Kriminalstatistik für 2022
Polizeipräsident erklärt: Darum lebt es sich in Bochum so sicher
In Bochum haben die Kriminalfälle nach Corona wieder zugelegt. Doch Polizeipräsident Jörg Lukat sagt: „Hier lebt es sich sicher“. Warum ist das so?
Bochum – „Du Blume im Revier“ sang Herbert Grönemeyer einst über Bochum. Ob er damals schon ahnte, dass die Stadt an der Ruhr inmitten der übrigen Städte im Ruhrgebiet eine kriminalistische Besonderheit darstellt?
Polizei Bochum: „Hier lebt es sich recht sicher“
„In Bochum lebt es sich jedenfalls recht sicher“, resümierte Bochums Polizeipräsident Jörg Lukat bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2022 nun. Zwar sei die Gesamtzahl der Kriminalfälle 2022 im Vergleich zu 2021 in allen Bereichen um sieben Prozent gestiegen. Doch das, so Lukat, liege daran, dass sich mit fallenden Corona-Beschränkungen mehr „Tatgelegenheiten“ ergeben hätten.
Den größten Anteil am Anstieg der Kriminalzahlen für Bochum machten 2022 Betrugsfälle aus – etwa Tankbetrüger, die ohne die Zeche zu zahlen davonfuhren. Hinzukam eine ganze Reihe an Warenbetrug im Internet, die inzwischen berüchtigte „Whatsapp-Masche“ und die sogenannten „Schock-Anrufe.“
Bochum ist deutlich sicherer, als andere Großstädte wie Dortmund oder Duisburg
Wie Bochum in Sachen Kriminalität mit anderen Großstädten abschneidet, zeigt ein Vergleich nach „Häufigkeitszahl“, also die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner.
In 2022 wiesen die zum Polizeipräsidium Bochum zugehörigen Städte Bochum, Herne und Witten eine Häufigkeitszahl von 8499 auf. Heißt: Pro 100.000 Einwohner wurden 2022 genau 8499 Straftaten begangen. Das liegt zwar leicht über dem NRW-Schnitt von 7624, aber deutlich niedriger als in Städten wie Dortmund (10.117) und Duisburg (9365). Zum Vergleich: Städte wie Berlin oder Frankfurt weisen Werte von 12.000 bis 13.000 auf.
In Bochum wurde „Sozialkontrolle noch nicht aufgegeben“
Was ist in Bochum anders als in anderen Städten? Die Polizei Bochum kann darauf keine endgültige Antwort liefern, ist auf Sozialstudien angewiesen. Polizeipräsident Jörg Lukat hat aber einen Erklärungsansatz: „In Bochum wurde die Sozialkontrolle noch nicht aufgegeben.“
Heißt: Hier gibt es keine Ecken, wo sich die Bürger nicht hintrauen. No-Go-Areas in Bochum? Fehlanzeige. Die Bochumer würden ihren Raum als sicher wahrnehmen und diesen im Umkehrschluss keinen Kriminellen überlassen. Das – was soll ein Polizeipräsident auch anderes sagen – liege natürlich auch an der Arbeit der Polizei.
Sozialstruktur in Bochum anders, als in anderen Städten
Ralf Gromann, Leitender Kriminaldirektor in Bochum, sieht hingegen die Sozialstruktur in Bochum anders, als in anderen Ballungszentren. Und in der Tat: eine Nordstadt wie in Dortmund gibt es in Bochum nicht. Doch auch Polizeipräsident Jörg Lukat weiß: „In Bochum ist auch nicht überall Stiepel“.
Damit verweist der Polizei-Chef auf den kriminalistisch eher ruhigen Bezirk im Süden der Stadt, dem eher heißere Pflaster wie Teile Wattenscheids oder des Bermudadreiecks gegenüberstehen.
Polizei Bochum ergreift Maßnahmen im Bermudadreieck Bochum
Im letzteren hatte die Polizei vor allem in der Brüderstraße eine negative Entwicklung festgestellt. Illegale Machenschaften in Cafés und Bars, Poser auf den Straßen – das Bermudadreieck schien kurzzeitig auf dem Kipppunkt. Die Polizei steuerte immer wieder mit Razzien gegen. „Der Druck ist da jetzt wieder weg“, sagt Lukat.
Mehr Druck in Bochum gibt es dagegen in Sachen Computerkriminalität. Datenklau, Softwaremanipulation, Überweisungsbetrug: Die Zahlen steigen in diesem Feld seit Jahren an. 785 Fälle wurden 2022 angezeigt, 2019 waren es noch 377. Gromann: „Dieser Anstieg ist mit der fortschreitenden Digitalisierung zu erklären.“
Sexualdelikte in Bochum auf hohem Niveau
Hier ein paar weitere Statistiken der Polizei Bochum:
- Wohnungseinbrüche: Die Zahl der Wohnungseinbrüche liegt weiter deutlich unter dem langjährigen Mittel, stieg 2022 im Vergleich zu 2021 aber leicht an (wieder weniger Home-Office).
- Sexualdelikte: Die Fallzahlen im Bereich der Sexualdelikte sinken leicht, bleiben aber auf hohem Niveau. (2019: 282 Fälle; 2020: 410 Fälle; 2021: 586 Fälle; 2022: 546 Fälle).
- Gewaltkriminalität (Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Raub, etc.): Leichter Anstieg in 2022 zu 2021 (von 957 zu 1123 Fällen), aber deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Jahren vor Corona.
Auf die gehäuften Sexualdelikte will die Polizei Bochum in Zukunft einen Ermittlungsschwerpunkt richten. Leitender Kriminaldirektor Ralf Gromann bezeichnet das Feld als „größtes Behördenziel“ des Bochumer Polizeipräsidiums, zumal in diesem Bereich häufig Kinder die Opfer seien (Missbrauch, Pornografie).
Rubriklistenbild: © Daniele Giustolisi/RUHR24 (Collage)