Nur Ablöse
BVB investiert 363 Millionen Euro in Bundesliga-Spieler
In den vergangenen 09 Jahren hat der BVB über 363 Millionen Euro Ablöse in Bundesliga-Spieler investiert. Viele Volltreffer waren nicht dabei.
Dortmund – Viele BVB-Fans werden sich an Shinji Kagawa erinnern. Der Japaner kam im Sommer 2010 für 350.000 Euro zu Borussia Dortmund und schlug sofort ein wie eine Bombe.
BVB-Rückblick: Kagawa, Lewandowski und Piszczek kosteten 5 Millionen Euro Ablöse
In jener Saison holten die BVB-Transfer-Gurus um den damaligen Chefscout Sven Mislintat (aktuell vereinslos) und Sportdirektor Michael Zorc (Karriereende) übrigens auch Robert Lewandowski für schlappe 4,75 Millionen Euro von Lech Posen.
Mit Lukasz Piszczek kam ein bis dahin eher unbeachteter Allrounder ablösefrei von Hertha BSC. Unter Jürgen Klopp schwang sich der Pole zu einem der besten Außenverteidiger Europas und zur BVB-Legende auf.
BVB etabliert Transfer-Problem: Viel Ablöse und Gehalt für wenig Leistung
Solche kreativen Transfers sind in Dortmund selten geworden. Klopp sagte schon im Sommer 2015 im Rahmen seines Abschieds zum FC Liverpool: Unter seiner Leitung hätte der Mannschaft nur noch ein kompletter Kader-Umbruch geholfen.
In den kommenden Jahren und bis heute etablierte sich aus BVB-Sicht ein Problem: Teure Fehleinkäufe wurden immer häufiger. Prominente Beispiele sind André Schürrle (für 30,5 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg verpflichtet) oder Nico Schulz (25,5 Millionen Euro Ablöse für die TSG Hoffenheim).
BVB-Bilanz nach 09 Jahren: 363 Millionen Euro Ablöse floss in Bundesliga-Spieler
Auffällig: Nicht selten kommen teure Neuverpflichtungen als DFB-Nationalspieler von Bundesliga-Konkurrenten. Insgesamt 363,8 Millionen Euro Ablöse hat der BVB in den vergangenen 09 Jahren in Bundesliga-Spieler investiert.
Das sind über 40 Millionen Euro pro Jahr. Im Schnitt kostete eine der 29 „einheimischen“ Neuverpflichtungen 12,5 Millionen Euro Ablöse. Nicht einberechnet: Die teilweise satten Gehälter, die zusätzlich in die Taschen der Stars flossen und teilweise weiterhin fließen.
BVB-Transfers von der Bundesliga-Konkurrenz: Viel Mittelmaß für 363 Millionen Euro Ablöse
Eine Garantie für Leistung waren vermeintlich gestandene Spieler von der Bundesliga-Konkurrenz derweil nicht. Schaut man sich die Liste der Neuverpflichtungen an, so wird schnell klar: Einzig Gregor Kobel (kam für 15 Millionen Euro vom VfB Stuttgart) und mit Abstrichen sein günstig verpflichteter Schweizer Landsmann Roman Bürki (kam für nur 3,5 Millionen Euro vom SC Freiburg und war immerhin jahrelang Stammtorhüter) dürfen als Glücksgriffe bezeichnet werden.
Mats Hummels bringt zwar seit seiner Rückkehr vom FC Bayern Leistung, war mit 30,5 Millionen Euro Ablöse und 10 Millionen Euro Gehalt pro Jahr aber auch kein Schnäppchen. Die Neuverpflichtungen zur laufenden Saison kann man noch nicht abschließend bewerten. Auch Julian Brandt und Mahmoud Dahoud haben weiterhin die Chance, sich zu beweisen. Ansonsten tummelt sich unter den Bundesliga-Einkäufen der vergangenen Jahre viel Mittelmaß.
BVB-Bundesliga-Transfers in den vergangenen 09 Jahren
Saison 2022/23: Nico Schlotterbeck (20 Mio, SC Freiburg), Anthony Modeste (5,1 Mio, 1. FC Köln), Salih Özcan (5 Mio, 1. FC Köln), Julian Ryerson (5 Mio, Union Berlin), Niklas Süle (ablösefrei, FC Bayern), Marcel Lotka (ablösefrei, Hertha BSC)
Saison 2021/22: Gregor Kobel (15 Mio, VfB Stuttgart), Marin Pongracic (Leihe, VfL Wolfsburg)
Saison 2020/21: Keine
Saison 2019/20: Mats Hummels (30,5 Mio, FC Bayern), Nico Schulz (25,5 Mio, TSG Hoffenheim), Thorgan Hazard (25,5 Mio, Borussia Mönchengladbach), Julian Brandt (25 Mio, Bayer Leverkusen)
Saison 2018/19: Abdou Diallo (28 Mio, Mainz 05), Thomas Delaney (22 Mio, Werder Bremen), Marius Wolf (5 Mio, Eintracht Frankfurt), Marwin Hitz (ablösefrei, FC Augsburg)
Saison 2017/18: Maximilian Philipp (20 Mio, SC Freiburg), Ömer Toprak (12 Mio, Bayer Leverkusen), Mahmoud Dahoud (12 Mio, Borussia Mönchengladbach), Jeremy Toljan (7 Mio, TSG Hoffenheim)
Saison 2016/17: André Schürrle (30,5 Mio, VfL Wolfsburg), Mario Götze (22 Mio, FC Bayern), Sebastian Rode (12 Mio, FC Bayern)
Saison 2015/16: Gonzalo Castro (11 Mio, Bayer Leverkusen), Roman Bürki (3,5 Mio, SC Freiburg), Joo-Ho Park (3 Mio, Mainz 05)
Saison 2014/15: Matthias Ginter (10 Mio, SC Freiburg), Adrian Ramos (9,7 Mio, Hertha BSC), Dong-Won Ji (ablösefrei, FC Augsburg)
Quelle für alle Zahlen: transfermarkt.de
BVB: Transfer-Volltreffer wie Sancho, Haaland und Bellingham kamen jung aus dem Ausland
Immerhin: Manch teure Investition konnte am Ende ohne Ablöse-Verlust wieder verkauft werden. Abdou Diallo etwa, der 28 Millionen Euro kostete und ein Jahr später für 32 Millionen Euro zu PSG ging. Gladbach überwies 17 Millionen Euro für Matthias Ginter, der die Dortmunder drei Jahre zuvor noch 10 Millionen Euro gekostet hatte. Und Dynamo Moskau erklärte sich zumindest bereit, die vom BVB investierten 20 Millionen Euro für Maximilian Philipp zu bezahlen.
Dennoch: Volltreffer wie Pierre-Emerick Aubameyang, Ousmane Dembélé (zumindest sportlich und finanziell), Jadon Sancho, Erling Haaland und Jude Bellingham wurden zuletzt zur Ausnahme. Sie alle kamen aus dem Ausland, kosteten zunächst verhältnismäßig wenig Ablöse und Gehalt, wurden in Dortmund zu Weltstars.
Einzig bei Dembélé erhöhte sich die Ablöse später auf 35 Millionen Euro, weil er für eine Rekord-Summe von 140 Millionen Euro zum FC Barcelona wechselte und Jugendverein Stade Rennes anteilig mitverdiente. Gelohnt hat sich der Transfer für den BVB allemal.
BVB-Hoffnung noch nicht gänzlich erloschen: Duranville und Bynoe-Gittens bekommen ihre Chance
Die Faustregel lautet in fast allen Fällen: Wer voll einschlägt, ist jung und kommt aus dem Ausland. Und dennoch schaut sich der BVB vermehrt in der Bundesliga-Nachbarschaft nach gestandenen (DFB-)Nationalspielern um. Immerhin: Zuletzt schlug die Dortmunder Kreativ-Abteilung wieder zu.
Für einen Sockel-Betrag von 8,5 Millionen Euro (11 Millionen Euro inklusive Boni) kommt Julien Duranville aus Anderlecht zum BVB. Der erst 16-Jährige soll schon jetzt ein Teil des Profi-Kaders sein.
Auf dem offensiven Flügel konkurriert er unter anderem mit dem herausragenden Talent Jamie Bynoe-Gittens (kam einst wie Jadon Sancho aus der Jugend von Manchester City) um Einsatzzeit. Ihre Entwicklung darf man beim BVB mit Spannung erwarten.
Rubriklistenbild: © Steinbrenner/Kirchner-Media, BVB, Collage: RUHR24