschland sind zwischen Ende Februar und dem 17. Oktober 2022 rund 1 Million Flüchtlinge aus der Ukraine im Ausländerzentralregister (AZR) registriert worden, berichtet der Mediendienst Integration.

Noch im September hätten in Nordrhein-Westfalen 211.000 (Ende Juni: 176.000) Kriegsflüchtlinge gewohnt. Zwischen April und Juni habe sich die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine in allen Bundesländern ungefähr verdoppelt, erklärten die Ministerien auf eine Anfrage des Mediendienstes.

Den Andrang bekam auch Dortmund zu spüren. Auf RUHR24-Anfrage erklärte die Stadt, dass man zu den Großstädten in NRW gehöre, „die seit Beginn des Ukraine-Kriegs die meisten ukrainischen Flüchtlinge aufgenommen haben (rund 7000 Menschen)“. Damit habe „die Stadt ihr Soll übererfüllt.“

Dortmund hat sein Soll „übererfüllt“ und fordert eine faire Verteilung weiterer Schutzsuchender

Wie die Bezirksregierung Arnsberg auf ihrer Website erklärt, sind gemäß Paragraf 1 des Flüchtlingsausnahmegesetzes die „396 Städte und Gemeinden verpflichtet, ausländischer Flüchtlinge aufzunehmen und unterzubringen“. Nach einem entsprechenden Verteilschlüssel (Paragraf 3 des Flüchtlingsaufnahmegesetzes) erfolgt ihre Zuweisung.

Die Stadt Dortmund erklärt gegenüber RUHR24, dass sich die Verteilquote ständig ändere. Trotz der hohen Aufnahmequote muss Dortmund noch 36 Schutzsuchende aufnehmen, das Soll sei „nur“ zu 99,5 Prozent erfüllt.

In Dortmund leben mittlerweile rund 7.000 Geflüchtete aus der Ukraine

Damit hat die Stadt Dortmund an sich auch kein Problem, doch der Blick auf andere Kommunen sorgt bei den Stadtoberen für Kopfschütteln. Schließlich hätten diese „eine erheblich niedrigere Erfüllungsquote“ und seien deshalb vorrangig verpflichtet, neue Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen.

Sofern diese in NRW auf die einzelnen Kommunen verteilt werden, wünscht sich die Stadt Dortmund, dass ihre bisherige Aufnahmebereitschaft gewürdigt wird. Ihre Forderungen untermauern die Stadtvertreter mit den veröffentlichten Zahlen.

Soll übererfüllt: Die Stadt Dortmund fordert eine faire Verteilung von Schutzsuchenden aus der Ukraine und anderen Ländern.

Erfüllungsquote von über 200 Prozent: Dortmund nimmt sehr viele Asylbewerber auf

Überhaupt hat Dortmund mitunter landesweit mit 13.548 Menschen die meisten Asylbewerberinnen und -bewerber aufgenommen. Einer Verteilstatistik nach dem Aufenthaltsgesetz und der Ausländer-Wohnsitzregelungsverordnung zufolge liegt Dortmund mit seiner Erfüllungsquote bei 231,9 Prozent (Stand: 23. Oktober). Noch vor Städten wie Essen oder Düsseldorf.

So viele Asylbewerber leben aktuell in diesen NRW-Kommunen (Stand: 23. Oktober):

KommuneAufgenommenVorgabeErfüllungsquote in Prozent
Dortmund13.5485.843231,9
Bochum6.0954.103148,6
Duisburg4.1484.95783,7
Unna61075381,0
Düsseldorf7.2376.112118,4
Essen11.6075.761201,5

Damit hat Dortmund mehr als doppelt so viele Menschen aufgenommen, wie vorgegeben. Insgesamt seien rund 9.000 Geflüchtete aus verschiedenen Nationen mehr in Dortmund, „als es bei einer gleichmäßigen Verteilung innerhalb der NRW-Grenzen unter Einbeziehung des ländlichen Raumes der Fall wäre“.

9.000 Geflüchtete: Stadt Dortmund kritisiert fehlende gleichmäßige Verteilung

Geht es also nach der Stadt Dortmund, so solle diese „Langzeitbelastung“ durch eine gerechte Verteilung weiterer Flüchtlinge durch die Bezirksregierung Arnsberg berücksichtigt werden.

Um die Aufnahme, Versorgung und Integration in Zukunft ausreichend zu würdigen, fordere man auf dem Städtetag NRW „eine Verschneidung beider Quoten“. Damit sind sowohl die Quote zu den aufgenommenen Ukrainern als auch die Anzahl der aufgenommenen Asylbewerber allgemein gemeint.

Rubriklistenbild: © Anja Cord/Imago

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