Analyse
Westphals Trabi-Aussage über Verkauf Dortmunder Chip-Firma „Elmos“ ist falsch
Dortmunds OB Thomas Westphal hat sich in den Streit um die Dortmunder Chip-Firma „Elmos“ eingemischt. Teile seiner Aussagen sind allerdings falsch.
Dortmund – „Ich kann es in der Sache nicht nachvollziehen“: Mit diesen Worten hat sich Dortmunds OB Thomas Westphal (SPD) zum durch die Bundesregierung gestoppten China-Deal des Dortmunder Chips-Herstellers „Elmos“ kürzlich geäußert. Später verglich er die Dortmunder Chip-Teile mit Trabi-Motoren. Doch der Vergleich hinkt.
„Elmos“-Deal mit China in Dortmund geplatzt – Westphal übertreibt mit Zitat
Zum Hintergrund: „Elmos“ plant seit Dezember 2021, seine 200mm-Waferfertigung an das schwedische Unternehmen „Silex“ zu verkaufen. Diese Firma wiederum gehört dem chinesischen Konzern „Sai Microelectronics“. Die Sparte eines deutschen Chip-Herstellers wäre mit dem geplanten Deal somit an einen Konzern aus China gegangen. Doch das wurde jetzt unterbunden.
Als Grund für den geplanten Verkauf dieser Sparte nannte „Elmos“ ein Rückgang der Kundennachfrage nach den sogenannten 200mm-Wafern. Künftig würden Kunden Produkte mit kleineren Technologien verwenden, hieß es von „Elmos“ bereits im Dezember 2021. Ausgerechnet den Verkauf einer veralteten Sparte untersagte nun die Bundesregierung.
Dortmunds OB Westphal kritisiert China-Absage für „Elmos“ und zieht Trabi-Vergleich
Dortmunds OB Thomas Westphal meldete sich in der Folge in einer Pressemitteilung zu Wort. Der SPD-Mann bezeichnete darin das Einschreiten der Bundesregierung als „schlechten Witz“. Diese wiederum gab in Person Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) als Begründung an, der Verkauf der „Elmos“-Waferfertigung könnte „möglicherweise gegen die Interessen der Bundesrepublik genutzt werden“. Dortmunds OB Thomas Westphal wiederum verglich den Stopp folgendermaßen:
Wenn die Chinesen alle Trabi-Motoren in Deutschland kaufen würden, wäre das auch keine Gefahr für die deutsche Autoindustrie.“
Kann das stimmen? Sind Trabi-Motoren mit den (wenn auch veralteten) Chip-Teilen der Dortmunder Firma „Elmos“ zu vergleichen?
Laut Informationen von RUHR24 ist die Technik, die in Dortmund hergestellt wird, zwar mehrere Jahrzehnte alt, aber sie hat weltweit noch immer eine hohe Verwendung, etwa in Autos, in denen die verwendeten Chips nicht unbedingt so klein sein müssen, wie in Handys oder Computern.
Westphal-Vergleich: Chips aus Dortmund wie Trabi-Motoren?
Trabi-Motoren finden weltweit dagegen – im Gegensatz zu den „Elmos“-Chips – keine Verwendung mehr, da das Fahrzeug seit 1991 nicht mehr produziert wird. Allenfalls könnten die Motoren für die in Deutschland noch rund 34.000 zugelassenen Trabanten von Interesse sein.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stoppte den China-Deal von „Elmos“, weil er „ein bewusstes strategisches Vorgehen gerade im Bereich von Halbleitern und Mikrochipfertigung“ Chinas sehe. In bestimmten kritischen Sektoren, so Habeck, müssten Abhängigkeiten reduziert werden.
Stadt Dortmund befürchtet Wegfall von 225 „Elmos“-Arbeitsplätzen
Das Dortmunder Chip-Unternehmen „Elmos“ und die Stadt Dortmund dagegen befürchten durch den Stopp des Deals, dass nun 225 Arbeitsplätze auf der Kippe stünden, weil die Einnahmen durch den Verkauf der „veralteten“ Chips erwartungsgemäß sinken werde.
„Elmos“ hatte sich durch den Verkauf an „Silex“ den Transfer von neuen Mikromechanik-Technologien aus Schweden und „erheblichen Investitionen“ in den Standort Dortmund versprochen. Die Halbleiterfertigung in Deutschland wäre damit „nachhaltig gestärkt worden“, teilte das Unternehmen am Mittwoch (9. November) mit. „Elmos“ wolle nun rechtliche Schritte prüfen (hier weitere Dortmund-News bei RUHR24 lesen).
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