BVB-Fans erheben ihre Stimme: DFL-Investoren-Plan spaltet die Liga
Der geplante Investoreneinstieg ist umstritten. Die BVB-Fans lehnen diesen ab – und tun dies lautstark kund. Zurecht. Ein Kommentar.
Dortmund – Dass Fans von Borussia Dortmund wehrhaft sind, haben sie in der Vergangenheit mehrfach bewiesen. Jüngst bei den Protesten gegen Katar. Unvergessen bleibt der Protestmarsch 2005, als der BVB kurz vor dem wirtschaftlichen Ende stand. Das Banner, das damals durch die Medien ging, trug die Aufschrift: „Not for sale“. Auch jetzt protestieren sie gegen den Einstieg durch Investoren – dieses Mal ist allerdings die gesamte Bundesliga betroffen.
BVB-Fans rufen zum Protest auf: Investoreneinstieg betrifft die ganze Bundesliga
Die BVB-Anhänger werden am Wochenende beim Spiel gegen Union Berlin gegen den Investoren-Plan der DFL demonstrieren. Sie machen das aus gutem Grund. Denn keine der Fragen, die sich bei einer derartig wegweisenden Entscheidung stellen, ist bisher auch nur ansatzweise beantwortet worden. Und nichts deutet darauf hin, dass die Fans, die das große Spiel erst möglich machen, am Ende davon profitieren werden, kommentiert Redakteurin Katharina Küpper.
Das „Höher-Schneller-Weiter“ der vergangenen Jahre hat die Profiteure des Fußballs – die Profis, Spielerberater und Funktionäre – reicher gemacht. Der Fan hatte wenig davon. Weshalb sollte er einer zusätzlichen Kapitalbeschaffung positiv gegenüberstehen?
BVB-Fans demonstrieren gegen DFL-Pläne: Geplanter Investoreneinstieg lässt viele Fragen unbeantwortet
Laut Deutschlandfunk liege noch kein konkretes Konzept vor. Es ist unklar, welche Rechte genau den Investoren, die am Ende logischerweise Geld mit der Anlage verdienen wollen, eingeräumt werden. Droht eine weitere Zerstückelung der Spieltage wie in anderen Ländern? Damit könnte man vielleicht mehr Geld generieren, würde aber gleichzeitig elementare Fan-Interessen torpedieren.
Unbeantwortet ist auch die Frage, wie das Geld verteilt wird. Wenn es um die Besserstellung des deutschen Fußballs im Vergleich zu anderen Ligen geht, dürften zunächst mal die Vereine der zweiten Liga und der unteren Bundesliga-Tabellenregionen wenig davon haben. Selbst die Fans der Spitzenklubs sind dagegen. Deswegen protestieren die BVB-Fans und die Anhänger anderer Vereine.
Alle BVB-Fans sind zur Teilnahme aufgerufen beim Aktionsspieltag gegen Union Berlin
Die Dortmunder Gefolgschaft hielt gegen den FC Bayern München das Banner in die Höhe „Manche sind gleicher“ – eine Anspielung auf George Orwells Farm der Tiere. Eine Fabel, in der die Schweine schleichend mehr Macht bekommen, während die anderen Tiere der Farm leer ausgehen, sogar darunter leiden. Obwohl diese den Erhalt der Farm erst möglich machten.

Das Bündnis Südtribüne Dortmund veröffentlichte am 3. April einen Aufruf. „Wir sind der Meinung, dass bei der DFL mit der Öffnung für Investoren in Kürze eine Entscheidung getroffen werden könnte, die die Sprengkraft hat, den deutschen Fußball nachhaltig und ein für alle Mal zu verändern – und dabei wohl erneut nicht zum Besseren aus Sicht von uns Fußballfans“, heißt es mitunter darin.
BVB-Fans gegen den Investoreneinstieg: DFL plant Nährboden für weitere Ungleichheit
Deswegen fordern sie „jeden einzelnen Borussen“ dazu auf: „Informiert euch über diese Thematik und äußert am Samstag euren Unmut über den geplanten Investoreneinstieg. Bereitet dabei gerne auch Schilder oder Spruchbänder vor“. Die Aktion werde zu Beginn der zweiten Halbzeit stattfinden – wenn die BVB-Profis traditionell auf die Südtribüne spielen.
Die unfassbaren Summen, die im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten in den Fußball gespült wurden, haben den Wettbewerb nicht befeuert, sondern in weiten Teilen zerstört. Die Unausgeglichenheit der Ligen ist in den letzten Jahren dramatisch gewachsen. Der Deutsche-Dauer-Meister heißt – Stand jetzt – FC Bayern München. Von den Zuständen der 00er-Jahre, als die Bundesliga noch fünf Deutsche Meister hatte, sind wir weit entfernt. Weshalb sollte zusätzliches Geld hier Abhilfe schaffen?
DFL-Plan „Investoreneinstieg“ ist unausgereift: Fans tun gut daran, ihre Stimme zu erheben
Bezeichnend dafür, dass der Plan „Investoreneinstieg“ unausgereift ist, ist die Entzweiung innerhalb der DFL. Es gibt viele kritische Stimmen. „Fußball ist wirklich was für Alle! Und entsprechend sollte dieser Gedanke auch prägend sein. Warum kommen die Menschen zum Fußball? Wegen des Spiels“, betont etwa Christian Keller, DFL-Aufsichtsratsmitglied und Geschäftsführer des 1. FC Köln bei Sport1. Und weiter:
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„Es darf nicht so sein, dass das Spiel irgendwann nur noch Mittel zum Zweck ist und der Kommerz und das Geld die treibende Kraft ist. Sondern ganz im Gegenteil. Das Geld und der Kommerz ist ein Mittel zum Zweck, damit das Spiel im Idealfall besser funktioniert!“ Der Investoreneinstieg stimmt nicht nur die Basis wütend, auch in der DFL selbst tönt die Skepsis.
Fans – nicht nur des BVB, sondern aller Vereine – wollen einen fairen Wettbewerb. Sie wollen eine Liga, die die Anhänger als Seele des Spiels betrachtet. Sie wollen faire Eintrittspreise, Kernspieltage und fanfreundliche Zustände in den Stadien und im Big Business Bundesliga. Dass diese Kerninteressen durch den Verkauf von Vermarktungsrechten an Investoren auf 25 Jahre in irgendeiner Form berücksichtigt werden, können sie im Moment nicht erkennen. Deshalb demonstrieren sie. Deshalb wollen sie Antworten. Und das ist gut so.
Dieser Kommentar entspricht der Meinung der Autorin und muss nicht unbedingt die Ansicht der gesamten Redaktion widerspiegeln.