Einfacher einkaufen
Holländischer Supermarkt „Albert Heijn“ verzichtet auf nervige Pflicht
Wer bei „Albert Heijn“ in den Niederlanden einkauft, braucht bald keine Münzen mehr für den Einkaufswagen. Der Händler lässt die Wagen von der Kette.
Dortmund – Mal eben über die Grenze in die Niederlande fahren, ein paar Stroopwafels, etwas Vla und Kaffee kaufen: Für viele Menschen in Nordrhein-Westfalen gehört das schon beinahe zur Tradition. Ein lästiger Schritt fällt dabei künftig weg. Zumindest dann, wenn man bei „Albert Heijn“ einkauft, berichtet RUHR24.
Land: | Niederlande |
Geschäft: | Albert Heijn |
Gründung: | 1887 |
Albert Heijn schafft in den Niederlanden das Pfand am Einkaufswagen ab
Denn die Supermarktkette schafft die Münzen als Pfand für die Einkaufswagen ab. Das berichtet das niederländische Nachrichtenportal NOS am Dienstag (23. August). In der Corona-Pandemie habe sich herausgestellt, dass die Ketten nicht mehr nötig seien, sagt eine Sprecherin: „Wir sehen seitdem, dass nicht mehr oder weniger Einkaufswagen verschwinden.“
Künftig soll man sich bei „Albert Heijn“ also einfach einen Wagen schnappen und drauflos shoppen können. Damit wären die Kunden auch schneller im Laden, schätzt das Unternehmen. Chaos oder fehlende Einkaufswagen erwartet der Händler offenbar nicht: Zum Glück seien die Holländer ordentlich genug, die Wagen nach dem Einkauf wieder zurückzugeben, sagt die Sprecherin.
In den Niederlanden sollen bei Albert Heijn die Ketten am Einkaufswagen entfernt werden
Das war nicht immer so. Das System wurde bereits in den 80er-Jahren eingeführt, weil immer wieder Einkaufswagen verschwanden. Seitdem muss man sie auch in Deutschland mit einer Münze freischalten. Dazu muss man jedoch immer passende Geldstücke oder einen Einkaufschip dabei haben – und diese auch finden.
Dieses System schaffen die Niederländer nun wieder ab – und sind dabei gewohnt pragmatisch. Denn zunächst sollen die Münzschlitze zugeklebt werden. Erst in einem zweiten Schritt sollen die Ketten dann ganz entfernt werden. Die Änderung soll in den nächsten Wochen kommen.
Noch ist jedoch unklar, ob sich das münzfreie Einkaufen in allen Filialen von „Albert Heijn“ durchsetzen wird. Laut dem Bericht kann jeder Supermarkt selbst entscheiden, ob er die Pfandschlösser abschafft. Zuletzt standen Touristen und Einwohner in den Niederlanden allerdings wegen Bauern-Protesten vor teils leeren Regalen.
Einkaufswagen ohne Pfandschloss: Welchen Weg gehen Aldi, Lidl und Co?
Dass man den Einkaufswagen bald auch in deutschen Supermärkten und Discountern flächendeckend ohne Münze bekommt, scheint eher unwahrscheinlich. Denn statt das Pfandschloss abzuschaffen, rüsten Aldi, Edeka und Lidl beim Einkaufswagen eher auf.
Die neuen Wagen könnten künftig etwa nur noch digital freigeschaltet werden und sollen sogar blockieren, wenn man das Gelände damit verlässt. Aldi will zudem mit Kameras in den Filialen die Kassen obsolet machen.
Der Einkaufswagen
Erfunden wurde der Einkaufswagen in den USA. Zuerst kam er Ende der 1930er-Jahre in „Humpty-Dumpty“-Märkten in Oklahoma zum Einsatz. 1948 kam er nach Deutschland.
Anfangs sammelten Angestellte die Wagen wieder ein. Später sorgte das Münzsystem dafür, dass die Kunden den Wagen selbst wieder zurückbrachten.
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