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Verliert der BVB die Meisterschaft, weil er zu wenig reklamiert?

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Von: Marian von Hatzfeld

Es ist der Aufreger des 30. Spieltags: Als BVB Stürmer Karim Adeyemi fällt, bleibt ein Pfiff aus. Sascha Stegemanns Rechtfertigung ist dabei ein Witz.

Dortmund – „Es ist für uns eine einmalige Chance. Für mich vielleicht sogar eine einmalige Chance im Leben, so nah an die Meisterschaft zu kommen. Und dann gibt es solche Entscheidungen, wo so viel auf dem Spiel steht“, sagte Trainer Edin Terzic am Freitagabend (28. April) bei DAZN nach 1:1 Unentschieden des BVB beim VfL Bochum. Welche Szene er damit meint, dürfte inzwischen jeder Anhänger von Borussia Dortmund wissen – was war passiert? Ein Kommentar.

VfL Bochum gegen BVB: Danilo Soares trifft Karim Adeyemi eindeutig – kein Elfmeter 

Es läuft die 65. Spielminute an der Castroper Straße in Bochum. Nach einer Hereingabe von links wollen BVB-Stürmer Karim Adeyemi und Bochums Verteidiger Danilo Soares beide zum Ball. Soares grätscht in Richtung Spielgerät. Adeyemi stellt sein Standbein nach vorne, um den Ball mit dem linken Fuß anzunehmen.  

In hoher Geschwindigkeit trifft Soares das rechte Bein des BVB-Stürmers. Adeyemi fällt. Schiedsrichter Sascha Stegemann gibt keinen Elfmeter. Fehlentscheidung? TV-Experte Sandro Wagner ist sich nach dem Spiel sicher: „Hier kann es nur eine Entscheidung geben.“

Auch Schiri Stegemann hat seinen Fehler eingeräumt. Die Rechtfertigung widerspricht jedoch nach Meinung von RUHR24-Redakteur Marian von Hatzfeld den Grundsätzen des Fußballs und wirft die Frage auf: Wird der FC Bayern am Ende Meister, weil er mehr protestiert? 

VfL Bochum gegen BVB: Schiedsrichter Stegemann verzichtet wegen nur „moderater Proteste“ auf den Videobeweis

In einer Videomitteilung des DFB spricht Stegemann über die viel diskutierte Szene: „Meiner Wahrnehmung nach war es so, dass Adeyemi den Fuß rausstellt und versucht hat, diesen Kontakt zu initiieren.“ Als er sich die TV-Bilder angeschaut habe, sei ihm aber bewusst geworden, dass er die falsche Entscheidung getroffen habe, so Stegemann. 

Bleibt nur die Frage: Warum hat Stegemann sich die Bilder dann nicht im Stadion angeschaut? „Der Video-Assistent hat den Vorgang natürlich überprüft und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich nicht um eine klare offensichtliche Fehlentscheidung handelt“, so der Schiedsrichter und fügt hinzu: „Die Proteste auf dem Spielfeld waren verhältnismäßig moderat.“ Stegemann sprach im „Doppelpass“ am Sonntag (30. April) von fehlenden „echten Protesten“ und spürte deshalb keine Ungerechtigkeit auf dem Feld.

Rechtfertigung von Schiedsrichter Stegemann zur Elfmeter-Fehlentscheidung grenzt an Satire 

Dass ein Schiedsrichter fehlende Reklamation als Grund für seine Entscheidung aufführt, grenzt dabei fast schon an Satire. Kindern wird schon in der Schule oder im Jugendsport beigebracht, Erzieher, Lehrer, Trainer oder Schiedsrichter zu respektieren und Entscheidungen zu akzeptieren.

Edin Terzic und Emre Can vom BVB reklamieren.
Die BVB-Akteure haben laut Sascha Stegemann zu wenig protestiert. © pepphoto via Imago, HMB-Media; Collage. RUHR24

Auch im Fußball regen sich Zuschauer, Experten und vor allem Schiedsrichter über die ständigen Proteste von Spielern auf. In den Kreisligen kommt es sogar zu Gewalthandlungen gegen Unparteiische. Immer wieder wird an die Vorbildfunktion der Spieler und Trainer appelliert. Stegemanns Auffassung widerspricht diesen Grundsätzen. 

Auch die Handlungen Stegemanns zeigen ein anderes Bild als seine Rechtfertigung. Nach dem ausgebliebenen Elfmeterpfiff geht Stegemann zur BVB-Bank, um diese zu ermahnen. Zudem verwarnt er BVB-Trainer Terzic mit einer Gelben Karte. Zu moderate Proteste? Es stellt sich die Frage, ob Edin Terzic erst die Rote Karte hätte sehen müssen, damit Stegemann sich die TV-Bilder noch einmal anschaut.

Nach VfL Bochum gegen BVB: Videoschiedsrichter steht wieder in der Kritik 

Stegemanns Entscheidungen sind aber nicht der Hauptgrund der Diskussion. Auch der immer wieder kritisierte VAR steht hierbei im Vordergrund. Die Stimmen nach einer Einspruch-Chance des Trainers, wie es sie bereits im American Football gibt, dürften jetzt wieder lauter werden.   

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Am Ende würde der BVB die Meisterschaft natürlich nicht wegen fehlender Proteste oder der Entscheidung Stegemanns verlieren. Auch am Freitag hätten die Spieler von Borussia Dortmund ihre zahlreichen Chancen nutzen können. Mittelfeldspieler Julian Brandt ärgerte sich bereits nach dem Spiel bei DAZN über „das eigene Unvermögen“ und mehr über das, „was man selbst beeinflussen kann“. 

Inwiefern der BVB das nächste Mal versuchen wird, Entscheidungen des Schiedsrichters durch stärkere Proteste zu beeinflussen, ist dabei jedoch fraglich. 

Dieser Kommentar entspricht der Meinung des Autors und muss nicht die Meinung der kompletten Redaktion widerspiegeln.

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