Coronavirus und Fußball: Darum hätte das Spiel Gladbach gegen BVB abgesagt werden müssen

Für die Verbreitung des Coronavirus sind Großveranstaltungen perfekt. Das Spiel Gladbach - BVB hätte deshalb nicht stattfinden sollen. Ein Kommentar.
- Samstagabend spielte der BVB gegen Borussia Mönchengladbach.
- Trotz Coronavirus-Gefahr fand die Partie in Mönchengladbach statt.
- Die Begründung der Stadt ist hanebüchen, findet RUHR24-Redakteur Florian Forth.
Dortmund/Mönchengladbach - Das Bundesligaspiel Borussia Mönchengladbach gegen Borussia Dortmund am Samstagabend (7. März, 18.30 Uhr) hätte eigentlich nicht stattfinden sollen. Warum? Wegen des Coronavirus natürlich. Das ist keine Panikmache, sondern wäre einfach nur vernünftig gewesen. Die Erklärung der Stadt ist zudem hanebüchen.
Coronavirus: Spiele und Veranstaltungen abgesagt - nur nicht in Mönchengladbach
Paris gegen Straßburg: abgesagt. Die Mega-Party in der Westfalenhalle Dortmund: gecancelt. Nur im Borussia-Park in Mönchengladbach wird eine Großveranstaltung mit bis zu 54.000 Zuschauern angepfiffen. Das Spiel Gladbach gegen den BVB findet statt, gab die Stadt Mönchengladbach bereits vor Tagen bekannt. Wenn auch schärfere Hygiene-Maßnahmen gelten sollen.
Das pikante: Nur rund zehn Kilometer entfernt liegt der vom Coronavirus gebeutelte Kreis Heinsberg. Vom Robert-Koch-Institut (RKI) wird der Landkreis mit 40.000 Einwohnern als "besonders betroffenes Gebiet" gelistet. Das sollte eigentlich aufhorchen lassen, auch wenn in Mönchengladbach derzeit nur vier Fälle nachgewiesen wurden.
BVB gegen Gladbach: Erklärung der Stadt ist hanebüchen
Stattdessen sieht die Stadt "keine Veranlassung, Sportveranstaltungen in Mönchengladbach zu untersagen". Hanebüchen ist zudem die Erklärung dieser Entscheidung: Es liege im Ermessen jedes Einzelnen, zu entscheiden, ob er gesund genug ist, das Spiel zu besuchen. Man gehe nicht davon aus, dass ein Patient mit dem Coronavirus ins Stadion komme, sagte ein Sprecher der Stadt gegenüber der Rheinischen Post. Das kuriose: Chronisch kranke Menschen sollen gleichzeitig aber doch lieber zu Hause bleiben.
Mit ihrer Einschätzung folgt die Stadt in der Tat einer Richtlinie des RKI. Doch dass Menschen im Zweifel lieber an sich, als an andere denken, zeigen doch allein die Beispiele aus den Kliniken in der Region. Dort werden dem Personal soviel Desinfektionsmittel und Schutzmasken abgeluchst, dass es Probleme hat, sich selbst zu schützen.
Mönchengladbach: Zuschauer sollen sich bei Coronavirus selbst einschätzen
Das ist natürlich völlig unnötig und übertrieben. Untertrieben wiederum ist es, den Besuchern selbst die Einschätzung zu überlassen, ob sie andere anstecken könnten oder nicht. Denn diese Art der Selbsteinschätzung stößt ja bereits am Arbeitsplatz regelmäßig an ihre Grenzen. Da wird sich heute mancher denken: "Wegen dem bisschen Husten soll ich jetzt nicht zum Spiel gehen?"
Für das Coronavirus, das mittlerweile sogar von Betrügern missbraucht wird, dürften die vollen Zuschauerränge bei dem Bundesligaspiel ein wahrer Traum sein. Es verbreitet sich vor allem über Husten und Niesen weiter. Borussia Mönchengladbach mahnt derweil, die Hygieneregeln (Hände waschen!) zu befolgen und lässt Geländer und Klinken im Stadion desinfizieren.
Coronavirus in Mönchengladbach: Zahl an Kontaktpersonen wäre hoch
Laut RKI gilt jedoch bereits als Kontaktperson, wer sich eine Viertelstunde mit einem Infizierten unterhalten hat oder in Kontakt mit dessen Körperflüssigkeiten gekommen sein könnte. Dazu zählen demnach auch Anhusten und Anniesen. Dabei dürfte es nicht gerade helfen, dass Covid-19 häufig nur geringe Symptome mit sich bringt.
Video: Landrat von Heinsberg verwundert
Völlig ausschließen lassen sich Infektionen mit dem Coronavirus auch durch bessere Hygiene-Maßnahmen nicht. Sollte später einer der Besucher positiv getestet werden: Die Zahl möglicher Kontaktpersonen wäre immens. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt. Falls doch, möchte ich nicht in der Haut der Verantwortlichen stecken.
Dieser Kommentar entspricht der Meinung des Autors und muss nicht unbedingt die Ansicht der gesamten Redaktion widerspiegeln.