Auf dem Firmengelände von Wilo in Dortmund haben Archäologen einen überraschenden Fund gemacht. Jetzt muss die Weltfirma Pläne umwerfen.
Dortmund - In Dortmund schlummert unter der Erde so manche Überraschung. Der neuste Fund von Archäologen wurde nun im Dortmunder Süden gemacht. Damit geht die Serie der Sensationsfunde in der Westfalenmetropole weiter. Zuletzt wurden immer wieder alte Relikte aus dem Mittelalter in der City gefunden.
Dieses Mal - dort, wo die Pumpen-Weltfirma „Wilo“ derzeit ihren neuen Campus namens „WiloPark“ baut - haben Experten die Fundamente einer Grabkapelle der Dortmunder Familie von Romberg entdeckt - einer Industriellenfamilie, die die Ära des Steinkohlenabbaus in Dortmund wie keine Zweite geprägt hat.
Unternehmen | Wilo SE |
Herstellung von | Pumpen und Pumpensysteme |
CEO | Oliver Hermes (seit 1. Okt. 2006) |
Auf Wilo-Gelände in Dortmund: Archäologen gelingt sensationelle Ausgrabung
Dass auf dem Wilo-Gelände Relikte vergangener Zeiten sein müssen, ist der Stadt länger bekannt. Archäologen begleiteten die Bauarbeiten am neuen WiloPark daher seit Jahren. Jetzt konnten sie das komplette Boden-Fundament freilegen.
Die Familie von Romberg ist in Dortmund bereits seit dem Mittelalter bekannt. Schon im frühen 17. Jahrhundert hatte sie damit begonnen, in Dortmund-Brünninghausen Kohle abzubauen. In der Folge entwickelte sich die Familie zu einer der reichsten und einflussreichsten Bergwerksfamilien.
Dortmund: Alte Familiengruft der Familie von Romberg auf Wilo-Gelände freigelegt
Diese ließ sich in der Folge - am heutigen Wilo-Standort - eine eigene Familienkapelle samt Familienfriedhof bauen. Das Gelände war durch eine dicke Mauer begrenzt.
Archäologen hatten bereits 2017 die Vermutung, dass die Grabstätte der Rombergs unter einer Wilo-Werkshalle liegen könnte. Bei laufendem Betrieb begannen erste Untersuchungen.
Archäologen legen in Dortmund unter Wilo-Werkshalle alte Gruft frei
Inzwischen ist die Werkshalle aufgrund eines Umzugs in eine neue Produktionsstätte stillgelegt. Die Archäologen konnten somit mit weitreichenden Ausgrabungen beginnen und das komplette Fundament freilegen.
Etwa 15 mal 16 Meter ist die freigelegte Fläche groß. Nun sind die dicken Mauern der Kapelle gut zu sehen. Zudem kamen 15 Gruftanlagen ans Tageslicht. In einigen von ihnen wurden Knochen mehrerer Kleinkinder gefunden.
Gruft der Rombergs von Dortmund ins Münsterland verlegt
Wer in den übrigen Grüften bestattet wurde, ist allerdings nicht mehr zu sagen. Denn aufgrund von Bergschäden ließ die Familie von Romberg die Familiengruft im Jahr 1913 nach Buldern, einem Dorf im westlichen Münsterland, verlegen.
In der Folge wurde die Grabkapelle in Dortmund bis auf die Grundmauern abgetragen. Über dem Gelände entsand danach - Mitte des 20. Jahrhunderts - eine Werkshalle. Und das Denkmal verschwand unter Beton.
Stadt Dortmund will freigelegtes Fundament als Bodendenkmal erhalten
Weil die Rombergs für die Geschichte der Stadt Dortmund von großer Bedeutung sind, soll das Bodendenkmal nun erhalten werden. Auch die Firma Wilo sei laut Angaben der Stadt daran interessiert.
Das Problem: Dort wo jetzt das Bodendenkmal ist, soll nach den Plänen Wilos eigentlich ein Brunnen entstehen. Doch die Firma hat reagiert und ihre Pläne dafür umgeworfen. Der Brunnen wird jetzt ein paar Meter versetzt installiert.
Video: Sensationsfund in NRW: Taucher finden Mittelalter-Boot in der Lippe
Das Bodendenkmal soll hingegen unter einer, laut Stadt, „mächtigen Sandschicht“ und „etlichen Metern Vlies“ geschützt im Boden liegen.
Ganz von der Bildfläche verschwinden soll das Fundament aber nicht - jedenfalls in der digitalen Welt. Wilo hat dafür eine digitale Rekonstruktion des Bodendenkmals initiiert.
Mit einem Smartphone, Tablet oder PC sollen Interessierte künftig die Möglichkeit haben, die alte Ruhestätte der Familie von Romberg digital nachzuempfinden.