Sportdirektor erntet Kritik
BVB-Chef Kehl zieht irrtümlichem Vergleich: Teresa Enke reagiert
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl verteidigt RB Leipzigs sportlichen Leiter Max Eberl. Doch Teresa Enke warnt vor Vereinfachung.
Dortmund – Während der BVB am 19. Bundesliga-Spieltag den SC Freiburg mit 5:1 deklassierte, gastierte RB Leipzig beim 1. FC Köln (0:0). Beim Spiel schlug Geschäftsführer Max Eberl von Teilen des Publikums der blanke Hass in Form von Schmähplakaten entgegen.
RB-Leipzig-Boss Max Eberl wird beim 1. FC Köln beleidigt
Die darauf zu lesenden Botschaften richteten sich unter anderem gegen die Burnout-Erkrankung, wegen der der 49-Jährige im Januar 2022 sein Amt als Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach niederlegen musste.
„Es ist ein ganz simpler Grund, warum ich nicht mehr arbeiten kann: Weil ich einfach erschöpft bin; weil ich einfach müde bin; weil ich einfach keine Kraft mehr habe, diesen Job, so wie es der Verein benötigt, auszuüben“, hatte Max Eberl damals auf einer emotionalen Pressekonferenz erklärt.
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl nimmt Max Eberl von RB Leipzig in Schutz
Ursprünglich wollte Max Eberl die Vorfälle aus dem Heimblock des 1. FC Köln nicht kommentieren, doch nach Spielende gab er dennoch ein Statement ab: „Mich würde interessieren, ob diese Menschen wissen, was die Krankheit Burn-out bedeutet.“
„Burn-out bedeutet, wenn sich Menschen verausgaben, bis sie nicht mehr können. Und über den Punkt hinaus. Manche ertränken das in Alkohol, manche nehmen Drogen, manche bringen sich um. Das ist die harte Wahrheit“, erklärte der RB-Boss.
Unterstützung erhielt der einstige Gladbach-Manager auch von BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl: „Wenn er solche Sachen über sich lesen und hören muss, dann ist das für mich nicht tragbar“, sagte der 42-Jährige im Gespräch mit dem Sender Bild TV.
BVB-Sportdirektor zieht wegen Max Eberl Vergleich mit Robert Enke und erntet Kritik
Darüber hinaus entgegnet BVB-Boss Sebastian Kehl: „Wir hatten das Thema Robert Enke* vor vielen, vielen Jahren. Ich glaube, wenn man sich ab und an mal daran erinnert, was es mit den Menschen macht, dann würde ich schon gerne mal zur Besinnung aufrufen.“
Der Kommentar des Sportdirektors von Borussia Dortmund war sicherlich unterstützend und gut gemeint, dennoch findet Teresa Enke den Vergleich mit ihrem verstorbenen Ehemann Robert unpassend.
BVB-Boss Kehl erntet Kritik: Depressionen von Robert Enke nicht im Stadion ausgelöst
„Lieber Sebastian Kehl, es ist wichtig und richtig, Leuten entgegenzutreten, die andere verbal erniedrigen und dabei, wie im Fall der Anfeindungen gegen Max Eberl in Köln, auch noch psychische Probleme wie ein Burnout-Syndrom verharmlosen“, entgegnet Teresa Enke auf dem Twitter-Kanal der Robert-Enke-Stiftung.
Gleichzeitig klärt sie den BVB-Sportdirektor auf: „Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass die Depressionen meines Mannes Robert Enke nicht von Anfeindungen im Fußballstadion ausgelöst wurden. Depressionen sind eine komplexe Krankheit, die jeden treffen kann“, so die 46-Jährige.
Die Anfeindungen gegen Max Eberl am Wochenende waren geschmacklos, darüber gibt es keine zwei Meinungen.
— Robert-Enke-Stiftung (@EnkeStiftung) February 7, 2023
Doch eine Differenzierung zwischen verschiedenen psychischen Erkrankungen ist wichtig, um falsche oder stark vereinfachende Erklärungen zu vermeiden, wie Teresa Enke erklärt pic.twitter.com/qPqTvFvESg
BVB-Sportdirektor Kehl: Teresa Enke fordert aufgeklärten Umgang mit Depressionen
„Damit die Krankheit in der Öffentlichkeit besser verstanden wird, sollten wir falsche oder stark vereinfachende Erklärungen vermeiden. Schmähungen im Stadion führen nicht automatisch zu Depressionen“, lautet die aufklärende Botschaft an BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.
„Gerne lade ich sie dazu ein, zusammen mit mir und der Robert-Enke-Stiftung für einen sensiblen und aufgeklärten Umgang mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen“, führt Teresa Enke fort.
*Robert Enke
„Robert Enke war Torwart der Bundesligamannschaft von Hannover 96 und achtmaliger Torhüter der Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Er litt über mehrere Jahre an Depressionen. Am 10. November 2009 nahm Robert Enke sich das Leben.“ (Robert-Enke-Stiftung)
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