Bibbernde Kinder
Bochumer Schüler müssen in Klassenräumen frieren – „teils nur 14 Grad“
Wegen der Energiekrise sind die Klassenräume an Bochumer Schulen kälter. Das hat Auswirkungen auf den Schulalltag – und die Laune der Anwesenden.
Bochum – Infolge der Energiekrise sind nicht nur private Haushalte dazu angehalten, Strom und Gas zu sparen. Auch öffentliche Einrichtungen haben mit dem Thema zu kämpfen haben. An Bochumer Schulen sorgt das allerdings vereinzelt für bibbernde Kinder – und wenig Freude am Lernen.
In mehreren Bochumer Schulen zittern Schüler und Lehrkräfte – Heizungen gehen in die Knie
Eigentlich war die Vorgabe des Schulministeriums, das sich klar für den Schulbetrieb in Präsenz ausgesprochen hat, klar: In den Klassenräumen in NRW solle „eine Mindesttemperatur von 20 Grad Celsius bei leicht sitzenden Tätigkeiten“ herrschen.
Doch in den Klassenräumen der Werner-von-Siemens-Schule im Bochumer Nordosten hüllen sich die Schüler jetzt in dicke Jacken. „Die empfohlenen 20 Grad Celsius erreichen wir in keinem Klassenraum, die Temperaturen sind deutlich niedriger“, erklärt die Leiterin Ute Meyer-Lerch gegenüber der WAZ.
Temperaturen in Bochumer Schulen fallen auf bis zu 14 Grad – Schüler kuscheln sich in dicke Jacken
Nicht überall sind die teils veralteten Heizungssysteme in den maroden Schulgebäuden der eisigen Kälte draußen gewachsen. An der Werner-von-Siemens-Schule hatte zudem ein mehrtägiger Heizungsausfall „zu einem rasanten Temperaturabfall“ geführt, so die Leiterin weiter.
Die Folge dürfte wohl weder den Lehrkräften noch den Schülern gefallen haben: Nur noch 14 Grad Celsius betrug die Temperatur teilweise. Maßgeblich zum ungemütlichen Klima trugen zudem die fünfminütigen Lüftungsphasen bei, die wegen Corona immer noch alle 20 Minuten vorgegeben sind – auf Dauer sicherlich sehr erfrischend bei den mitunter herrschenden Minusgraden.
Heizungssysteme in Bochumer Schulen teilweise veraltet – „keine individuelle Raumregelung möglich“
Stichwort Heizungen: Die seien an zahlreichen Bochumer Schulen zwar meistens funktionsfähig, allerdings sei wegen ihres fortgeschrittenen Alters „keine individuelle Raumregelung möglich“, so Thomas Glaß, Leiter der Technischen Beruflichen Schule 1 gegenüber der WAZ. Auch andere Schulen in Bochum hätten mit den Heizkörpern so ihre Probleme, heißt es.
Deshalb wird auch dort während der Energiekrise nicht nur gelernt, sondern auch kräftig gezittert – auch außerhalb von Tests und Klausuren. An der Frauenlobschule fiel die Temperatur – und damit auch die Laune der Anwesenden stark ab. 14 bis 16 Grad herrschten in den Räumen.
Bochumer Lehrer klagen über frierende Kinder und Kollegen – Stadt bestätigt drei Fälle
„Drei Tage mussten die Kinder und Lehrer*innen frieren“, erklärt die stellvertretende Schulleiterin. Nach mehreren Telefonaten mit dem Schulamt konnte die Temperatur wieder auf 20 Grad angehoben werden – zumindest in den Klassenräumen. Auf den Fluren und im Lehrerzimmer sei es weiterhin kalt, berichtet die WAZ.
Auf Nachfrage der WAZ bestätigte die Stadt auch, dass ihr drei Schulen bekannt seien, an denen die Heizungen den Geist aufgegeben haben. Immerhin: Im Regelfall könnten „die Ursachen kurzfristig durch ein Nachjustieren oder durch kleinere Reparaturen behoben werden“, so Nina Klein, Sprecherin der Stadt Bochum.
Aktuell würden „an zahlreichen Schulen Heizungs-Komponenten wie Pumpen erneuert und/oder Steuerungen erweitert“. Besonders in Turnhallen sei es allerdings weiterhin sehr kalt, das Krankheitsrisiko bei Lehrkräften und Schülern entsprechend hoch. Die Stadt Bochum erklärte, dass die dort geltende Mindesttemperatur von 15 Grad Celsius das Resultat „der beschlossenen Energiesparmaßnahmen der Stadt“ sei.
In anderen Bochumer Klassenzimmern schaffen Heizungen die vorgegeben 20 Grad
Immerhin scheint die Lage an anderen Standorten in Bochum stabil zu sein. In den Klassenräumen der Nelson-Mandela-Schule in Langendreer erreiche man nach dem Lüften „schnell wieder eine Raumtemperatur von ca. 19 bis 20 Grad Celsius“, erklärt die Schulleiterin, Claudia Aldibas.
Auch in der Hellweg- oder der Schiller-Schule sei die Situation erträglich. Die Heizungen täten hier ihren Dienst, dennoch drückten die Schülerinnen und Schüler hier teilweise in dicken Winterjacken die Schulbank.
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