Bunker-Kneipe in Dortmund: Insider erheben Vorwürfe gegen Stadt
Die Stadt Dortmund ließ kürzlich einen sagenumwobenen Bunker öffnen und stieß auf eine Kneipe. Nun erheben Dortmunder Insider Vorwürfe gegen die Stadt.
Dortmund – „Stadtarchäologe lüftet Geheimnis der Bunkeranlage“ – so lautet eine Mitteilung, die die Stadt Dortmund aktuell über ihre Homepage verbreitet. Konkret geht es um einen Bunker im Kreuzviertel, der eine Kneipe beheimatet hatte. Jetzt kommen Vorwürfe von Insidern auf: Die Stadt verhalte sich „anmaßend“.
Kneipe in Bunker unter Dortmund: Lost-Place-Insider erhebt Vorwürfe gegen Stadt
So heißt es in dem Bericht der Stadt, ein städtischer Archäologe habe Räume des Bunkers betreten, „in denen seit Jahrzehnten niemand mehr einen Fuß hineingesetzt hat.“ Später lässt sich Stadtarchäologe Ingmar Luthe zitieren: „Ich glaube nicht, dass vor uns schon mal jemand hier reingekommen ist, nachdem die Kneipe geschlossen wurde.“ Die Bunker-Kneipe hatte in den 70er ihren Betrieb aufgegeben, nachdem die Konzession ausgelaufen war.
Tatsächlich hatte aber erst im Januar 2023 das Dortmunder Lokalradio 91.2 über die Bunker-Kneipe berichtet. Ein Reporter des Radios war zusammen mit einem Experten für Lost Places in die Dortmunder Unterwelt gestiegen und hatte dabei auch die ehemalige Kneipe „Zur Grotte“ besucht. Gegenüber RUHR24 bezeichnet der Experte, er nennt sich André, es von der Stadt Dortmund „anmaßend“ zu behaupten, sie hätte den Bunker erstmals seit der Schließung betreten.
Sprecherin der Stadt Dortmund gibt zu: Bericht über Kneipe in Bunker war bekannt
Und tatsächlich: Gegenüber RUHR24 gibt eine Stadtsprecherin zu, dass der Unteren Denkmalbehörde die Berichterstattung von Radio 91.2 bekannt gewesen sei. Die Begehung des Stadtarchäologen habe aber in keinem Zusammenhang damit gestanden und sei „mit mehreren Monaten Vorlauf geplant“. Trotzdem behauptet der Stadtarchäologe, keiner vor ihm sei in der Kneipe gewesen.
Dass die Stadt nicht erstmalige Begeherin der Bunker-Kneipe ist, gibt die Sprecherin auch in einem weiteren Fall zu. So sei der Stadt bekannt gewesen, dass der Bunker 2017 bereits illegal betreten worden war.
Damals hatten Mitglieder von „UrbanExploring“ und „Shadows of Dortmund“ die schwere Betonplatte über dem Bunker im Dortmunder Kreuzviertel geöffnet und waren hinabgestiegen, wie ein Sprecher gegenüber RUHR24 angibt. Die Gruppe hatte zuletzt auch spektakuläre Fotos der ehemaligen Hoesch-Zentrale an der Rheinischen Straße veröffentlicht.
Lost-Place-Insider: „Stadt Dortmund wird sich Verantwortung bewusst“
Die Behauptung des Dortmunder Stadtarchäologen, niemand sei vor der Stadt in der seit den 70er Jahren geschlossenen Bunker-Kneipe gewesen, ist also falsch.

Ein „Shadows of Dortmund“-Sprecher hebt aber positiv hervor, „dass die Stadt sich nun ihrer Verantwortung bewusst wird und (...) Öffentlichkeit schafft, für vergessene Dortmunder Geschichte.“ Die Stadt habe, so der Vorwurf des Sprechers, „so lange die Aufarbeitung ihrer Geschichte verweigert.“ (Hier weitere Dortmund-News bei RUHR24 lesen)

Die Stadt weist diesen Vorwurf zurück. Eine Sprecherin schreibt auf RUHR24-Anfrage: „Tatsächlich sehen die Mitarbeiter*innen der Unteren Denkmalbehörde jeden Fund in seinem jeweiligen historischen Gesamtkontext - so auch den Bunker, der nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Café und Kneipe genutzt wurde. In unserem ausführlichen Pressetext sind die ‚zwei Leben‘ der Räume sehr ausführlich beschrieben.“