Zeichen gegen Gewalt

Dortmund-Fan im Iran brutal getötet: BVB-Spiel wird zum Solidaritätsakt

Im Iran protestieren Frauen für ihre Rechte und gegen die Unterdrückung durch die Sittenpolizei. Ein BVB-Fan hat das nicht überlebt.

Dortmund – Es ist der zweite Samstag im Oktober 2022. Dortmund spielt im Heimspiel gegen den FC Bayern München. Tausende Fans sind zum Signal-Iduna-Park angereist, berichtet RUHR24. Doch, die Stimmung ist zwischenzeitlich bedrückt. Seit Wochen trendet auf Social Media der Hashtag „Mahsa Amini“.

LandIran
Proteste ausgelöst durchTod von Mahsa Amini
AktionBanner vor dem BVB-Spiel in Dortmund

Protestaktion für getötete Iranerin in Dortmund – Banner vor dem BVB-Bayern-Spiel

Frauen schneiden sich vor laufender Kamera die Haare ab. Es werden Protestaktionen auf Instagram und Tiktok geteilt, weil es für viele Frauen im Iran der einzige Weg ist, auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Ausgelöst wurde die Solidaritätswelle durch eben Mahsa Amini. Die junge Kurdin wurde festgenommen, weil sie ihren Hidschab, also ihre Verschleierung, nicht richtig getragen habe.

Was genau mit Mahsa Amini nach der Festnahme passierte, ist unsicher. Sie wurde durch die Sittenpolizei in Gewahrsam genommen, fiel ins Koma und starb schließlich. Viele Menschen gehen davon aus, dass die junge Iranerin gefoltert wurde. Die iranischen Behörden sprachen erst von Herzinfarkt, später von Folgen eines Hirntumors.

Ihr Tod löste im Iran eine Welle der Proteste aus. Frauen legen ihre Kopftücher ab, als Zeichen der Solidarität und werden dafür blutig niedergeschlagen. Hier kommt Sarina Esmailzadeh ins Spiel. Die 16-jährige Iranerin war BVB-Fan und starb während einer Protestaktion in ihrer Heimat, wie Amnesty Iran auf Twitter mitteilt.

Zeichen für getöteten Fan – Banner zeigt 16-jährige Iranerin vor dem Signal Iduna Park in Dortmund

Einige Fans in Dortmund haben nun die Chance vor der BVB-Bayern-Partie genutzt, um auf ihren Tod aufmerksam zu machen. Am Aufgang zur Familientribüne hielten sie ein Banner hoch, auf dem zu lesen war: „Hey BVB, letzte Woche hast du einen Fan verloren“. Daneben ein Bild von Sarina, auf dem sie im schwarz-gelben Trikot zu sehen ist (mehr News aus Dortmund bei RUHR24).

Auch der Dortmunder Ausgleichs-Torschütze Anthony Modeste teilte ein Foto von dem Banner. Später war es im Stadion aufgehängt worden. Auch der BVB selbst stellt sich hinter die Aktion und schreibt auf Twitter: „Egal, welches Geschlecht, egal welche Hautfarbe, Religion oder sexuelle Orientierung - für uns sind alle Menschen gleich. Wir stehen an der Seite der mutigen Frauen in Iran. In Gedenken an Sarina Esmailzadeh #MahsaAmini“.

Land NRW stoppt Abschiebungen in den Iran – „Menschenrechtslage ist dramatisch“

Derweil hat das Land NRW die Abschiebung von Menschen in den Iran gestoppt. „Die derzeitigen Demonstrationen im Iran und das harte Vorgehen der iranischen Sicherheitskräfte führen uns deutlich vor Augen, wie dramatisch die aktuelle Menschenrechtslage im Iran ist. Vor diesem Hintergrund ist es unverantwortlich, im Moment Personen dorthin abzuschieben“, erläutert Integrations- und Flüchtlingsministerin Josefine Paul (Grüne).

In einer Pressemitteilung vom Land NRW heißt es, die Abschiebungen seien bis auf Weiteres ausgesetzt. Die Ministerin fährt fort: „Nordrhein-Westfalen steht solidarisch an der Seite der Iranerinnen und Iraner, die sich für Frauenrechte, für Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie gegen Folter und die Todesstrafe einsetzen. Wir setzen aber auch weiter auf eine bundesweite Lösung. Ich erwarte, dass der Bund mit den Ländern hierzu schnell ein abgestimmtes Vorgehen beschließt.“

In Dortmund hat es vor der Partie gegen Bayern ein Zeichen für die Frauen im Iran gegeben.

Frauen leiden seit Jahren im Iran – viele Todesopfer sind minderjährig

Frauen werden im Iran durch das islamischen Rechtssystem Scharia stark in ihren Rechten eingeschränkt. Sie müssen sich in der Öffentlichkeit verschleiern und dürfen bestimmte Berufe nicht ausüben. Außerdem sind sie durch das strenge Patriarchat, also einer rein männlichen Führung, den Männern kategorisch untergeordnet.

Auf der ganzen Welt solidarisieren sich Menschen mit den Frauen im Iran, wie hier in Florida.

Seit Jahren kämpfen Frauen im Iran gegen diese Unterdrückung. Allein bei den Protesten nach dem Tod von Mahsa Amini sind mehr als 133 Demonstrantinnen gestorben - viele wurden von den iranischen Behörden absichtlich getötet, wie das ZDF berichtet. Iran Human Rights meldete die Zahlen Anfang Oktober, es dürften mittlerweile deutlich mehr geworden sein. Unter den Toten seien auch viele Kinder.

Rubriklistenbild: © Neundorf/Kirchner-Media/Imago

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