Tödlicher Einsatz
Polizei Dortmund soll vor Tod von 16-Jährigem abgelaufenes Spray gesprüht haben
Anfang August hat ein Polizist in Dortmund Mouhamed D. (16) erschossen. Möglicherweise hatte es bei dem Einsatz zuvor Probleme mit dem Pfefferspray gegeben.
Dortmund – Rund ein Dutzend Polizisten waren vor Ort, dann eskalierte die Lage am 8. August plötzlich: Bei dem Einsatz der Polizei in Dortmund trafen vier tödliche Kugeln den offenbar psychisch kranken und mit einem Messer bewaffneten Mouhamed D. (16). Wie nun bekannte wurde, war offenbar das bei dem Vorfall eingesetzte Pfefferspray der Polizei abgelaufen.
Stadt: | Dortmund |
Vorfall: | Tödlicher Einsatz der Polizei |
Ort: | Nordstadt |
Pfefferspray der Polizei soll bei tödlichem Einsatz in Dortmund abgelaufen gewesen sein
Das berichtet die WAZ am Mittwoch (14. September) unter Berufung auf einen Bericht an den Rechtsausschuss des NRW-Landtags. Demnach sei die bei dem Einsatz zunächst verwendete Reizgas-Patrone bereits im April abgelaufen gewesen. Nun soll ein Gutachten klären, ob das Reizgas überhaupt noch wirksam war.
Laut Staatsanwalt Carsten Dombert hatten Pfefferspray und anschließend auch der Taser bei dem Jugendlichen zunächst möglicherweise keine Wirkung gezeigt. Die Situation geriet daraufhin außer Kontrolle. Schließlich soll er mit dem Messer auf die Beamten zugegangen sein. Ein Polizist feuerte dann sechs Schüsse aus einer Maschinenpistole ab, vier davon trafen den jungen Mann aus dem Senegal.
Polizisten aus Dortmund nach tödlichem Einsatz versetzt
Was genau bei dem Einsatz in der Nordstadt passierte, ist bislang nicht vollständig geklärt. Alle elf Polizisten ließen ihre Bodycams ausgeschaltet. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft liegt jedoch eine Audio-Aufnahme von einem Telefonat vor. Das Polizeipräsidium in Bochum ermittelt nun gegen die Kollegen aus Dortmund.
Gegen den Schützen wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Ein Beamter wurde suspendiert, vier weitere innerhalb der Dienststelle versetzt. Auch gegen sie wird nun ermittelt. Zudem wurden Disziplinarverfahren eingeleitet, die für die Dauer des Strafverfahrens aber ausgesetzt sind. Bis zu einer möglichen Verurteilung gilt jedoch die Unschuldsvermutung.
Proteste und Debatte über Polizeigewalt nach tödlichen Schüssen in Dortmund
Der nach den Polizei-Schüssen im Krankenhaus gestorbene Jugendliche wurde bereits in seinem Heimatland, dem Senegal, beigesetzt. Eine zunächst geplante Beerdigung in Dortmund wurde kurzfristig abgesagt. Nach dem Einsatz hatte es tagelange Proteste in der Nordstadt gegeben.
Während ein Kriminologe aus Bochum die Polizei-Schüsse kritisierte, nannte ein Insider sie gegenüber RUHR24 schlussendlich „unerlässlich“. Messerangriffe gelten als besonders gefährlich, da der Angreifer rasch eine größere Distanz überwinden kann und nur schwer zu stoppen ist.
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