„Bestechend einfach“

9-Euro-Ticket: Fazit nach dem ersten Monat fällt positiv aus

Der Juni 2022 ist vorbei und somit auch der erste von drei Monaten mit dem 9-Euro-Ticket. Das Zwischenfazit dazu fällt insgesamt recht positiv aus.

Dortmund – Wir erinnern uns zurück: Die Bundesregierung hat im März dieses Jahres das Energie-Entlastungspaket beschlossen. Grund waren die gestiegenen Preise für Energie und Sprit, unter anderem hervorgerufen durch den Ukraine-Krieg. Teil des Ganzen war auch das 9-Euro-Ticket, welches nun einen Monat auf dem Buckel hat. Doch wie hat es sich geschlagen? RUHR24 weiß mehr.

Was?9-Euro-Ticket
Wann?Juni, Juli und August 2022
Warum?Entlastung wegen hoher Energie- und Spritpreise

9-Euro-Ticket: Fazit nach dem ersten Monat fällt positiv aus

Will man aktuell einen Ausflug von Dortmund nach Köln machen, so steigt man an einem Hauptbahnhof ein und an dem anderen Hauptbahnhof aus. Die mit einer Regionalbahn rund anderthalb Stunden lange Fahrt, die Teil der längsten NRW-Strecke ist, kostet, dem 9-Euro-Ticket sei dank, lediglich neun Euro – logisch! Alternativtickets liegen aktuell bei 20,60 Euro beziehungsweise 27,20 Euro, je nachdem, ob man eine Storno-Möglichkeit und eine freie Zugwahl haben möchte, oder eben nicht.

Das Beispiel zeigt das Einsparpotenzial bei einer Reise innerhalb eines Bundeslandes über mehrere Verkehrsverbünde hinweg – über die man sich beim 9-Euro-Ticket nicht einmal Gedanken machen muss. „Bestechend einfach“, nannte Detlef Neuß, Landesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn Nordrhein-Westfalen, das Ganze am Freitag (1. Juli) im Interview mit WDR 5.

Dort zog Neuß ein grundsätzlich positives Fazit nach dem ersten Monat mit dem 9-Euro-Ticket und bescheinigte ihm „ganz sicher den Nerv der Fahrgäste“ zu treffen. Von verschiedenen Hauptstrecken abgesehen, haben Kunden, laut Neuß, zudem positive Erfahrungen gemacht. „Die Züge waren zwar voll, aber nicht überfüllt“, erklärte er.

9-Euro-Ticket ein voller Erfolg: Öfter verkauft als prognostiziert

Ein erfreuliches Fazit nach einem Monat 9-Euro-Ticket gab es auch vonseiten des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen, und zwar in Person des Präsidenten Ingo Wortmann. „Die Zufriedenheitswerte bei der Nutzung des Tickets bleiben auf konstant hohem Niveau“, wird er in einer Pressemitteilung des VDV zitiert.

Der Verband gab darin auch konkrete Zahlen bekannt, die für sich sprechen: 21 Millionen Mal hat sich das 9-Euro-Ticket, seit seinem Verkaufsbeginn im Mai 2022, verkauft. Rechnet man die rund zehn Millionen Personen mit ein, die es über ein Abo erhalten haben, so wurde die VDV-Prognose von 30 Millionen Tickets sogar leicht überboten – ein voller Erfolg.

Mehrere Millionen 9-Euro-Tickets wurden bereits verkauft.

Weitere positive Bewertungen gab es beispielsweise vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, der in einer Pressemeldung erklärte, der ÖPNV habe „durch das 9-Euro-Ticket bisher einen Schub bekommen.“ Auch die Deutsche Bahn sprach in einer Mitteilung von einer „positiven Zwischenbilanz“ und nannte dabei eine zehn bis 15 Prozent höhere Nachfrage in Regionalzügen.

9-Euro-Ticket: Trotz positivem Zwischenfazit – es gibt auch Negatives

Bekanntlich ist jedoch nicht alles Gold, was glänzt – das gilt auch für das 9-Euro-Ticket. Detlev Neuß, Landesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn Nordrhein-Westfalen, fand eine humorvolle Umschreibung für das Dilemma. Gegenüber WDR 5 verriet er: „Ich kann 150 Liter Freibier ausgeben. Aber wenn ich nur zwölf Gläser hinstelle, dann funktioniert das trotzdem nicht.“

Was er meint, liegt auf der Hand: Es mangelt an Zügen, es mangelt an Personal und es mangelt an einer einwandfreien Infrastruktur, die mit der hohen Belastung zurechtkommt. Das zeigte sich beispielsweise an zwei verlängerten Wochenenden zu Pfingsten und Fronleichnam, wie unter anderem WDR berichtet.

Volle Züge bei der Deutschen Bahn: Junge Menschen drängen sich in Zug in NRW.

Es kam zu überfüllten Zügen, Reisende passten teilweise nicht hinein und mussten auf spätere Verbindungen ausweichen – auch Ausfälle waren keine Seltenheit. So fordert unter anderem der VRR „eine dauerhafte quantitative und qualitative Verbesserung des Leistungsangebots.“

9-Euro-Ticket zeigt Notwendigkeit für Ausbau und Sanierung bei der Deutschen Bahn

Das steht so auch auf dem Plan der Deutschen Bahn und auf dem von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Informationen des RND zufolge, erklärte man Ausbau und Sanierung zur „Chefsache“. Mehrere Milliarden Euro sollen dafür investiert werden, bis zum Jahr 2030 (mehr News aus NRW auf RUHR24).

Bis es jedoch soweit ist, bleibt Verbrauchern das 9-Euro-Ticket, Stand jetzt noch zwei Monate lang. Ob das Fazit nach seinem Ende weiterhin positiv sein wird, bleibt abzuwarten. Ein kleiner Reminder zum Schluss: Das Ticket für Juli ist jetzt erhältlich. Mit DPA-Material.

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