Manchester-Profi in der Krise

Pro und Contra: Muss der BVB Jadon Sancho jetzt zurückholen?

Jadon Sancho steht am Scheideweg. Eine Rückkehr zum BVB könnte seiner Karriere neuen Glanz verleihen. Ein Pro und Contra.

Dortmund/Manchester – Jadon Sancho ist bei Manchester United in ein tiefes Karriere-Loch gefallen. Den perfekten Ausweg könnte daher eine Rückkehr zu Borussia Dortmund liefern, meint RUHR24-Volontär Sven Fekkers.

Pro: Der BVB muss Jadon Sancho zurückholen

Bei der Nachricht, die sich am Mittwoch (14. Dezember) wie auf Lauffeuer in der Medienlandschaft verbreitete, dürfte einigen BVB-Fans der eiskalte Schauder den Rücken hinuntergelaufen sein. Der einstige Vorzeigeprofi der Westfalen habe aktuell „mit einer Kombination aus körperlichen und mentalen Problemen zu kämpfen“, verriet United-Trainer Erik ten Hag.

Sancho werde vorerst nicht ins Training zurückkehren. Das Prunkstück einer einst florierenden BVB-Offensive liegt am Boden – steht am Scheideweg seiner Karriere. Jetzt muss der BVB handeln. Die Westfalen müssen den 22-Jährigen zurück in den Signal Iduna Park holen.

Sollte der BVB Jadon Sancho zurückholen? Darüber diskutieren RUHR24-Volontär Sven Fekkers (r.) und RUHR24-Redakteur Malte Schindel (l.).

Die sportliche Heimat von Jadon Sancho heißt Borussia Dortmund

Die Hoffnungen, die Jadon Sancho einst mit der Rückkehr in seine Heimat verband, waren nur allzu verständlich, dennoch lösten sie sich nach und nach in Luft auf. Alles Schall und Rauch. Weder konnte er sich in den Fokus des englischen Nationaltrainers Gareth Southgate spielen, noch konnte er der Premier League seinen spielerischen Stempel aufdrücken.

Sanchos sportliche Heimat, sie liegt woanders. Rund 700 Kilometer südöstlicher – im 81.000 Zuschauer fassenden Westfalenstadion. Dort, wo der Engländer seine größten Erfolge feiern konnte.

13. Mai 2021: Jadon Sancho schießt den BVB in seinem bis dato letzten Spiel für die Westfalen zum DFB-Pokal-Sieg. Im Finale von Berlin schnürt der Engländer beim 4:1-Erfolg über RB Leipzig einen Doppelpack.

Kritiker von Rückholaktionen gibt es im Umfeld von Borussia Dortmund zuhauf. Ein Blick in die jüngere Vereinsvergangenheit dürfte ihnen in den meisten Fällen sicher recht geben. Nuri Sahin, Shinji Kagawa oder Mario Götze – sie alle konnten aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr an ihr Leistungsvermögen aus alten Dortmunder Tagen anknüpfen.

Doch Jadon Sancho ist kein Profi wie jeder andere. Seit seinem Abgang krankt das offensive Flügelspiel der Westfalen gewaltig.

Donyell Malen? Karim Adeyemi? BVB fehlt ein Offensivkünstler à la Jadon Sancho

Potenzielle Nachfolgelösungen wie Donyell Malen oder Karim Adeyemi enttäuschten beim BVB bislang auf ganzer Linie. Keiner von ihnen kann dem 22-jährigen bislang das Wasser reichen. Seine Klasse bleibt seit Sommer 2021 unerreicht.

Jenem spielerischen Aderlass muss Schwarz-Gelb seit dem Tribut zollen. Magere 25-mal konnte man den Ball im bisherigen Saisonverlauf im gegnerischen Tor unterbringen. Der BVB-Offensive fehlt Jadon Sancho – und einem Jadon Sancho fehlt ganz offensichtlich Borussia Dortmund.

Daher der eindringliche Appell an den BVB: Holt Jadon Sancho zurück an die Strobelallee!

Contra: Der BVB darf Jadon Sancho nicht zurückholen

Jadon Sancho hat eine mögliche Rückkehr zum BVB kürzlich selbst befeuert. Doch die Westfalen dürfen ihren Ex-Star unter keinen Umständen zurückholen, meint RUHR24-Redakteur Malte Schindel.

Der BVB steuert schnurstracks auf die Europa League zu. Die Westfalen müssen in der zweiten Saisonhälfte kräftig an Fahrt aufnehmen, um kommenden Sommer in die Metropolen Europas reisen zu dürfen, statt gegen Graz und Budapest spielen zu müssen. Dafür benötigt es einer Leistungssteigerung – oder neues Personal, doch in keinem Fall Jadon Sancho.

Der Gedanke trügt: Jadon Sancho ist nicht gleich Jadon Sancho

Manch ein BVB-Fan mag die Nachricht um ein mögliches BVB-Comeback des Flügelspielers freudig vernommenen haben. Doch der Gedanke trügt. Der Jadon Sancho von Manchester United ist längst nicht auf dem Niveau des Edeltechnikers zu Dortmunder Zeiten.

Jadon Sancho gibt im Trikot von Manchester United bislang keine gute Figur ab. Seit dem Spiel gegen den FC Chelsea am 22. Oktober kam er nicht mehr zum Einsatz.

Seine Daten lesen sich wie eine Gruselgeschichte. In 52 Einsätzen für Manchester United gelangen ihm magere 12 Scorerpunkte. In der laufenden Saison kommt er in der Premier League auf 2 Tore und 1 Vorlage in 10 Spielen. Er gab lediglich 6 Torschüsse ab und lieferte schwache 14 Torschussvorlagen.

Wenn der BVB seinen Kader erweitern sollte, dann mit Spielern, die das Team auf Anhieb verstärken können. Jadon Sancho hat mit „mentalen und körperlichen Problemen“ zu kämpfen, berichtete Manchester-Trainer Erik ten Hag jüngst. Ans Mannschaftstraining sei nicht zu denken. Der Cheftrainer könne keine Prognose abgeben, wann der 22-Jährige zurückkehre. Dieser Mann soll den BVB in die Champions League schießen?

Der BVB hat sich zu einer Wohlfühloase für gescheiterte Stars entwickelt

Zwar besitzt Sancho ein hohes Maß an Identifikation, doch wäre das Leitungsprinzip außer Kraft gesetzt. Damit muss endlich Schluss sein! Der BVB hat sich in den vergangenen Monaten zu einer Wohlfühloase für gescheiterte Stars entwickelt. Millionenschwere Konten, aberwitzige Auftritte.

Man ist fast geneigt zu sagen: Passt ja, Jadon Sancho würde sich perfekt in eine desolate BVB-Elf einfügen, in der spielt, wer gerade fit ist. In England soll er übrigens jährlich geschätzte zwölf Millionen Euro verdienen. Peanuts für den BVB. Ironie aus.

Der BVB und seine Rückholaktionen, das funktioniert nicht

Die Vergangenheit hat bereits gezeigt: Der BVB und Rückholaktionen, das funktioniert nicht. Beispiele gibt es zur Genüge: Shinji Kagawa, Nuri Sahin, Mario Götze, sie alle hatten den BVB verlassen, weil sie sich zu Höherem berufen fühlten, doch kehrten sie allesamt nach Dortmund ins gemachte Nest zurück und enttäuschten auf ganzer Linie. Jadon Sancho würde sich nahtlos anschließen.

Er würde sich selbst auch einen Gefallen tun, wenn er nicht ins Ruhrgebiet zurückkehren würde. So bliebe er den BVB-Fans als einer der besten Spieler der Vereinsgeschichte im Gedächtnis, und nicht als einer von vielen.

Rubriklistenbild: © Sportimage/Imago; Langer/Imago; Carsten Strübbe; Collage: Sabrina Wagner/RUHR24