Gesundheitsämter warnen

Corona-Alarm in NRW: Experten erklären - darum ist die aktuelle Situation problematisch

Armin Laschet besucht den Kreis Gütersloh nach dem Corona-Ausbruch im Fleischwerk Tönnies.
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Die Corona-Situation für Armin Laschet und Co. ist in NRW alarmierend.

Der Herbst ist da, die Situation um das Coronavirus spitzt sich in NRW so langsam zu. In Städten wie Dortmund ist die Lage problematisch, sagen Experten.

Dortmund - Corona und der Herbst - eine ungünstigere Situation gibt es eigentlich nicht. Überall laufen Nasen, kratzen Hälse - „Habe ich Corona?“, fragen sich viele Menschen aktuell. Zeitgleich beobachtet das Robert Koch-Institut einen Anstieg der Corona-Übertragungen, nachdem sich die Zahlen im Sommer stabilisiert hatten.

NameCOVID-19
Häufigste Verbreitung überTröpfcheninfektion
Häufigste SymptomeFieber, trockener Husten, Müdigkeit

Coronavirus in NRW: Viele Städte überschreiten Corona-Grenzwert

Viele Städte in NRW (hier geht es zum Corona-Ticker auf RUHR24.de*) haben die Grenze von 35 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen längst überschritten. In Hamm (94,9) und Remscheid (63,1) sind die Zahlen sogar so mies, wie fast nirgends in Deutschland. NRW lag bei dem 7-Tage-Wert Anfang der Woche bei 22,2 - nur in Berlin, Bremen und Hamburg sind die Zahlen höher.

In Dortmund sei man von den hohen Zahlen noch weit entfernt, teilte die Stadt am Montag (5. Oktober) mit. Die 7-Tage-Inzidenz lag hier am 4. Oktober bei 25,8. Doch die verhältnismäßig ruhige Situation in der Westfalenmetropole könnte schnell kippen. Der Grund dafür ist der Personenkreis, der sich derzeit mit dem Coronavirus infiziert: junge Menschen.

Coronavirus in NRW: Dortmund kann Infektionen oft nicht mehr nachvollziehen

Problematisch sei in dieser Gruppe laut Dortmunds Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken die Nachvollziehbarkeit der Infektionen. „Derzeit können wir bei rund zwei Dritteln der Fälle nicht sagen, wie der Übertragungsweg ist“, erklärte Renken am Montag. In der Woche zuvor lag die Zahl noch bei 50 Prozent. Die Stadt kann also immer seltener sagen, wo sich jemand mit Corona angesteckt hat. Eine Nachverfolgbarkeit wird dadurch schwieriger, Infektionsketten unterbrechen, fast unmöglich.

Dr. Frank Renken, Leiter des Gesundheitsamts in Dortmund.

In den genannten Fällen konnten die Betroffenen keine Angaben darüber machen, ob sie in Kontakt mit einer Person waren, die infiziert oder erkrankt war. Das Problem mit den jungen Infizierten sei im Vergleich zu den älteren, dass sie mehr Kontakte pflegten. Das erschwere die Nachvollziehbarkeit von Infektionen, außerdem erhöhe es die Intensität der Ausbreitung. Für die Gesundheitsämter bedeute dies „einen erheblichen Zusatzaufwand“.

Coronavirus in NRW: RKI sieht mehrere Ausbruchs-Settings

Das RKI unterdessen beobachtet, dass Covid-19-Fälle inzwischen in verschiedenen Settings auftreten. Es sind nicht mehr nur die Reiserückkehrer, wie noch im Sommer, die für den Anstieg der Zahlen sorgen. Viel mehr gibt es viele kleinere Brandherde - eine gefährliche Situation. Das RKI nennt folgende Spots:

  • Feiern im Familien und Freundeskreis
  • Alten- und Pflegeheime
  • Krankenhäuser
  • Einrichtungen für Asylbewerber und Geflüchtete
  • Gemeinschaftseinrichtungen
  • verschiedenen beruflichen Settings
  • religiöse Veranstaltungen
  • Reiserückkehrer

Immerhin, einen Vorteil hat es doch, dass sich aktuell eher jüngere Leute mit Corona infizieren: Die Anzahl schwerer Krankheitsverläufe sinkt, da die Krankheit bei jüngeren Menschen milder verläuft, als bei älteren. Nur, was, wenn die jungen Leute unwissentlich die Älteren anstecken - etwa die eigenen Großeltern?

Video: Covid-19: Das häufigste Symptom bei Corona-Infektion

Erschwerend kommt nun die einsetzende Grippe-Saison dazu. Corona und Grippe-Symptome sind selbst für erfahrene Ärzte schwer zu unterscheiden. Nicht nur deshalb raten Experten in diesem Jahr auch jüngeren Menschen und Nicht-Risikogruppen dazu, sich vorsorglich gegen die Grippe impfen lassen.

Darüber hinaus werden die Städte in NRW nicht umher kommen, noch mehr auf schnelle Tests zu setzen. In Dortmund will man künftig an Schulen ein mobiles Testfahrzeug einsetzen, um systematisch zu auf Sars-Cov-2 zu testen. Und für den Fall, dass die 7-Tage-Inzidenz den Wert von 35 übersteigt, hat Dortmund zahlreiche Maßnahmen angekündigt.

Am Ende entscheidet aber vor allem eine verhältnismäßig einfache Strategie, die im Sommer vielleicht in Vergessenheit geraten sein könnte – die Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln: Maske tragen, Abstand halten, Hände waschen und/oder desinfizieren. Menschenansammlungen – besonders in Innenräumen – sollten zudem möglichst gemieden und Feiern auf den engsten Familien- und Freundeskreis beschränkt bleiben, rät das RKI.