Steigende Mieten

Vonovia kündigt Baustopp an – Grüne aus Dortmund fordern Klarheit

Vonovia aus Bochum will in diesem Jahr deutlich weniger bauen. Grund sind die steigenden Kosten. Es hagelt Kritik.

Update, Mittwoch (8. Februar), 9.00 Uhr: Bochum/Dortmund – Nach dem angekündigten Baustopp von Vonovia melden sich die Grünen aus Dortmund zu Wort. Sie befürchten Auswirkungen für Bauprojekte in der Region. „In der Stadt bräuchten wir jährlich 2.000 neue Wohnungen, vor allem im geförderten Wohnungsbau. Die Zahlen werden schon heute nicht erreicht. Wenn es jetzt noch einen Baustopp bei den Wohnungsunternehmen gibt, ist das eine Katastrophe“, so Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der Grünen. Es liege nun an Vonovia, aber auch den betroffenen Städten, Lösungen zu finden.

Vonovia kündigt Baustopp an – nicht nur in Bochum könnten die Mieten steigen

Erstmeldung, Dienstag (1. Februar), 21.16 Uhr: Eine bezahlbare Wohnung in einer großen Stadt wie Dortmund oder Bochum zu finden, ist eine Herausforderung. Immer wieder gibt es Bauprojekte im Ruhrgebiet, die dem entgegenwirken sollen. In Bochum wird aus einem Fußballplatz eine neue Wohnsiedlung mit Kita. Der größte deutsche Vermieter Vonovia tritt jetzt allerdings auf die Bremse und kündigt einen Baustopp an.

Die Preise in allen Bereichen sind in den letzten Monaten mächtig gestiegen. Grund sind die Folgen der Pandemie, aber auch die Energiekrise. Wer in einen Neubau investieren will, muss deutlich mehr Geld in die Hand nehmen, als noch vor 10 Jahren. Das merkt auch das Wohnungsunternehmen Vonovia. In diesem Jahr soll es deshalb keine Neubauprojekte geben, wie WAZ und Handelsblatt berichten.

Laut Vonovia-Vorstandschef Daniel Riedl könnten die Mieten unter anderem in Bochum wegen des Baustopps steigen, den konkret der Bochumer Dax-Konzern angekündigt hat. Grund sollen hohe Zinsen und Baukosten seien. Auch die mangelhafte Förderung der Bundesregierung sei ein Grund (mehr News aus NRW bei RUHR24).

Baustopp bei Vonovia aus Bochum – Regierung soll Förderung erhöhen

Als Ausgleich will Vonovia mehr in Häuser mit Fertigbauteilen investieren. Dadurch soll Geld für Handwerker und wertvolle Zeit gespart werden. Auch deshalb ist Vonovia beim Start-up Gropyus aus Wien eingestiegen. Das Unternehmen baut sogenannte Holz-Hybrid Häuser. Einige Teile beim Hausbau können dabei durch den nachwachsenden Rohstoff Holz ersetzt werden.

Vonovia will diese Bauweise etablieren, allerdings konventionelle Häuser nicht komplett ausschließen, wie aus einem Interview mit der WAZ hervorgeht. Und hier liegt genau das Problem. Denn es soll keinen Beginn von herkömmlichen Neubauprojekten in diesem Jahr geben, wie Vonovia-Vorstandchef Daniel Riedl erklärt (mehr News aus Bochum bei RUHR24).

„Wir müssen abwarten, bis uns Kapital wieder zu akzeptabler Verzinsung zur Verfügung steht oder die entsprechende Förderung bauen ermöglicht“, heißt es von Vonovia. Davon betroffen sind längst nicht nur Projekte im Ruhrgebiet. Vonovia besitzt als größter deutscher Vermieter mehr als eine halbe Million Wohneinheiten und baut normalerweise auch jährlich neue dazu.

„Wir brauchen Wohnungen, die 8 Euro pro Quadratmeter kosten“ – Vonovia äußert Kritik an Regierung

Die Folge der gestiegenen Baukosten ist, dass Vonovia viel höhere Mieten für eine Neubau- oder frisch renovierte Wohnung nehmen müsste. 20 Euro pro Quadratmeter seien allerdings für Städte in NRW viel zu hoch. „Das kann man vielleicht in München oder Frankfurt nehmen“, meint das Unternehmen. Vonovia hofft deshalb, dass der Staat eingreift, auch damit der energieeffiziente Ausbau weiter gehen kann.

Vonovia aus Bochum baut in diesem Jahr keine neuen Wohnungen.

„Ein Eingriff des Staates wird deshalb nötig sein, um auch weiterhin Neubau wirtschaftlich realisieren zu können. Und man darf nicht vergessen: Wir brauchen auch Wohnungen, die 8 oder 9 Euro Miete pro Quadratmeter kosten“, heißt es auf Nachfrage von RUHR24 seitens Vonovia.

Bund übt Kritik an Baustopp von Vonovia – könne sich nicht aus der Verantwortung nehmen

Vom Bundesbauministerium gibt es kräftig Kritik für die Ansage, aktuell keine neuen Wohnungen zu bauen, wie das Handelsblatt berichtet. Auch in turbulenten Zeiten könne sich Vonovia nicht aus der Verantwortung nehmen, heißt es aus dem Ministerium.

Doch man sieht nicht nur den Wohnungskonzern in der Verantwortung. Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Ulrich Lange, sieht die Schuld auch bei der Baupolitik der Ampelregierung, wie das Handelsblatt berichtet.

Vonovia aus Bochum äußert sich zu Kritik aus der Politik – „übernehmen Verantwortung“

Gegenüber RUHR24 äußert sich Vonovia zu dem Vorwurf, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Per Mail heißt es: „Wir wollen Teil der Lösung sein und die Lage auf dem Wohnungsmarkt entspannen. Serieller Wohnungsbau in Holz-Hybrid bietet eine Möglichkeit, attraktiven, bezahlbaren und klimafreundlichen Wohnungsbau zu realisieren. (…) Wir übernehmen Verantwortung“.

Deutschlands größter Vermieter Vonovia äußert sich zum Vorwurf, keine Verantwortung zu übernehmen.

Auf die Frage hin, was sich Vonovia von der Politik wünsche, erklärt Silke Hoock seitens des Bochumer Wohnungsunternehmens: „Als Bauträger brauchen Sie stabile Rahmenbedingungen. Das ist genau das, was wir im Moment nicht haben. Zumal auch eine bewährte Förderung für energieeffizientes Bauen gestrichen wurde“. Man wünsche sich auch die Rückkehr zu einer Förderung nach der jeweiligen Energieklasse.

Rubriklistenbild: © Ina Fassbender/Imago

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